Am Anfang stand ein Putzeimer. Er wurde ein Ausnahmeunternehmer und ein großer Förderer der Kunst und Kultur, unter anderem als Mitbegründer des Rheingau Musik Festivals. Nun ist Claus Wisser nach schwerer Krankheit am 4. Oktober verstorben.
Zeit seines Lebens engagierte sich der am 30. Juni 1942 in Wiesbaden geborene Wahl-Frankfurter sozial, gesellschaftlich, politisch und kulturell und prägte maßgeblich sowohl die Entwicklung des von ihm begründeten hessischen Familienunternehmens WISAG als auch die gesamte Facility Management- und Dienstleistungsbranche.
Einer, der immer etwas unternimmt
Sein letztes ehrgeiziges Projekt war die Sanierung des Kloster Johannisberg mit dem Ziel, dieses als Tagungsort und Hotel wiederzubeleben. Dieses aufwändige Vorhaben (ausführliche „feuilleton frankfurt“-Reportage hier) – zeigt: Der Selfmade-Mann Claus Wisser war durch und durch Unternehmer im Wortsinne – einer der immer etwas unternimmt, auch weit über das eigentliche Berufsleben hinaus.
Im Jahr 1965 gründete er als Student – nur mit Putzeimer, Lappen und einer Schreibmaschine ausgestattet – ein Reinigungsunternehmen, das sich mittlerweile zu einem der größten Multidienstleistungskonzerne mit über 50.000 Mitarbeitenden entwickelt hat und in zweiter Generation von seinem Sohn Michael C. Wisser geführt wird.
Stets für Werte eingesetzt
Claus Wisser war Pioniergeist, beherzter Anpacker, sozial engagierter Unternehmer und Kulturfreund – vor allem aber stets ein Mensch, der sich für Werte und Projekte einsetzte, die ihm am Herzen lagen. „Mit dem, was mein Vater als Mensch geleistet hat, ist er uns allen bis heute ein Vorbild. Er hat die WISAG zu dem werden lassen, was wir heute sind: ein Familienunternehmen mit einem starken Wertekompass und einer klaren Haltung. Diese Menschlichkeit war der Kern seines Erfolges – und ist zu einem festen Bestandteil unserer WISAG DNA geworden. Wir werden ihn schmerzlich vermissen“, so Michael C. Wisser, Vorstand der WISAG Unternehmensgruppe.
Mit Herzblut für Bildung, Kunst und Kultur
Ministerpräsident Boris Rhein hat betroffen auf den Tod des Unternehmers Claus Friedrich Wisser reagiert. „In Claus Wisser verlieren wir eine Persönlichkeit, die sich vollends in den Dienst der Gesellschaft gestellt hat. Auf den Feldern Bildung, Kunst und Kultur hat er mit viel Herzblut gewirkt. Claus Wisser hatte immer ein offenes Ohr für Pläne und Projekte, die dem Wohl der Bürgerinnen und Bürger dienen. Er war stets bereit, nicht nur mit Rat und Tat zu helfen, sondern auch mit Ideen zur finanziellen Unterstützung“, sagte der Ministerpräsident heute in Wiesbaden.
Nach dem Abitur in Wiesbaden und einem begonnenen Studium der Betriebswirtschaftslehre in Frankfurt am Main gründete Claus Wisser im Jahr 1965 ein Ein-Mann-Dienstleistungsunternehmen, um Bürogebäude in Frankfurt zu reinigen. Bis zum Jahr 2000 führte er die operativen Geschäfte der WISAG und entwickelte das Unternehmen zu einem führenden Anbieter von Multidienstleistungen aus einer Hand. Bereits im Laufe der 1990er Jahre zog er sich aus dem operativen Tagesgeschäft zurück und übergab dies an ein Management außerhalb des Familienkreises, in das sich sein Sohn Michael C. Wisser 2001 integrierte. Dieser wurde 2007 zum Alleinvorstand der Gruppe berufen, Claus Wisser wurde Vorsitzender des Aufsichtsrates, zu dessen Ehrenvorsitzendem er im Dezember 2022 ernannt wurde.
Vielfaches Engagement
Ministerpräsident Boris Rhein erinnerte daran, dass Wisser das mittlerweile weit über die Grenzen Hessens hinaus bekannte Rheingau Musik Festival mit initiiert hatte. „Claus Wisser hat sich um dieses renommierte Musikfestival große Verdienste erworben.“ Wisser war viele Jahre Vorsitzender des Fördervereins, der mittlerweile etwa 150 Konzerte im Jahr an mehr als 40 Spielorten im und rund um den Rheingau veranstaltet. Bei der im Jahr 2004 gegründeten „Stiftung Rheingau Musik Festival“ war der Frankfurter ebenfalls Gründungsmitglied.
Claus Wisser war auch engagiertes Mitglied in der Vereinigung von Freunden und Förderern der Johann Wolfgang Goethe-Universität, Kuratoriumsmitglied des Caricatura Museums Frankfurt und bekleidete unterschiedliche Aufsichts- und Beiratsmandate.
Anlässlich des 50-jährigen Firmenjubiläums 2015 gründete er gemeinsam mit Michael C. Wisser die Stiftung KiWIS – die Kinderhilfe der WISAG. Zeit seines Lebens wurde er für sein außerordentliches soziales Engagement gewürdigt und erhielt zahlreiche Auszeichnungen. Für sein umfangreiches Wirken, vor allem bei der Förderung von Kunst und Kultur, wurde Claus Friedrich Wisser 2005 mit der Georg-August-Zinn-Medaille ausgezeichnet. 2010 wurde er zudem für sein gesellschaftliches Engagement mit dem Hessischen Verdienstorden geehrt. Im März 2022 würdigte der Bundespräsident Wissers vielfältiges Engagement mit dem Bundesverdienstkreuz 1. Klasse. (dif/Foto WISAG)
Der Vorstand der Martin-Niemöller-Stiftung e.V. nimmt mit Betroffenheit und Trauer Kenntnis vom Tod von Claus Wisser. Claus Wisser war es, der das bereits zur Aufgabe vorgesehene Grab von Else Niemöller, Ehefrau des ehem. Kirchenpräsidenten Martin Niemöller, auf dem Wiesbadener Südfriedhof entdeckte und dies Problem der Kirchenleitung der EKHN vortrug. Die wiederum verwies ihn an die Niemöllerstiftung, die sich der Sache annahm. Nach vielen guten Gesprächen mit der Stadt Wiesbaden, nach Einsammeln von Geldern aus der Familien Niemöller und dem Umkreis der Niemöllerstiftung konnte das Grab durch einen Dauergrabpflegevertrag in einen würdigen Zustand versetzt und sein Erhalt für längere Zeit gesichert werden.
Darüber hinaus erwuchs aus der Beschäftigung mit der Person Else Niemöller eine Ausstellung, die zunächst im Frauenmuseum Wiesbaden und nun seit September als Wanderausstellung an verschiedenen Orten zusehen ist.
Claus Wisser hat durch seine Aufmerksamkeit und sein beharrliches nachfragen auch in dieser Hinsicht viel bewirkt. Die Martin->Niemöller-Stiftung ist ihm dafür sehr dankbar und wird ihn in guter Ereinnerung behalten.