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Geschäft des Monats: Umweltladen, Luisenstraße 19

Steht mein Dach in der richtigen Richtung für Solarzellen? Wie funktioniert ein Wechsel zum Ökostrom? Wie geht Car-Sharing in Wiesbaden? Isa Außem und ihre Kolleginnen vom Umweltladen wissen Rat. „Und wenn wir es nicht wissen, dann können wir jemanden empfehlen, der es weiß“, sagt Außem, die ihren abwechslungsreichen Job im städtischen Umweltladen schätzt: „Hier ist kein Tag wie der andere“, so die Mitarbeiterin des Umweltamtes. Fünfköpfig ist das Team des Umweltladens, den es schon seit 1990 gibt.

Tschernobyl als Auslöser

„Das waren die Nachwirkungen vom Reaktorunfall in Tschernobyl“, erinnert sich Isa Außem. „Die Leute waren sensibilisiert für Umweltthemen, gerade auch im Bereich alternativer Energiegewinnung“. Zuerst gab es ein „Umwelttelefon“, kurze Zeit später den Umweltladen, zunächst im Michelsberg, seit fast zehn Jahren in der Luisenstraße zu finden. Man teilt sich das Büro mit der Verbraucherzentrale – eine sehr sinnvolle Kombination, denn auch dort geht es oft um Themen wie Sanierung von Häusern, Anbieter von Versorgungsleistungen oder erneuerbare Energien. „Wir sind zwar keine ausgebildeten Energieberater, aber eine Erstberatung können wir alle machen“, klärt Isa Außem auf. In der Verbraucherzentrale hält auch ein „echter“ Energieberater regelmäßig Sprechstunde.  Auch an die Wiesbadener Klimaschutzagentur in der Moritzstraße verweisen die Mitarbeiterinnen gerne, die in Sachen Energieberatung kompetenter Ansprechpartner ist.

Der „Umweltladen“ ist zwar kein Geschäft im herkömmlichen Sinne, aber ein paar Sachen gibt es auch dort zu kaufen: Nisthilfen für Vögel, Insekten oder Fledermäuse zum Beispiel, fair gehandelten Kaffee namens „Nassau Affair“, Insektengreifer und Becherlupen, kleine Bioabfall-Behälter oder Radler-Kartenmaterial. Zu entleihen sind Strom-Messgeräte, um heimische „Energiefresser“ zu identifizieren. Kernkompetenz des Teams ist die Beratung. Wechselnde Ausstellungen, immer mit interessantem Rahmenprogramm, locken Besucher in den Laden. „Und wer eigentlich nur mal eine Rolle Müllsäcke holen wollte, findet sich oft in spontanen Diskussionsrunden über das aktuelle Ausstellungs-Thema wieder“, freut sich Isa Außem.

Direkter Austausch

Sie hat die Erfahrung gemacht, dass viele Menschen den direkten Austausch über ein Thema immer noch schätzen– auch wenn man sich mittlerweile über alles im Internet informieren kann. „Manche kommen sogar extra und wollen die Informationen aus dem Netz doch noch als Broschüre oder Flyer mitnehmen“, berichtet die Umweltberaterin. Spannend ist es für sie und ihre Kollegen auch immer, das Rahmenprogramm  zu den etwa zweimonatlich wechselnden Ausstellungen zu konzipieren. Da gibt es schon mal das „perfekte Klima-Dinner“, Pilzberatungsstunden oder Exkursionen zu Wiesbadener Häusern, die als Passivhäuser konzipiert wurden. Immer wieder sind Energie-Themen im Angebot, es ging um Passivhäuser und Energiesparlampen – auch Windkraft war beispielsweise im letzten Jahr Thema einer Ausstellung – Kunden konnten nicht nur an einem kleinen Windradmodell drehen, sondern sich auch an einer Verlosung beteiligen. Der Gewinner durfte dann auf ein echtes, 100 Meter hohes Windrad klettern. „Wir konzipieren unsere Ausstellungen oft selbst, leihen uns aber auch Exponate von anderen Trägern aus“, sagt Isa Außem.

Es geht dabei nicht nur um Energie, Klimaschutz oder Umweltpolitik, sondern auch um die Natur vor der Haustür: Gerade jetzt im Herbst sind beispielsweise die Pilzberatungen gefragt, „und die Ausstellung zum Stadtwald im letzten Jahr war der absolute Renner“, berichtet Isa Außem. Nächstes Jahr plant man erstmals eine Aktion, bei der Blumenkästen mit heimischen Stauden bepflanzt werden. Im Augenblick kann man sich noch bis zum 29. Oktober über „faires Konsumieren“ informieren und dabei den eigenen ökologischen Fußabdruck bestimmen.  Viel häufiger hätten Isa Außem und ihre Kolleginnen auch gerne jüngere Erwachsene im Laden. „Seit wir die book-n-drive-Ausweise hier vergeben, kommen die auch häufiger zu uns rein“, freut sich die Beraterin. Auch für Schulklassen hätte sie immer Spannendes im Angebot – „die dürften sich ruhig öfter mal melden“.

Von Anja Baumgart-Pietsch. Fotos Mary Goldfinger.