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Flüchtlinge auf dem Weg nach Wiesbaden – Nächtliche Ankunft mit dem Zug wird erwartet – Stadt zeigt sich gut vorbereitet

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In dieser Nacht – von Dienstag auf Mittwoch – werden die Flüchtlinge, mit denen seit Sonntag gerechnet und deren Ankunft seit Sonntag so überstürzt wie sorgfältig vorbereitet wurde, in Wiesbaden erwartet. Offenbar werden sie mit dem Zug ankommen. Am Dienstagnachmittag wurde der Stadt vom Hessischen Innenministerium und dem Regierungspräsidium Gießen mitgeteilt, dass sie nach 24 Uhr zwischen 450 und 750 Flüchtlinge in den dafür bereits vorbereiteten Notunterkünften in Wiesbaden – genauer gesagt in Nordenstadt, Breckenheim und Naurod – unterbringen muss. „Mit dieser Meldung ist die vom Land Hessen angekündigte Vorlaufzeit von sechs Stunden eingehalten worden, das versetzt uns in eine gute Lage, wir haben ausreichend Zeit, alle vorhersehbaren Vorbereitungen zu treffen und die Hilfskräfte und das weitere Personal zusammenzutrommeln“, sagte OB Sven Gerich am Abend.

Feuerwehrchef Harald Müller ergänzte: „Wir haben uns seit Sonntagnachmittag auf diesen Fall vorbereitet, so konnten wir Vorkehrungen treffen, bevor es akut wird. Wir hoffen, dass unsere bisher veranlassten Maßnahmen greifen und wir die Flüchtlinge reibungslos von ihrem Ankunftsort zu den Notunterkünften transportieren können.“
Die Menschen finden in den Notunterkünften Schlafmöglichkeiten und sanitäre Einrichtungen vor, medizinisches Personal der Hilfsorganisationen ASB, DRK, JUH sowie die Einsatzleitung Rettungsdienst stehen bereit, um erste Check-ups vorzunehmen. Auch die Lebensmittelversorgung ist geregelt; die Flüchtlinge bekommen Suppe mit Brot zur ersten Stärkung. Ein Sicherheitsdienst ist beauftragt, heute Nacht übernimmt die Sicherung die Stadtpolizei in Zusammenarbeit mit der Landespolizei. Die Hilfskräfte in Wiesbaden werden von zwei Betreuungszügen von Hilfsorganisationen aus dem Rheingau-Taunus-Kreis unterstützt.

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OB Sven Gerich hatte sich heute über seine Facebook-Seite aus dem „Katastrophenschutzstab“ auf der Feuerwache 2 gemeldet (Foto), wo er mehrere Stunden verbracht hatte, und berichtet, dass dort „hochkonzentriert“ gerarbeitet werde. „Jetzt bin ich unterwegs zu den vier Standorten, um mir einen persönlichen Überblick vor Ort zu machen“, kündigte er an. Schon am Sonntag hatte er sich in den entstehenden Notunterkünften vor Ort informiert und am Montagabend kurzfristig zu einer Bürgerversammlung im Gemeindezentrum Nordenstadt geladen, zu der rund 300 interessierte Bürger gekommen waren.  Ein Bürgertelefon wurde eingerichtet und ist täglich von 10-20 Uhr unter 0611 / 31 80 80erreichbar.

Notunterkünfte mit Schlafmöglichkeiten für bis zu 1000 Flüchtlinge

Die nun folgenden Maßnahmen sind: Es wird parallel die Sporthalle in Auringen  vorbereitet, die für diesen Fall bereit gehalten wurde. Dafür sind auch die Kräfte der Freiwilligen Feuerwehren Schierstein und Biebrich im Einsatz; die Freiwillige Feuerwehr Auringen übernimmt dort ab Mittwoch die Betreuung der Halle. „So können wir auch dann gut reagieren, wenn kurzfristig mehr Menschen als 750 angekündigt werden. Schließlich müssen wir Schlafmöglichkeiten für bis zu 1000Flüchtlinge bereit halten“, sagt der Oberbürgermeister.

Wiesbaden nur Zwischenstopp für Flüchtlinge

Bei den hergerichteten Sporthallen in Wiesbaden handelt es sich lediglich um Notunterkünfte: Die Menschen sollen nicht dauerhaft in Wiesbaden bleiben, sondern von hier aus vom Land Hessen auf weitere Kommunen und Gemeinden in Hessen verteilt und registriert werden. Das Land hat der Stadt Wiesbaden Signale gegeben, dass die Notunterkünfte in Wiesbaden für eine Woche bestehen sollen. „Sollten wir anderes erfahren, werden wir die Öffentlichkeit selbstverständlich schnellstmöglich informieren“, so Gerich.

