Hans ten Feld hat verdammt Recht,
liebe sensor-Leserinnen und –Leser, wenn er schreibt: „Deutschland steht vor großen Herausforderungen bei der Aufnahme von Schutzsuchenden. Die öffentliche Debatte hierüber hat an Intensität gewonnen. Mit der Kritik ist aber auch deutlich geworden, welch privates Engagement bei vielen Tausend Bundesbürgern geweckt worden ist, um die vielerorts schwierige Situation zu entspannen. Gewiss: Sie dürfen dabei nicht alleingelassen werden, sondern müssen Teil einer gesamtgesellschaftlichen Anstrengung sein.
Und weiter:
„Es sind jedoch diese Menschen, die Hoffnung machen in einer Zeit, in der die Welt aus den Fugen zu geraten scheint. Angst, Resignation und Frustration sind keine guten Ratgeber. Die Hand zu reichen, Hilfestellung zu leisten – das gehört ganz unmittelbar zu einem erfüllten Leben, und es gehört unmittelbar zu dem, was man Flüchtlingsschutz nennt.“
Hans ten Feld ist Vertreter des Hohen Flüchtlingskommissars der Vereinten Nationen (UNHCR) in Deutschland (Update – Wir haben inzwischen erfahren: Hans ten Feld war UNHCR-Vertreter in Deutschland, er hat sich inzwischen in den Ruhestand verabschiedet). Er schreibt diese so richtigen und wichtigen Zeilen in seinem Grußwort zum 60 Seiten starken Pro-Asyl-Magazin zum „Tag des Flüchtlings 2015“. Ich empfehle Ihnen – und ganz besonders auch jenen, die dieser Tage die so alten wie falschen und überflüssigen Parolen der Kategorie „Das Boot ist voll“ hervorkramen – die spannende, informative und faktenreiche Lektüre. (Zu bestellen auf proasyl.de, oder schreiben Sie mir an dfellinghauer@vrm.de, ich schicke Ihnen gerne den Link zum kostenlosen PDF-Download.)
Der weltweite Tag des Flüchtlings ist am 2. Oktober. Aber eigentlich ist in Zeiten wie diesen jeder Tag auch Tag des Flüchtlings. Es ist schön zu sehen, dass auch in unserer Stadt immer mehr Menschen das Bedürfnis haben, etwas FÜR Flüchtlinge zu tun, etwas MIT Flüchtlingen zu tun. In der September-sensor-Ausgabe erzählen wir Geschichten von Wiesbadenern, die Wege gesucht und gefunden haben, die Neu-Wiesbadener beim Ankommen und Hiersein zu unterstützen. Das Gute ist: Jeder kann nach seinem „Geschmack“ und seinen Möglichkeiten hilfsbereit sein. So vielfältig wie das Leben und seine Bedürfnisse, so vielfältig sind die Möglichkeiten des Engagements.
Wie schwierig für Geflüchtete der Weg in eine ganz neue Gesellschaft sein kann, und wie wichtig und „wirkungsvoll“ die Hilfe für diese Menschen sein kann, das erzählt in diesem sensor Ahmet Umeri in seiner beeindruckenden Lebensgeschichte.
Es tut auch gut zu merken, dass Willkommenskultur und Solidarität zwar viel zu wenig in unserem Land, wo die Kanzlerin lange schweigt und verantwortliche Minister ihre Rhetorik in genau die falsche Richtung verschärfen, wohl aber in unserer Stadt auch „ganz oben“ gefördert und gelebt wird. OB Sven Gerich und Bürgermeister Arno Goßmann haben gemeinsam die Initiative ergriffen, um Flüchtlingen und allen, die ihnen helfen wollen, eine ganz eigene Seite auf www.wiesbaden.de zu widmen. Und sie stellen unmissverständlich klar:
„Einheimische und zugezogene Menschen aus allen Teilen der Welt leben in der hessischen Landeshauptstadt friedlich zusammen. Wir möchten, dass dies so bleibt!“
Das möchte ich auch. Herzlich willkommen in Wiesbaden allen, die hier schon Zuflucht gefunden haben, und herzlich willommen den etwa 1500 Flüchtlingen, die in diesem Jahr in unserer Stadt erwartet werden!
Dirk Fellinghauer, sensor-Flüchtling