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Geschäft des Monats: Kunst Schaefer, Faulbrunnenstraße 11

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Von Anja Baumgart-Pietsch. Fotos Mary Goldfinger.

Der Hausherr liebt Farben. Das kommt ihm in seinem Beruf zugute: Björn Lewalter ist Galerist, studierter Kunsthistoriker, wurde in Städel und Liebieghaus ausgebildet – ein vielfältig ausgewiesener Fachmann für alles rund um die Bildende Kunst.  Das Geschäft, „Kunst-Schaefer“ in der Faulbrunnenstraße, hat der Uropa 1905 an gleicher Stelle begründet. Ein echtes Traditions-Familienunternehmen, dem der 1969 geborene Björn Lewalter in den letzten Jahren viel frischen Wind eingehaucht hat. Und dem man im Vorbeigehen nicht unbedingt ansieht, welche spannenden Welten sich im Innern auftun. Im vor zehn Jahren errichteten Anbau hat außer einer zweigeschossigen Ausstellunghalle auch eine Rahmenwerkstatt mit modernsten Maschinen Platz gefunden. Auch damit führt Lewalter die Tradition des Urgroßvaters fort, der sich „Hof-Vergolder“ nennen durfte.

Vor allem jedoch begreift sich Lewalter als engagierter Galerist, der die unterschiedlichsten Künstler vertritt – regionale wie auch aus dem europäischen Ausland. Metallskulpturen von Christian Rudolph finden Raum neben Landschafts- und Dorfbildern aus Frankreich und Italien von Uwe Herbst, Holzarbeiten von Ortrud Sturm oder abstrakter „Minimal Art“ von Ralf Bohnenkamp aus Essen. Die Bilder und anderen Werke haben auf den ersten Blick wenig gemeinsam – vielleicht außer ihrer Farbenpracht. „Es muss mir selbst gefallen“, sagt der Galerist, befragt nach dem System seiner Auswahl.

Die Präsentation der Kunst ist auf mehreren Ebenen möglich, Björn Lewalter hat sein Geschäft dafür sehr flexibel ausgestattet. An Schienen in Decken und Boden lassen sich diverse Trennwände ausgeklügelt bewegen, so dass der Raum entweder in viele kleine „Kabinette“ aufgeteilt werden kann oder sich groß und luftig präsentiert. „Eigentlich sind das Trennwände für Hotels oder Konferenzzentren“, sagt Lewalter, dessen Galerie für die Herstellerfirma sogar zum Referenzobjekt geworden sind. Eine geniale Idee, den Raum auszunutzen.

Gucken ohne Schwellenangst

„Wiesbaden ist kein einfaches Kunstpflaster“, weiß der Galerist. Daher ist es ihm auch ein Anliegen, das Umfeld für Kunst zu verbessern, den Blick zu schärfen. „Wer einfach nur mal gucken möchte, ist mir ebenso willkommen“, nimmt Lewalter Besuchern die Schwellenangst. Sein Faible für Ästhetik, sein Wissen über Kunst gibt er einfach gerne im Gespräch weiter – aktuell auch öffentlich beim Wiesbadener Kunstsommer, den er mitorganisiert. Und er verlangt nicht nur vierstellige Preise. So hat Björn Lewalter bei einer Grafikerin Wiesbaden-Bilder im Quadrat in Auftrag gegeben, die Sehenswürdigkeiten der Landeshauptstadt aus ungewohntem Blickwinkel zeigen. Die kosten dann nur 29 Euro. Das zweite Geschäftsstandbein sind die Rahmungen und die Präsentation. „Ich komme auf Wunsch auch zum Kunden nach Hause, und wir überlegen gemeinsam, ob das Bild passt und wie es aufzuhängen oder zu beleuchten ist“, sagt Lewalter. Hobbykünstler lassen ihre Werke bei ihm einrahmen, auch Restauratoren sind hier tätig und arbeiten Bilder auf, die seit Jahrzehnten Staub angesammelt hatten. „Das alles geht sogar recht schnell“, versichert Lewalter, der schon vier Quadratmeter große Filmplakate, antike Bestecke oder ein Stück der Berliner Mauer in seiner Werkstatt einrahmen ließ  – fast nichts ist unmöglich. Alle nur erdenklichen Rahmungen, von opulent verziertem Gold bis zu modernem Aluminium, Schattenfugen oder Holzleisten in allen Farben gehören zum Repertoire. Bilder können mit nahezu unsichtbarem Spezialglas geschützt werden. Spezielle Kunden sind übrigens die in Wiesbaden lebenden Amerikaner, die der Geschäftsinhaber als „sehr kunstsinnig“ beschreibt. Ein  Rheingau-Panorama von Edwin Schug, ein Zahlenbild von Javier Torres oder eine Stadtansicht von Mehmet Akif Duman  – ganz unterschiedliche Bilder hängen Seite an Seite in der Galerie, in der man viel interessante Zeit im Gespräch mit dem Hausherrn verbringen kann.