Benjamin ist Schüler an einer aufgeklärten, staatlichen Schule. Eines Tages weigert er sich, am Schwimmunterricht teilzunehmen und zwar nicht, wie seine Mutter vermutet, wegen einer unkontrollierbaren Erektion, sondern weil der Anblick seiner minimal bekleideten Mitschülerinnen seine religiösen Gefühle verletzt. Benjamin ist konvertiert: zum Christentum und bedient sich ab sofort bei einer schier unendlichen Ressource der Aggression: der Bibel. „Der die Zeichen liest“ läuft in Wiesbadener Erstaufführung als sensor-Film des Monats am Donnerstag und Samstag, 2. und 4. Februar, im Original mit Untertiteln um 17.45 Uhr im Murnau-Filmtheater.
Während sich seine Mitschüler weiterhin in Reih und Glied liberaler Unterrichtsführung dirigieren lassen, ist Benjamin auf Rebellionskurs, ein Missionar und Kreuzzügler, der gegen Homosexualität, geschiedene Frauen und Evolutionstheorie die eine oder andere Bibelstelle ins Feld zu führen weiß. So heftig und eloquent ist Benjamins Protest gegen den wissenschaftlichen Tenor der Schule, dass die Lehrerschaft bald ins Wanken gerät: die Mädchen müssen ab sofort in Badeanzügen schwimmen und das Kondom wird schließlich doch lieber aus dem Biologie-Unterricht verbannt. Für Benjamin reicht das allerdings noch lange nicht: ein wahrer Jünger Jesu lässt seine Feinde nicht ungeschoren davonkommen. Kirill Serebrennikovs furiose Groteske wird seit seiner Premiere bei den Internationalen Filmfestspielen von Cannes 2016 international euphorisch gefeiert und wurde dort mit dem Prix François Chalais ausgezeichnet.
Pressestimmen: „Bietet gleichzeitig eine universal relevante Untersuchung des religiösen Fanatismus und einen verdammenden, satirischen Blick aufs moderne Russland, ein Land, dessen wichtigste Institutionen verstärkt von mittelalterlich denkenden Reaktionären und Scheinheiligen dominiert und eingeschüchtert wurden.“ (The Hollywood Reporter) „Der Film hört nie zu denken auf; er denkt (und spricht, und schreit) und ist dabei wunderbar in Bewegung.“ (Variety)
Wir verlosen drei „2 für 1“-Tickets für den sensor-Film des Monats – Mail mit Wunschtermin an losi@sensor-wiesbaden.de (dif/Foto Murnau Filmtheater)