Große Wiesbadener Freude gestern Abend im nordrhein-westfälischen Marl: Das von der New Yorkerin Simone Bloch gemeinsam mit dem Wiesbadener Designer Thilo von Debschitz initiierte und von einem Team seiner Agentur Q umgesetzte Projekt curt-bloch.com wurde mit dem renommierten Grimme Online Award für publizistische Leistungen im Internet ausgezeichnet. Das aufwändige Digitalprojekt macht das lange unbeachtete Werk von Curt Bloch (1908-1975) rund um dessen Untergrund-Satire-Magazin „Het Onderwater Cabaret“, das dieser im Versteck vor den Nazis realisiert hat, einer breiten Öffentlichkeit zugänglich.
Das Projekt wurde bei der per Stream live übertragenen Preisverleihung in Marl, Sitz des Grimme-Instituts, als einer von zwei Preisträgern in der Kategorie „Kultur und Unterhaltung“ ausgezeichnet, verkündet von der Medienmanagerin Schiwa Schlei. „Preiswürdig“ befand die Jury neben Struktur, Design und Angebot der Webseite, dass sie „diese Kleinode der Publizistik im Untergrund erschließt“ und so „ein außergewöhnlicher Einblick in das Werk eines Menschen entsteht, der Terror und Barbarei Kunst und Kultur entgegensetzt“.
Auslöser des Projekts war, dass Curt Blochs Tochter Simone Bloch von New York aus den Wiesbadener Thilo von Debschitz kontaktiert hatte mit dem Anliegen, ob er sich vorstellen könne, behilflich zu sein, das Werk ihres Vaters in die Öffentlichkeit zu bringen. Dass daraus eine solch umfangreiche komplexe Webseite – sämtliche 96 Ausgaben mit insgesamt 492 Gedichten wurden komplett digitalisiert, bis heute werden ausgewählte Texte zudem eingesprochen – entstehen würde, die seit ihrem Launch weltweit für Furore sorgt, hätten die Initiatoren wohl kaum geahnt.
Thilo von Debschitz und Tim Siegert, der im Q-Team maßgeblich an der Realisierung von curt-bloch.com beteiligt war, nahmen den Preis gestern in Marl entgegen und verkündeten per Insta-Story: „Was für ein Abend!“. Man kann nur immer wieder ergänzen: Was für eine Website!
Weiterlese-Tipp: sensor-Reportage „Satire gegen Nazis – Vorhang auf für Curt Bloch“.
(Dirk Fellinghauer/Fotos Arne Landwehr)
