Von Dirk Fellinghauer (Text und Fotos).
„Kinder an die Macht“, sang einst Herbert Grönemeyer. „Jugend an die Macht“, oder wenigstens näher ran an die Macht, das könnte man für eine gar nicht so dumme in Idee in Wiesbaden halten. Zumindest, wenn man den Junge Union-Vorsitzenden der Stadt beim Wort nimmt. Der hat bei der Jahreshauptversammlung der CDU-Nachwuchsvereinigung am Freitagabend in einem überfüllten Raum des Ratskellers bemerkenswert Verbindendes gesagt – in Zeiten eines gefühlten „Jeder gegen jeden“ rund um das Wiesbadener Rathaus. Gelegenheit, seinen Worten Taten folgen zu lassen, hat Dennis Friedrich nun genug. Der 23-Jährige wurde in seinem Amt wiedergewählt.
Den partei(jugend)übergreifenden Austausch trotz inhaltlicher Unterschiede nannte Friedrich als einen Punkt, der zu einem „neuen Kurs“ gehöre. Der stärkere Austausch und eine stärkere Zusammenarbeit „mit den anderen demokratischen Jugendorganisationen“ in Wiesbaden wolle er mit der Jungen Union vorantreiben. „Politik wird nicht im Plenarsaal gemacht, sondern beim Bier danach“, gab der alte und neue JU-Vorsitzende als Motto aus vor zahlreichen Mitgliedern und einigen Gästen, darunter dem Bundesvorsitz-Aspiranten Stefan Gruhner aus Thüringen sowie dem OB-Kandidaten Eberhard Seidensticker, dem Bundestagsabgeordneten Ingmar Jung und Bürgermeister Dr. Oliver Franz
Einig im Kampf gegen Politikverdrossenheit
„Es gibt viele Punkte, bei denen auch wir als größte politische Jugendorganisation in Wiesbaden mit anderen politischen Jugendorganisationen zusammenarbeiten sollen und müssen“, betonte Friedrich. Es seien „Punkte, bei denen wir alle dasselbe Ziel verfolgen: Das Beste für Wiesbaden und die Jugend erreichen, in Zeiten, in denen die Wiesbadener Stadtpolitik bundesweit negativ in den Medien präsent ist.“ Der Jungpolitiker stellte mit Blick auf den Nachwuchs der politischen Mitbewerber klar: „Auch wenn wir meist unterschiedliche Auffassungen haben, was das Beste für die Stadt ist, sind wir uns einig im Kampf gegen Politikverdrossenheit.“
Gegenteilige Meinungen willkommen
Dass man es auch partei- bzw. verbandsintern „nie jedem recht machen“ kann, sei ihm in seinem ersten Amtsjahr klar geworden: „Ihr hattet es sicher auch nicht einfach mit mir … Ein neuer Kurs bringt auch immer neue Herausforderungen mit sich.“ Seinen Vorstandskollegen dankte er ausdrücklich dafür, „auch gegenteilige Meinungen einzubringen“.
Als Jugend zeigen, „dass es mit uns auch anders geht“
Grundsätzlich wolle man „unabhängig von dem aktuellen Empfinden gegenüber der Stadtpolitik zeigen, dass es mit uns auch anders geht.“ Die Jugend könne die Stadtpolitik beleben und mitbestimmen und „auch mal der Stachel im Fleisch der Mutterpartei“ sein. Als „junge Leute, die sich für unser Nizza des Nordens interessieren und ihre Zukunft gestalten wollen“ wollten sie dazu beitragen, dass „die Stadtpolitik sich nicht nur mit sich selbst, sondern mit den bedeutenden Themen beschäftigt, Themen die die Leute bewegen.“
Für ihn und die Junge Union seien diese Themen Sicherheit mit erfolgter Umsetzung der JU-Forderung nach einer Waffenverbotszone, aber auch Wohnraum für Studenten und junge Familien oder die Forderung nach freiem W-Lan in der Innenstadt, Entwicklung der Mobilität in Wiesbaden, der Bau einer dritten Rheinbrücke und ein klares Nein zu Dieselfahrverboten.
