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Moderne Zeiten: Bibliotheksumzug – Heute wird die neue „Mauritius-Mediathek“ sanft eröffnet

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Von Jan-Markus Dieckmann. Fotos Michael Zellmer.

Wo einst die Stadtbibliothek die Neugasse belebte, gähnt jetzt ein leeres Fenster in den verregneten Morgen. Ein paar Kajaks des benachbarten Sportgeschäfts stehen in einer Ecke, im Hintergrund deuten nur noch Regalreste die frühere Nutzung an. Das neue Domizil liegt nur wenige Gehminuten entfernt auf der anderen Seite der Fußgängerzone. In der Hochstättenstraße, etwa auf halbem Weg zwischen Mauritiusstraße und Michelsberg, entsteht die neue „Mauritius Mediathek“, wie der ab 25. März für die Öffentlichkeit zugängliche Zusammenschluss von Zentralbibliothek, Musikbibliothek und Medienzentrum von nun an heißen wird.

Von der alten Mauritiusgalerie ist hier nicht mehr viel zu sehen: im hinteren Bereich, wo einst eine Rolltreppe unter dem gläsernen Dach einsam vor sich hin ratterte, breitet sich nun auf 6000 Quadratmetern und drei Ebenen schlichte Eleganz aus.

Logistischer Kraftakt

Zentrale Elemente erinnern in ihrer Formensprache an gefaltetes Papier, ein hochfloriger brauner Teppich dämpft die Geräusche und schafft eine wohnliche Atmosphäre. Noch herrscht Baustellentrubel, überall wird gesägt, gebohrt und gehämmert. Nach und nach füllen sich die Regale mit den etwa 400.000 Büchern, Filmen, CDs und Noten – ein logistischer Kraftakt.

Auf der zentralen Ebene entstehen die Bereiche für Kinder und Jugendliche. Dass dieser Ort mehr sein soll als ein Leihbetrieb, zeigt sich in der Sitzlandschaft sowie in dem vielfältigen technischen Angebot. Neu ist der Bereich „Gaming“ – ein Medium, das inzwischen vom Deutschen Kulturrat zum Kulturgut geadelt wurde. Konsequent öffnen sich die gläsernen Büros des Medienzentrums mit seinem medienpädagogischen Angebot zum Jugendbereich. Hier wird schon fleißig gearbeitet, während in der Bibliothek noch gebaut und geräumt wird. Kinder können in ihren eigenen Bereichen in Büchertrögen wühlen und in Werkstätten der Buchdruck erlernen.

Lesegarten auf dem Dach

Die besonders stark nachgefragte Belletristiksparte erhält die obere Etage mit gemütlichem Lesebereich, viel natürlichem Licht von oben und einem Lesegarten auf den Dächern. Der Sachbuchbereich zieht zusammen mit der Musikbibliothek in die untere Ebene ein, die sich um einen Veranstaltungsbereich mit Flügel schließt. Abgeschlossene Kabinen im Lesesaal bieten Raum zum konzentrierten Arbeiten und Musizieren an E-Pianos. Ein intelligenter Schrank wacht über verschiedene Leihgeräte von E-Book bis hin zum Laptop. Ein besonderer Herzenswunsch wurde dem Team der Musikbibliothek endlich erfüllt: seit Jahren träumt es von einem „sonic chair“ – einer Art Sessel gewordener HiFi-Anlage, in der man mitten in der Musik sitzt, ganz ohne störende Geräusche von außen. Nun schmücken gleich drei dieser stylischen Klangskulpturen die Etage.

Insgesamt spielt das Thema Technik eine große Rolle: neben vielen neuen, frei verfügbaren Geräten und flächendeckendem WLAN wird das Ausleihsystem von Barcodes auf RFID-Funkchips umgestellt. Der Medienstapel wird einfach an ein Terminal aufgelegt, der Ausweis eingelesen, und schon ist alles auf dem Ausleihkonto verbucht. Die Rückgabe kann dann auch rund um die Uhr über einen Außenschalter erfolgen. Ein Schacht schluckt die Bücher und befördert sie über ein Fließband zur automatischen Vorsortierung.  Dies gibt den Mitarbeitern mehr Freiraum, dem einzelnen Nutzer mit Rat und Tat zur Seite zu stehen. Diese Öffnung ist gewollt und spiegelt sich auch darin, dass vormals versteckten Büros nun direkt von der Bibliothek aus zugänglich sind. So viel Neues kostet natürlich auch viel, die Kosten für Umzug und Einrichtung werden auf knapp 3 Millionen beziffert.

Ziel ist die Schaffung eines lebendigen öffentlichen Raums, der mehr sein soll als reine Ausleihstation sondern ein Begegnungsort, an dem man sich gerne aufhält, sei es zum Recherchieren, zum Zeitungslesen oder einfach nur um sich zu treffen. Tatsächlich könnte es ein neuer Lieblingsort mitten in der Stadt werden und auch die Umgebung wohltuend beleben.

Auf die „sanfte Eröffnung“ am heutigen 25. März mit anschließenden Kennenlernöffnungszeiten dienstags bis freitags von 14 bis 17 Uhr  folgt ein „Tag der offenen Tür“ zur offiziellen Eröffnung mit Start des Regelsbetriebs am 12. April.