OB arbeitet Tagesgeschäft nachts ab

Der Oberbürgermeister zeigt in der außergewöhnlichen Situation Durchhaltevermögen und Improvisationsgabe. Kurz vor 1 Uhr nachts meldete er sich erneut auf Facebook zu Wort: „Bin wieder im Stab eingetroffen. Hier ist etwas Ruhe eingekehrt. Personal etwas reduziert, der ein oder andere hat sich in Nebenräumen mal kurz zur Ruhe gelegt. Alle Einrichtungen sind auf das Beste vorbereitet, die Mannschaften vor Ort sind hoch motiviert. Ich bleibe wach und kümmere mich jetzt mal um die Akten, die mir aus dem Büro hierher gebracht wurden. Ein wenig vom Tagesgeschäft will ich versuchen dich noch abzuarbeiten.“

Dankbar für Hilfsangebote

Die Stadt ist unterdessen dankbar für Hilfsangebote, bittet aber um Verständnis, dass aktuell keine Kräfte zur Verfügung stehen, die diese koordinieren können. „Im Moment liegt die Priorität darauf, die Menschen sicher und gut in Wiesbaden unterzubringen“, erklärt Feuerwehrchef Müller. „Wir danken allen Kräften im Einsatz, allen Helferinnen und Helfern, hilfsbereiten Bürgerinnen und Bürgern für die tolle Unterstützung in den vergangenen Tagen und hoffen, dass wir die Flüchtlinge würdig und reibungslos in unserer Stadt willkommen heißen können“, so Gerich und Müller abschließend.

Lunchboxen packen, WLAN organisieren

Über die Seite „Flüchtlinge Willkommen in Nordenstadt“ finden Interessierte aktuelle Informationen über die Situation und auch über Hilfsbedarf – so werden demnach  laut Die Johanniter Wiesbaden – Ehrenamt frühestens ab Mittwoch Abend weitere externe Freiwillige benötigt, um morgens, mittags und abends bei der Essensausgabe zu helfen. Am Dienstagabend gab es bereits eine Sonderschicht von externen Ehrenamtlichen, die geholfen haben, die Lunchboxen zu packen.  Die Initiative Freifunk Wiesbaden sucht Anwohner mit Internetzugang in der Nähe von allen Flüchtlingsunterkünften in Wiesbaden um den Flüchtlingen WLAN zu ermöglichen. Das Internet ist wichtig für die Flüchtlinge um mit ihrer Familie etc. Kontakt zu halten.

Warten auf weitere Informationen

Die Sporthalle in Nordenstadt bietet derzeit Platz für knapp 300 Personen, in Breckenheim haben rund 275 Menschen Übernachtungsmöglichkeiten und in Naurod können mehr als 270 Betten belegt werden. Die vierte Halle in Auringen wird nochmal nach Möglichkeit mit rund 160 Übernachtungsplätzen ausgestattet. Damit ist die Forderung des Landes, Platz für 1000 Menschen in Wiesbaden zur Verfügung zu stellen, von Seiten der Landeshauptstadt Wiesbaden erfüllt. Über die ganz genaue Anzahl und die Herkunft der Menschen lagen zunächst keine Informationen vor. Auskunft dazu wird frühestens am Mittwoch im Laufe des Tages gegeben werden können.

„Wir sind selbst nicht glücklich darüber, dass wir die Wiesbadenerinnen und Wiesbadener nicht informieren konnten, bevor die Situation akut wurde. Doch das ist der momentanen Situation im Land und in Europa geschuldet, darauf hatten wir als Stadt keinen Einfluss. Nichtsdestotrotz bin ich außerordentlich froh, dass die Informationskette über die Medien, das Bürgertelefon und die Versammlung so schnell aufgebaut werden konnte. Darüber hinaus bin ich sehr dankbar und überwältigt von der Hilfsbereitschaft, die uns aus der Bevölkerung und auch von Seiten der Medien – das möchte ich ganz deutlich sagen – entgegengebracht wurde“, erklärte der Oberbürgermeister den überraschenden und entsprechend hektischen Gang der Dinge seit Sonntagnachmittag.  (dif)

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