Direkt zum Inhalt wechseln
|

Liegen reservieren! Wie Wiesbadener:innen zu Mitwirkenden der neuartigen Biennale werden können

Wer will sich dazulegen? Wiesbadener:innen können sich bewerben zur Teilnahme an der Produktion „Sund & Sea“. Foto: Andrej Vasilenko

Von Dirk Fellinghauer.

„Die Wiesbaden Biennale 2022 stelle ich mir vor als Ort des Erlebens, der Begegnung, des Austauschs, sowie der Verhandlung von Realitäten. Und nicht zuletzt: als ein interdisziplinäres Fest der Künste,“ so Kilian Engels, neuer künstlerischer Leiter der Biennale, die vom 1. bis 11. September ihr Comeback feiern wird. Die Wiesbadener:innen werden das Festival natürlich in erster Linie als Publikum erleben. Sie können aber auch selbst zu Mitwirkenden werden. Bei einer Produktion können Interessierte nicht „die“ Liegen, sondern das Liegen am Strand reservieren.

Strandfeeling wird aufkommen bei den Aufführungen von „Sun & Sea“ in der Wartburg. Auf den ersten Blick vertraut, entpuppt sich das Erleben in der Performance  doch als etwas nie Erlebtes. Das Wiesbadener Ehepaar Ellen und Heinz Eckhardt hat es schon erlebt.

Vier Stunden Anstehen hat sich gelohnt: „Es war ergreifend“

„Wir standen für diese Produktion bei der Biennale in Venedig vier Stunden lang Schlange, um reinzukommen,“ berichteten sie sensor am Rande der Wiesbaden Biennale-Pressekonferenz: „Und es hat sich gelohnt: Es war ergreifend. Diese Atmosphäre, diese Energie – so etwas haben wir noch nie erlebt.“ In Wiesbaden wollen sie „Sun & Sea“ wieder erleben – diesmal als Mitwirkende der Produktion der litauischen Künstlerinnen Rugilė Barzdžiukaitė, Vaiva Grainytė und Lina Lapelytė , die in Venedig den „Goldenen Löwen“ gewann.

Das Ehepaar hat sich als erstes beworben, gesucht werden Wiesbadenerinnen und Wiesbadener ohne bestimmte Vorgaben, außer: „Wir benötigen ein Foto von euch, am besten eines auf dem wir Euch komplett sehen können. So kann die Setdesignerin schon planen, wo ihr liegen werdet.“ Die Generalprobe ist am 8. September, die Aufführungen vom 9 bis 11. September, Bewerbungen via beach@wiesbaden-biennale.eu.

Die Bühne wird zum Strand, voller Menschen unterschiedlicher Generationen, die in scheinbarer Idylle ihren Badeurlaub genießen – eine subversiv-hintergründige musikalische Performance, die auf den Klimawandel und drohende Umweltkatastrophen aufmerksam machen soll..

Widerstand tanzen

Das chilenische Kollektiv „Lastestis“ will mit 40 bis 60 Wiesbadenerinnen, ausschließlich Frauen, eine Choreographie erarbeiten, die für die Rechte von Frauen, für Gleichberechtigung und gegen Gewalt gegen Frauen einsteht. In dem dreitägigen Workshop (29. bis 31. August im Staatstheater) tauschen sich die Teilnehmerinnen und das Kollektiv aus und lassen diese Erkenntnisse mit in die Choreographie einfließen.

Die Performance im öffentlichen Raum, auf dem Warmen Damm, ist am 1. September um 21 Uhr. Mit ihrer Performance „Un violador en tu camino – Ein Vergewaltiger auf deinem Weg“ hat das feministische Performance-Kollektiv eine Bewegung in Gang gesetzt, die weit über Chile hinausreicht. Weltweit organisierten sich tausende Frauen und Queers und trugen die Choreografie, die zu Widerstand gegen sexualisierte Gewalt aufruft, auf die Straßen ihrer Städte.

Der neue Wiesbaden Biennale-Kurator Kilian Engels begrüßt Latifah Cengel (Mitte) in den Theater-Kolonnaden, Teilnehmer:in der Produktion „The Feminin and the Foreign“ des kenianischen Kollektivs The Nest. Foto: Dirk Fellinghauer

Kollektiv The Nest macht auch auf documenta von sich reden

Das 2012 gegründete multidisziplinäre The Nest Collective aus Kenia gehört auch zu den Teilnehmenden der laufenden documenta fifteen in Kassel und macht dort mit der Installation „Return to sender“ von sich reden.

Mit ihren innovativen Formaten, die Film, Musik, Mode, Bildende Kunst, Literatur und politischen Aktivismus miteinander vereinen, gehören sie zur Zeit zu den spannendsten Kunstkollektiven weltweit. Zusammen mit The Nest Collective und in Kooperation mit der Initiative Schwarze Menschen in Deutschland realisierte eine Frankfurter Filmproduktion eine Dokumentation über die Arbeit von schwarzen Aktivist*innen im Rhein-Main-Gebiet und in Nairobi. Diese neu produzierten Dokumentationen werden Teil der Arbeit „The Feminine and the Foreign (F+F)“, die The Nest Collective bei der Wiesbaden Biennale zeigt. Ähnliche Projekte hatte das Kollektiv bereits in London und Kapstadt realisiert.

sensor präsentiert die Wiesbaden Biennale vom 1. bis 11. September als Medienpartner. Der Vorverkauf läuft. alles Infos, auch zum „Mitmachen“ (Punkt 4 auf der Webseite) auf www.wiesbaden-biennale.eu.