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Das große 2×5-Interview: Ulf Glasenhardt, KUZ Mainz-Chef, 43 Jahre

Interview: David Gutsche. Foto: Jana Kay.

Wann und wie geht es los mit dem neuen KUZ?
Es geht von 0 auf 100 los. Der Umbau wurde abgeschlossen. Wir haben alle Abläufe organisiert und müssen uns noch im Praktischen finden. Die Eröffnungswoche steigt vom 14. bis 22. Dezember mit vielen Local Heroes. Dann gibt es noch eine Party am 1. Weihnachtsfeiertag und die große Silvesternacht. Danach haben wir ein paar Tage Zeit, um das Erprobte einzusortieren und nachzusteuern. Das reguläre Programm startet dann ab dem 10. Januar mit dem Selig-Sänger Jan Plewka, Erobique, Pussy Riot und weiteren Acts. Das werden schöne Abende für Mainz – und für unser Team in Zukunft lange Nächte.

Welche Art von Veranstaltungen wird es geben?
Wir planen im ersten Jahr mit etwa 50 Konzerten. Dazu kommen Lesungen, Comedy, Theater und Kleinkunst. Dazu wird das KUZ auch für Vermietungen genutzt. Die machen etwa 30 Prozent der Gesamtevents aus. Also vor allem Business-Events, Tagungen und kleinere Ausstellungen. Es werden natürlich auch regelmäßig Partys stattfinden, überwiegend am Wochenende. Wann genau aber was läuft, sind wir gerade am planen und können daher noch nicht so viel verraten.

Sprecht ihr eine bestimmte Zielgruppe an, und wird es den Biergarten noch geben?
Grundsätzlich möchten wir, dass so viele Menschen am KUZ partizipieren wie nur möglich. Dementsprechend breit streuen wir unser Programm, und dementsprechend schwierig fällt es, nur von einer Zielgruppe zu sprechen. Klar, bei den Partys wird das Publikum jünger sein. Bei den Konzerten kann es dann aber wieder ganz anders aussehen. Für die „Kleinen“ wird auf jeden Fall „Kids im KUZ“ wieder mit dabei sein, geplant von Joe Trautmann, einem der ehemaligen KUZ-Betreiber. Der neue Biergarten schließt an die Kopfseite des Gebäudes Richtung Fort Malakoff Terrasse an. Dort planen wir auch die Gastronomie einzurichten. Er wird dadurch kleiner als der alte, dafür aber veranstaltungsunabhängig geöffnet sein.

Wie viele Räume hat das KUZ nun, und wie sieht euer Team aus?
Ganz vorne wird das kleine „Waschhaus“ mit der Gastronomie sein. Die große „Werkhalle“ im Erdgeschoss fasst circa tausend Personen für alle größeren Events. Und im ersten Stock gibt es den „Lehrsaal“. Hier finden Theater, Lesungen, kleinere Konzerte oder Seminare statt. Der Saal bietet bestuhlt Platz für 200 Personen. Da befinden sich auch der Catering Raum, das Lager, der Backstage-Bereich und die Büros für etwa sechs Leute. Wir haben ein gutes Team zusammen gestellt, einige Aushilfen von damals sind auch wieder dabei.

Mit mainzplus ist das KUZ auch erstmals in städtischer Hand. Eine komfortable schwarze Null darf am Ende dastehen. Welche Vor- und Nachteile hat das?
Nachteile sehe ich da keine. Ich komme aus einem kleineren Kulturzentrum, wo ich mich nicht nur mit dem Programm an sich beschäftigen musste, sondern auch mit Finanzbuchhaltung, Getränkebestellungen, Aushilfen etc. Das hilft es jetzt, wenn man sich auf die eigenen Stärken konzentrieren und auf die Struktur von mainzplus zurückgreifen kann. Außerdem können wir durch dieses Konstrukt auch kleineren Initiativen Raum bieten, das ist eine schöne Sache, wenn wir so etwas durch größere Acts mitfinanzieren. So wird das Kulturprogramm vielseitiger. Natürlich mögen wir für den einen oder anderen auch ungeliebte Konkurrenz sein. Die Veranstalter-Szene im Rhein-Main-Gebiet ist ja relativ groß, da muss man sich nichts vormachen. Aber das neue KUZ wird im Endeffekt vieles beleben, sowohl das Geschäft als auch die gesamte Kulturszene, vor allem natürlich in Mainz.

