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Geschäft des Monats: Bastlerquelle Stiefvater, Rheinstraße 59

_mg_7502 Von Anja Baumgart-Pietsch, Fotos Kai Pelka

Mit Schwung saust die winzige Drohne auf mich zu und dreht dabei sogar noch ein paar Loopings. Das Teil ist kaum größer als eine Espressotasse, blinkt blau und kann einige Kunststücke vollführen. „Wir haben aber auch große Quadrocopter, mit denen man filmen kann“, sagt Martin Schröder, Inhaber der „Bastlerquelle Stiefvater“ – einem Laden mit 75jähriger Tradition, dessen Namen jeder echte Wiesbadener, ob Bastler oder nicht, kennt. „Deswegen haben wir ihn auch beibehalten“, sagt Schröder, „der ist einfach ein Begriff in der Stadt.“ Sein Vater war in den fünfziger Jahren Lehrling bei Gründer Julius Stiefvater und übernahm den Betrieb später, noch in der Schwalbacher Straße. Von dort ging es vor elf Jahren in die Rheinstraße. Martin Schröder ließ sich zwar erst mal etwas anderen Wind um die Nase wehen, fand es dann aber auch passend für sich, den originellen Nischen-Laden zu übernehmen.

Anlaufstelle auch für Architekturstudenten

Der mittlerweile 77-jährige Vater ist immer noch mit von der Partie. Bei Stiefvater gibt es alles für den Tüftler und vieles, was man sonst nicht findet. Modellbau ist ein Schwerpunkt, mit „Zutaten“ für alles von Eisenbahn über Autos, Militärfahrzeuge, Bauwerke, Schiffe, Dampfmaschinen bis zum Puppenhaus. Aber auch Architekturstudenten, die im Studium Häusermodelle bauen müssen, werden hier fündig. Für sie gibt es sogar getrocknete Schafgarbe-Pflanzen, die als Baum-Attrappen dienen. Und von den Papiermodellbogen der Firma Schreiber, mit denen man zum Beispiel einen Limesturm, aber auch den schiefen Turm von Pisa nachbauen kann, bis zum originalgetreuen Ferrari oder zur Weltraumrakete ist alles dabei, was das Bastlerherz begehrt. Die große Modelleisenbahnauswahl begeistere mittlerweile hauptsächlich ältere Herren, sagt Martin Schröder, der selbst in seiner knapp bemessenen Freizeit nicht mehr bastelt: „Aber natürlich kenne ich mich schon mit den meisten Arbeitsgängen aus.“

Gute Beratung ist bei einem Fachgeschäft dieser Art selbstverständlich. Zum Beispiel, wenn den Kunden die riesige Auswahl von Klebstoffen – vom Alleskleber bis zu Spezialklebern für Glas, Porzellan oder jeden anderen Werkstoff – überfordert. Winzige Schräubchen, mit denen man auch mal eine Brille reparieren kann, aber auch Holz auf Maß zugeschnitten, ist dabei. Sein Laden sei kein Baumarkt und kein Spielzeugladen, meint Martin Schröder. Das Sortiment ist riesig und stellt Menschen mit den unterschiedlichsten Hobbys zufrieden. Perlen und Pailletten sind dabei, Schnitzmesser und Pinselreiniger, kleine Präzisionswerkzeuge, mit denen man eben nicht bohrhammermäßig Wände durchlöchern, sondern winzige Löcher bohren kann, kleine Fräsmaschinen, eine Miniatur-Drehbank und eine enorme Auswahl von Schiffsschrauben für Modellschiffe.

Handy-Alternative für Kids – und ihre Väter

Zu Weihnachten gibt es dann noch eine Auswahl traditionellen Weihnachtsschmucks: Herrnhuter Sterne zum Beispiel, die man selbst aufwendig zusammenstecken muss. Wer sich das ersparen will, nimmt einen „Annaberger Faltstern“. Und Weihnachtsgeschenkideen findet man in Hülle und Fülle. Gerade, wenn Eltern mit ihren Kindern zusammen etwas basteln möchten, gibt es dafür hier haufenweise Inspiration. „Man muss den Kindern heute ja meist einen kleinen Schubs geben, wenn man sie vom Handy wegkriegen will“, weiß Schröder. Das gelingt entweder mit den Drohnen oder Automodellen, aber vielleicht ja auch mit Spielzeug Marke „pädagogisch wertvoll“, das nach einfachsten Prinzipien gebaut wird, aber zum Wettbewerb herausfordert, wie das „Mausefallenauto“. „Manche Väter fangen dann richtig mit Tuning an“, hat Schröder beobachtet. Oder vielleicht einen Metallbaukasten? „Da kann man mit dem Kran auch wirklich was heben, ein Lego-Kran kippt ja viel schneller um“, so Schröder. Vieles ist auch tatsächlich noch „Made in Germany“, „obwohl es auch hier immer mehr Fernost-Ware gibt“, berichtet Schröder. Und noch etwas hat er im Sortiment, was man sonst suchen muss: Petroleumlampen aller Art. „Wenn mal der Strom ausfällt, eine ziemlich gute Möglichkeit für den Notfall. Und sonst eine sehr gemütliche Beleuchtungsart.“