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Rudolf Meures (1954-2014): „Das letzte große Loslassen“

3_HoffnungVon Corinna Leibig. Bilder Rudolf Meures.

„Am 2. Mai 2014 erfährt Herr Meures, dass er einen Tumor im Gehirn hat. Der Tumor wird entfernt und dabei werden Metastasen im gesamten Lymphsystem festgestellt. Er entscheidet sich, seine letzte Lebenszeit im Hospiz Advena zu verbringen.

Früher hat er viele Jahre als Gebäudereiniger und später 10 Jahre als Sicherheitsassistent gearbeitet. Zwischendurch war er auch Lebenskünstler, sagt er, und auch ein echter Künstler: An den Wänden seines Zimmers im Hospiz hängen große Seidentücher – von ihm in liebevoller Handarbeit bemalt. Kleine selbstbemalte bunte Vögel baumeln vor seinem Fenster. Die gibt es auch als Engel, erzählt er: Als er in einem Amt in Wiesbaden an der Pforte gearbeitet hat, hat er zu Weihnachten jedem der 300 Angestellten einen selbstgebastelten Fenster-Engel geschenkt.

Er sagt, dass er schon ewig keinen Pinsel mehr in die Hand genommen hat, und ich frage ihn, ob er wieder Lust dazu hätte. Er bejaht: So langsam könne er es sich wieder vorstellen, jetzt wo er fast alles geregelt habe und er hier bei uns zur Ruhe kommen darf. Und so malt Herr Meures, bevor er stirbt, acht wunderschöne Aquarelle mit viel Achtsamkeit und Geschick. Auffällig ist die ausdrucksstarke und lebensfrohe Farbgebung. Ein freier und abstrakter Ausdruck sprechen ihm jetzt aus der Seele.

Einen Tag vor seinem Tod erzählt er, dass es so schwer wäre, das große, letzte Loslassen. Ich frage ihn, ob es denn etwas Spezielles gäbe, dass er schwer loslassen könne – `Ja!´, sagte er: `Meine letzten Erfahrungen, besonders die Freude beim Malen meiner Bilder.´“

Ausstellungseröffnung „Das letzte große Loslassen – Aquarelle von Rudolf Meures“, 1. November, 14 Uhr, Hospiz Advena, Bahnstraße 9b, Wiesbaden-Erbenheim