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Wie erzählt man vom Unsagbaren? Auch mit Comics! „Aber ich lebe. Den Holocaust erinnern“ im Kunsthaus

Von Sofi Sivinova.

Im Rahmen der Ausstellung „Aber ich lebe. Den Holocaust erinnern“ im Kunsthaus stellt die Illustratorin Barbara Yelin am Sonntag, dem 5. November, um 16 Uhr gemeinsam mit der Schauspielerin Alice Hoffmann ihr neues Buchprojekt „Emmie Arbel. Die Farbe der Erinnerung“ vor. Vier Originalzeichnungen der Neuerscheinung sind bereits in der Ausstellung zu sehen.

In ihrem neuen Buch, das im Reprodukt Verlag erscheint, schafft Barbara Yelin auf Basis persönlicher Begegnungen und zahlreicher intensiver Gespräche mit Emmie Arbel eindringliche Erinnerungsliteratur, die zugleich eine Reflexion über das Erinnern selbst ist. Die Schauspielerin Alice Hoffmann – bekannt als „Hilde Becker“ aus der Comedyserie „Familie Heinz Becker“ist die Witwe von Rudi Ben Yakov, dem Bruder von Emmie Arbel. Sie berichtet über ihre und seine Erinnerungen.

Barbara Yelin, die die Ausstellung gemeinsam mit Jakob Hoffmann kuratiert hat, liest zudem aus der im C.H.Beck Verlag erschienen Anthologie „Aber ich lebe. Vier Kinder überleben den Holocaust.“ Der Eintritt ist frei.

Barbara Yelin, geboren 1977 in München, studierte Illustration an der Hochschule für Angewandte Wissenschaften in Hamburg. Heute lebt und arbeitet sie in München und zählt zu den bekanntesten deutschen Comic-Künstler/innen.

Ausstellung „Aber ich lebe – Den Holocaust erinnern“

Das Kunsthaus Wiesbaden präsentiert bis zum 26. November die Ausstellung Aber ich lebe. Den Holocaust erinnern. In Comic-Bildern werden diese drei Geschichten erzählt: Emmie Arbel überlebte als kleines Mädchen die Konzentrationslager Ravensbrück und Bergen-Belsen. Weil David Schaffer sich nicht an die Regeln hielt, entkam er knapp dem Genozid in Transnistrien. Die Brüder Nico und Rolf Kamp wurden vom niederländischen Widerstand an 13 verschiedenen Orten vor ihren Mördern versteckt. Im engen Dialog mit den vier Überlebenden schufen die international bekannten Zeichner:innen Miriam Libicki (Vancouver, Kanada), Gilad Seliktar (PardesHanna-Karkur, Israel) und Barbara Yelin (München) eine grafische Rekonstruktion der Erinnerungen. Durch diese Begegnungen sind Comics entstanden. 

Wahre Geschichten über echte Menschen

Comics? Das Format erweckt zunächst Erinnerungen an bunte Heftchen mit Superheldengeschichten, aber die Graphic Novels dieser drei Künstler:innen erzählen wahre Geschichten über echte Menschen. Überhaupt erstmal die Bilder zu gestalten, stellte schon die erste Schwierigkeit dar, denn Bilder sind damals nicht gemacht worden. Niemand weiß, wie das Leiden in den Gaskammern aussah, niemand weiß, wie der Kampf um Leben und Tod aussah und dennoch bilden die Comics genau diese Gefühle, Emotionen und Schmerzen ab.

Hürden bei der Rekonstruktion der Erinnerungen

Zur Eröffnung der Ausstellung war Gilad Seliktar aus Israel zu Gast in Wiesbaden und erzählte, wie er immer und immer wieder neue Hürden überwinden musste bei der Rekonstruktion der Erinnerungen.

Er führte Interviews mit den Brüdern Nico und Rolf Kamp und stieß zunehmend an Erinnerungslücken oder deckungsungleiche Geschichten. Dennoch müssen alle Kunstwerke historisch richtig bleiben. Doch die Vermittlung über die Kunst machte es allen einfach, eine Lösung zu finden und mit den Schwierigkeiten umzugehen. Wo sich Unstimmigkeiten ergaben, fing die Kunst an und bildete eine Schnittpunkt mit der Leere. Oft genug entstehen die wahren Geschichten nämlich zwischen den Bildern. 

Wenn es darum ging, wie die Künstler:innen Umwelt und Personen gestalten sollten, wussten sie sich auch zu helfen. Miriam Libicki ging in ihrer Heimat auf die Suche nach Bäumen, die wohl in der Heimat der Überlebenden gewachsen sein müssten. Gilad Seliktar hatte schon eine grobe Vorstellung davon, wie die Brüder Kamp aussahen, doch erst als er an der Schule seines Sohnes einen Vater mit Zwillingssöhnen kennenlernte, hatte er eine handfeste Vorlage. Gilad Seliktar erzählt, wie er auf die Familie zukam und ihnen das Projekt schilderte und dass die Familie begeistert davon war, die Zwillinge abzubilden.

Die drei Interviews und Berichte, sind im Kunsthaus als Audiorecordings zur Verfügung gestellt, sodass jede Geschichte auch eine Stimme bekommt.

Wir verlosen 2 Exemplare des Buchs  „Emmie Arbel. Die Farbe der Erinnerung“ von Barbara Yelin – Mail mit Postanschrift an losi@sensor-wiesbaden.de

(Fotos: Veranstalter/Sofi Sivinova)