Eigentlich wollte ich diese Kolumne der „Musikstadt Wiesbaden“ widmen. Doch dann las ich auf der Facebookseite des Wiesbadener Kuriers die Kommentare zu der Nachricht, dass Wiesbaden in Biebrich in Wohncontainern 260 syrische Bürgerkriegsflüchtlinge aufnehmen wird. Daraufhin änderte ich meinen Plan.
Neben vielen positiven Kommentaren gab es auch etliche, die sich wie ein Best-of des Stammtisch-Rassismus lesen. Natürlich durfte die Frage nicht fehlen: „Warum kommen die immer zu uns? Wir haben genug.“ Andere Länder sollten auch endlich Flüchtlinge aufnehmen. Auch auf die Steuergelder, die hier verschwendet würden, wurde hingewiesen. Dass die Flüchtlinge sich hier auf Kosten der Steuerzahler einen faulen Lenz machen werden, steht für einige Kommentatoren ebenso fest. Und dass man nun Angst haben müsse, nachts alleine durch Biebrich zu gehen.
Dieser Zynismus macht mich fertig. Ich will mir gar nicht vorstellen, was diese Menschen alles erleiden mussten. Und diesen Dummbratzen fällt nichts Besseres ein, als ihren menschenverachtenden Schwachsinn zu posten. Deshalb der Versuch, dem Schwachsinn ein paar Fakten gegenüberzustellen.
Laut UNO-Flüchtlingshilfe waren bis Ende 2013 rund 51 Millionen Menschen auf der Flucht, so viele wie seit dem 2. Weltkrieg nicht mehr. Allein aus Syrien flohen bis dahin rund 2,4 Millionen Menschen. Die Top-5 der Aufnahmeländer von Flüchtlingen waren bis Ende 2013 Pakistan, Iran, Libanon, Jordanien und die Türkei, die jeweils zwischen 600.000 und 1,6 Millionen Flüchtlinge aufgenommen haben. Selbst zusammengerechnet haben diese Länder ein Bruttoinlandsprodukt, das nicht einmal halb so groß ist wie das Deutschlands. Laut Aussage des Bundesamts für Migration hat Deutschland bis jetzt rund 5.000 syrische Flüchtlinge aufgenommen. Insgesamt könnten es bis zu 20.000 werden. Angesichts dieser Zahlen kann man wirklich nicht behaupten, Deutschland würde jeden Flüchtling aufnehmen, der hierher will.
Ob damit Steuergelder verschwendet werden, liegt im Auge des Betrachters. Aber es gibt genügend Fälle in Deutschland, in denen Steuergelder leichtfertiger ausgegeben werden, als bei der humanitären Hilfe.
Man sollte auch nicht vergessen, das Deutschland der drittgrößte Waffenexporteur der Welt ist. Die Annahme, dass auch mit deutschen Waffen in den Bürgerkriegen dieser Welt gekämpft wird und die Menschen auch vor diesen Waffen fliehen, liegt da nicht fern.
Ich könnte noch einige Fakten mehr erwähnen, doch dafür fehlt der Platz. Deshalb mache ich es kurz: Ihr Stammtisch-Rassisten liegt falsch. Refugees welcome!
Kürzlich wurde im Presseclub Wiesbaden über die Frage debattiert, wie cool Wiesbaden ist. Wenn man diese menschenverachtenden Kommentare gelesen hat, kann die Antwort nur lauten: noch nicht cool genug.
Endlich! Ich bin so froh, dass das hier an dieser Stelle mal so deutlich gesagt wird!
Und richtig: So viel Platz ist gar nicht, wie man darüber schreiben müsste, wie falsch diese nationalistisch, rückwärtsgewandten Gartenzwerge liegen.
Danke!
Die Frage lautet nur: Warum bringt man sie nicht in Sonnenberg unter?