MENSCH

Du kommst eigentlich aus Wiesbaden – war oder ist das ein Thema „auf der anderen Seite“?
Ich habe da Veranstaltungskaufmann gelernt und wohne auch in Wiesbaden. Wir haben dort vor 15 Jahren einen Kulturverein gegründet und so den Kulturpalast aufgebaut. Das Ganze ist für mich schließlich zum Beruf geworden. Eine Stufe vor dem KUZ sozusagen, mit Acts wie Harry Rowohlt, Wladimir Kaminer, Serdar Somuncu und vielen kleineren Konzerten. Vor etwa drei Jahren habe ich dann im sensor die Stellenausschreibung gesehen (lacht). Dass ich aus Wiesbaden kam, war eher zweitrangig. Das spielt bei der Kulturszene auch keine Rolle. Die meisten Leute aus Mainz und Wiesbaden kennen sich da sowieso.

Sozialisiert wurdest du aber eher als Dorfpunk?
Naja, als Dorfpunk habe ich mich nie gesehen. Ich komme zwar aus ursprünglich aus Wingsbach, einem 800 Einwohner Dorf bei Taunusstein, bin aber in Wiesbaden zur Schule gegangen. Mit Musik hatte ich nie viel am Hut, erst später mit um die 20 etwas Punk vielleicht. Als Jugendlicher habe ich mehr Sport gemacht: Fußball, Tischtennis, viel im Verein. Musikalisch sozialisiert wurde ich durch meine Arbeit im Kulturpalast. Da hat man sich zwangsläufig viel mit Musik beschäftigt. Später habe ich in diversen Clubs in Wiesbaden aufgelegt, überwiegend Gitarrenmusik, also alles im Indie/Alternative Bereich. Das ist aber in den letzten Jahren immer weniger geworden. Im KUZ wird man mich also wohl nicht am DJ-Pult sehen.

Du bist USA-Fan, vor allem Las Vegas und San Francisco haben es dir angetan?
Ich war in den letzten Jahren einige Male mit meiner Partnerin im Südwesten der USA, und San Francisco ist am Abstand die spannendste und schönste Stadt, die ich auf all unseren USA-Reisen kennenlernen durfte. Ansonsten reizen mich im Südwesten eher die abwechslungsreiche Natur und die vielen Nationalparks. Las Vegas ist auch spannend, diese Absurdität mitten in der Wüste. Im Gegensatz vom restlichen eher prüden Amerika wird dort alles komplett über Bord geworfen. Aber nach zwei Tagen reicht mir das dann auch. Als nächstes würde ich gerne mal nach Afrika oder Asien reisen.

Du bist großer Fleischworscht-Connaisseur. Gibt es auf diesem Gebiet Unterschiede zwischen Mainz und Wiesbaden, und wie schätzt du die Städte generell ein?
Ich bin in Wiesbaden und Mainz immer am gleichen Stand der Metzgerei Haas. Die wundern sich wahrscheinlich schon, warum die mich ständig in beiden Städten sehen und denken schon, ich sei fleischwurstsüchtig. Mainz hat für mich die größere Gelassenheit, die Leute sind etwas lockerer und die Stadt etwas jünger durch die Studenten. Wiesbaden hat musikalisch wahrscheinlich die größere Live-Szene, mehr Konzerte, würde ich sagen. Das KUZ tut da Mainz bestimmt nochmal gut. Die Kulturszene erhält frischen Wind, und es wird auch sicher viele Wiesbadener nach Mainz locken.

Und wann ziehst du jetzt nach Mainz?
Da müsste ich erst einmal meine Partnerin überzeugen. Sag niemals nie …

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