OB-Kandidat mit der Devise: „Weniger babbeln, mehr schaffen“
Als Ehrengast des Abends begrüßte der Junge Union-Chef den OB-Kandidaten Eberhard Seidensticker mit seiner Frau Claudia (links im Social-Media-Einsatz). Gegenüber sensor sagte dieser, dass er sich fortan ganz auf sich konzentrieren und die derzeit Schlagzeilen-bestimmenden Turbulenzen möglichst fern von sich und seinem OB-Wahlkampf halten wolle.
Seiner verstärkten Präsenz in der Öffentlichkeit sollen nun auch langsam Inhalte folgen, die Webseite des OB-Kandidaten soll in der kommenden Woche online gehen. Im Wahlkampf kann der Mann, der nicht nur um Stimmen, sondern auch mit einer zerstrittenen eigenen Partei zu kämpfen hat, sich auf starke Unterstützung durch die Junge Union verlassen. Der Vorsitzende Friedrich, ebenso wie der Kandidat Seidensticker Schiersteiner, kündigte einen „jungen und frischen Wahlkampf“ an und lobte Seidensticker als „bürgernahen, direkten und ehrlichen Menschen“. Seine Hoffnung: „Lasst uns mit ihm wieder einen OB in Wiesbaden stellen, der sowohl `bei de Leut´ ist als auch Inhalte bringt und Probleme angeht – treu dem Motto: Ansage, Zusage, Umsetzung – weniger babbeln, mehr schaffen heißt die Devise.“
Seidensticker babbelte dann auch wenig. Sein folgeterminbedingt kurzes Grußwort beendete der Dachdeckermeister mit den Worten: „Ich find´ euch klasse, ich hoffe, ihr mich auch.“ Als der JU-Chef dem Kandidaten, bevor er zum nächsten Termin eilen musste, als Dankeschön fürs Kommen noch schnell eine Packung „Merci“-Schokolade überreichte, meinte dieser: „Normalerweise bin ich unbestechlich. Aber bei Schokoloade mache ich eine Ausnahme“. Ein Schelm, wer dies als Anspielung auf aktuell im Rampenlicht stehende Personen der Wiesbadener Stadtpolitik verstand.
Veranstaltungstipp zum Thema „Miteinander in Zeiten des `Jeder gegen jeden´“: „Der visionäre Frühschoppen“ am Sonntag, 24.02., 12 Uhr, im Walhalla im EXIL, Nerostraße 24, Eintritt frei, Thema No. 20: „Und jetzt ALLE: Was hält die Stadt ZUSAMMEN?“ alle Infos, Gäste und Updates hier.
Neuer Junge Union-Vorstand – Gruppenbild mit Gästen
Der bisherige Vorsitzende Dennis Friedrich in seinem Amt bestätigt. Auch Sarah Weinerth bekleidet weiter das Amt der stellvertretenden Vorsitzenden. Als zweite Stellvertreterin löst Myriam Schilderoth Timo Diehl ab. Geschäftsführerin bleibt Elena Kozlov. Neue Schatzmeisterin der Jugendorganisation wurde Loreen Kiehl, gefolgt von der wiedergewählten Schriftführerin Swaantje Engel. Der neu geschaffene Posten des Referenten für Öffentlichkeitsarbeit wird künftig von Björn Guderjahn ausgeführt . Für das Ressort Schule und Bildung sind die beiden Schüler Carlos Marcel Hessel und Oscar Ewert zuständig. Im Ressort Inneres und Kommunales zeichnen sich Eleftherios Tsiridis und Marcel Gies verantwortlich. Mit dem Ressort Infrastruktur, Bau und Stadtentwicklung wurde Lisa Kroll betraut. (Foto: Junge Union Wiesbaden)