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Geschäft des Monats: Schönwetterfront, Scheffelstraße 3

Ganz schön mutig, in diesen Zeiten ein neues Geschäft zu eröffnen. Und ganz schön gut gelaunt die Beiden, die das Wagnis eingegangen sind: Christian Jakob und Rebecca Kerbeck freuen sich über auf Anhieb großes Interesse an ihrem Laden.

Von Anja Baumgart-Pietsch. Fotos Kai Pelka.

Die Geschäftsidee hat sich bewährt – Christian Jakob sitzt sehr zufrieden in seinem neuen Laden in der Scheffelstraße. In den Dichterviertel-Kiez mit seinen kleinen Kiosken, Läden und Kunstateliers passt er mit seiner Hawaiihemden-Manufaktur richtig gut. „Es gibt sogar Laufkundschaft“, freut sich der Designer. Wenn er abends noch im Geschäft ist, kommen Besucher des benachbarten Lokals vorbei und gucken mal, was er denn da Buntes anbietet.

Sympatisch auf den ersten Blick. Das „Schönwetterfront“-Schaufenster mit dem Hauptprodukt – deutschen Hawaiihemden – und Accessoires.

Hawaiihemden mit „deutschen“ Mustern

Vor einigen Jahren kam Jakob auf die Idee, Hawaiihemden mit „deutschen“ Mustern anzubieten. Das war eine Marktnische, die er für vielversprechend hielt. Und er sollte recht behalten: Die Hemden gefielen der Zielgruppe. Die Schneiderin Rebecca Kerbeck nähte anfangs alles im Alleingang – aus selbst entworfenen und in Deutschland bedruckten exklusiven Stoffen. Er wollte eigentlich „Aloha“ als Markenname, aber das gab es schon. Also wurde es die „Schönwetterfront“.

Der Plan, nur Biobaumwolle zu verwenden, funktioniert mittlerweile, ohne dass die Hemden zu einem sehr hohen Preis angeboten werden müssen: 119 Euro kostet ein Hemd, das es jedes Jahr in limitierten Neuauflagen gibt. Der Stoff wird in Deutschland bedruckt, die Hemden in Deutschland genäht – „das schafft Rebecca mittlerweile nicht mehr allein“, sagt Christian Jakob, dessen Konzept aufgegangen ist. Sind die Stoffe aufgebraucht, dann gibt es auch keine Neuauflage.

Hemden als Sammlerstücke

Die Limitiertheit hat schon Sammler auf den Plan gerufen: „Es gibt tatsächlich Leute, die alle Hemden gesammelt haben.“ Die aktuelle Kollektion: Rieslingtrauben auf rotem Grund, „Grie Soß“ mit liebevoll gezeichneten Kräutern, Hopfendolden in Hell- oder Dunkelblau, Schwarzwälder Kuckucksuhren in beige oder schwarz. Es gibt auch Nordseemotive mit Leuchttürmen und Meereswellen, ein „Bembel“-Hawaiihemd mit dem klassischen blauen Muster. Es sind längst nicht mehr nur die Hessenmotive, die Christian Jakob gefallen. Das Anfangsmuster, die Wiesbadener Lilien, hat er eher floral stilisiert. Auch Vergissmeinnicht, Edelweiß oder andere heimische Blumen zierten schon die schicken und keineswegs kitschigen Shirts.

Handarbeit, made in Wiesbaden.

Geschäft antizyklisch eröffnet

Amerikaner stehen natürlich drauf, eine andere Zielgruppe ist die Rockabilly-Szene, sagt Jakob – und: „Oldtimerfahrer mögen Hawaiihemden.“ Und so hat er es geschafft, seine Marke immer bekannter zu machen. Das führte dann auch zu dem Wunsch nach einem eigenen Geschäft, „wo man sich auch mal gemütlich hinsetzen kann.“ In Corona-Zeiten ist das nun wider Willen etwas „antizyklisch“ geworden, aber Jakob ist optimistisch. Und plant auch schon, „wenn das alles mal wieder normal ist“, ab und zu mal hawaiianische Cocktails nach Art einer „Tiki-Bar“ anzubieten. Die stilechten Becher stehen schon bei ihm im Regal und warten auf ihren Einsatz. Es ist ein gewisses Saisongeschäft, meint Jakob: „Hawaiihemden mit langen Ärmeln sehen irgendwie nicht so gut aus.“ Nachhaltigkeit ist für die Schönwetterfront-Macher ein großes Thema, nicht nur bei der Auswahl ihrer Stoffe. Im Sortiment ist auch eine kleine Auswahl an Bambusprodukten, von der Zahnbürste bis zum Klopapier.

Kooperation mit Streuobstverein

Ein Hemd mit Apfelmuster stellt eine Kooperation mit einem Streuobstverein dar, der vom Verkaufspreis einen Anteil bekommt. Und die Stoffreste werden auch aufgebraucht: Haarbänder gibt es, aber zurzeit natürlich auch die Stoffmasken. „Das haben unsere Kunden sich gewünscht, die Maske passend zum Hemd“, sagt der Chef. Den Erlös der Masken hat er an den Schlachthof gespendet. Denn er fühlt sich seiner Wahlheimat Wiesbaden sehr verbunden. Ideen habe er noch genug, sagt Jakob, der selbstverständlich auch täglich eins seiner Hawaiihemden trägt. Demnächst soll es auch die passenden Boxershorts geben. Es läuft gut, freut sich der optimistische Designer, der sich jetzt fast komplett der „Schönwetterfront“ widmen kann. Und winkt schon wieder ein paar „Laufkunden“ zu, die neugierig durch die Tür des gemütlichen kleinen Ladens gucken.

www.schoenwetterfront.com