Direkt zum Inhalt wechseln
|

Leben im Vergnügungspark: Otto Barth junior wohnt im „Taunus Wunderland“

Von Stefanie Pietzsch. Fotos Arne Landwehr.

Der Blick morgens aus dem Schlafzimmerfenster schweift über den Taunuskamm. Papageien geben ihre ersten Laute von sich. Ein Hahn stimmt mit seinem Krähen ein. Drumherum Stille, die der waldreiche Hohe Taunus ausstrahlt. An dieser Stelle misst er etwa 450 Meter. Und hier steht das Wohnhaus der Familie Otto Barth, den Eigentümern des „Taunus Wunderland“ vor den Toren Wiesbadens.

Seit 1998 lebt die vierköpfige Familie hier, inmitten der Natur, inmitten des beliebten Familienparks. Die Barths sind eine Schaustellerfamilie mit langer Tradition und weltweit reichenden Verzweigungen. So ist das bei Schaustellern, man bleibt meistens unter sich, erfahren wir von Otto Barth Junior.

Familien kennen sich von Volksfesten oder lernen sich bei Fachveranstaltungen wie Kongressen, Messen oder Fortbildungen kennen. Juniors Eltern kannten sich schon als Kinder. „Sie mochten sich zwar erst nicht, aber als sie sich Jahre später wiedertrafen ging alles ganz schnell“, erzählt der junge Chef. Zunächst in Bonn und Euskirchen mit Lagerhallen und Stahlverarbeitung für Fahrgestelle, hegte Otto Barth Senior immer mehr den Wunsch, sich mit einem festen Geschäft niederzulassen. Als der zweite Sohn auf die Welt kam, verwirklichte er sich diesen und unterschrieb 1998 den Kaufvertrag für das Taunus Wunderland.

Hobbybotaniker frönt seiner Leidenschaft im eigenen Park

Beide Jungs sind heute groß und Otto Barth Junior hat das Geschäft letztes Jahr übernommen. Ein Kindertraum in so einer Umgebung aufzuwachsen, oder? „Mein Bruder ist ein Aprilkind, er feierte seine Geburtstage hier im Park – für seine Freunde war das natürlich ein Highlight“, berichtet Otto Barth Junior. Da er selbst im November geboren ist, feierte er seine Kindergeburtstage eher traditionell im Haus mit Kaffee und Kuchen. Dennoch: Der Mittzwanziger hängt mit Herzblut an seinem Zuhause, an „seinem“ Park. Als Hobbybotaniker kann er hier seiner Liebhaberei freien Lauf lassen. Zusammen mit den angestellten Gärtnern des Parks überlegt er sich immer wieder Neues und setzt diese Ideen um. Ob die Grünanlage im Eingangsbereich, die Bepflanzung im Park oder das geplante Gemüsebeet für Besucher, Beruf und Hobby, Wohn- und Arbeitsplatz, gehen beim Junior Hand in Hand. Es ist Wachstum in jeder Hinsicht angesagt.

Viele kleine Attraktionen – und dann wieder ein großer Knaller

Die Ausrichtung des Parks hat sich überhaupt in den Jahren immer weiter entwickelt und strebt heute ein neues Konzept an. Als Senior Barth 1999 mit seinem Trupp und einigen Baumaschinen auf dem Gelände anrückte, erlebte das damalige Märchenland ebenfalls einen Neubeginn. Altes wurde entrümpelt, Bestehendes modernisiert, aber vor allem kam Neues hinzu. Als Schausteller liegt das nahe. So fand der Taunusblitz – eine Art Achterbahn, bei der es blitzartig in die Kurven geht – ganz schnell seinen Platz und seine Freunde. Ebenso waren der Dschungelturm oder das Wildwasserski-Rondell und in den Folgejahren die Wildwasserbahn, der Taunussflieger und andere Nervenkitzel bei Klein und Groß beliebt. „Mein Vater plante so, dass ein paar Jahre kleinere neue Attraktionen hinzukamen und dann wieder ein großer Knaller“, erklärt der Juniorchef. Heute ist der Seniorchef zusammen mit dem Großvater mit der größten transportablen Achterbahn unterwegs – dem Olympia Looping. Der steht zum Beispiel an Orten wie dem Oktoberfest, dem Hydepark in London oder anderen großen Städten. „Er braucht den Kitzel“, sagt Otto Barth Junior. Für Lobbyarbeit oder als erstes repräsentatives Gesicht ist der Vater dennoch präsent und als Berater besonders für die Sicherheit nach wie vor unverzichtbar.

Verstärkt pädagogische Ausrichtung

Im Taunus Wunderland ist es heute etwas ruhiger geworden. Der Familienspaß steht zwar immer noch im Vordergrund, und es gibt auch nach wie vor den Nervenkitzel auf der kleinen Achterbahn, der Wildwasserbahn oder dem „Knall und Fall“ aus 17 Metern Höhe. Doch das neue Konzept sieht eine stärkere pädagogische Ausrichtung vor, sodass ein Ausflug auch für Schulklassen interessant werden kann. Außerdem legt der junge Unternehmer viel Wert auf den regionalen Bezug bei den Gastronomieangeboten. So arbeitet der Park mit vielen Betrieben aus dem nahen Umfeld zusammen. Aber auch die artgerechte Tierhaltung, für die ausgebildete Tierpfleger sorgen, sind ein wichtiges Thema – wobei es bisher noch nie Kritiken von Tierschützern gab. Die heimischen Tiere haben im Park nicht nur beste Versorgung, sie haben großen Auslauf und Ruhebereiche in denen sie sich zurückziehen können, wenn ihnen der Trubel mal zu viel werden sollte. „Aus unseren Schaffellen lassen wir übrigens die Kissen für die Winterstubb auf dem Mauritiusplatz nähen“, ergänzt Otto Barth Junior.“ Diese wird immer am zweiten Weihnachtsfeiertag zum temporären Wohnzimmer der Barths, zu dem die Verwandtschaft jährlich aus aller Welt anreist. Aber apropos heimische Tiere im Park: Auf die Frage, wie denn die Eier der Hühner verwertet werden, erfahren wir, dass diese morgens auf dem Barthschen Frühstückstisch landen. Lecker!

 taunus-wunderland.de