Von Jan Gorbauch. Fotos Frank Meißner.
Auch wenn Wiesbaden als das Nizza des Nordens bekannt ist, oft etwas elitärer daherkommt und durch Vororte und weites Umland für „deutsche“ und manchmal ein wenig verstaubte Gemütlichkeit steht, so gibt es doch auch das etwas andere Wiesbaden! Jenes Wiesbaden der Einwanderer, die integriert und etabliert kaum mehr so bezeichnet werden dürfen, die das Stadtleben nachhaltig erweitert und positiv geprägt haben. Allen voran sticht das Quartier rund um die Wellritzstraße hervor: inmitten türkischer Barbiere, orientalischer Brautmoden, Fladenbrotbäcker und betriebsamem Kiez-Flair kennt man hier im Innersten des Inneren Westends das Restaurant Harput als feste Institution bereits seit Beginn der neunziger Jahre.
Zwar könnte man sagen: Dönerläden gibt es doch wie Sand am Meer! Könnte man! Genaues Hinsehen lohnt sich hier, denn das Harput ist sehr viel mehr als ein Dönerladen. Es ist türkische Küche, ein einladendes, orientalisches Restaurant, lebhaft, gut besucht, manchmal laut, immer gemütlich, freundlich. Hier treffen sich Menschen aller Generationen und allen Ursprungs, sitzen beisammen, lachen, essen, oder trinken einfach nur einen Tee. Hier ist für jeden Platz, man findet Räume mit unterschiedlichem Charme und eigenem Flair, und sogar einen gemütlichen Außenbereich. Sei es in der Sitzecke mit Kissen oder auf einer erhöhten Empore: wer hier verweilt, legt irgendwann den Alltag ab und fühlt sich versetzt in die Betriebsamkeit am Bosporus. Die Wellritzstraße verschwimmt zum kleinen Istanbul, und man selbst ist plötzlich mitten drin!
Seine Beliebtheit verdankt das Restaurant, das Gäste von weit über Wiesbaden hinaus anlockt, natürlich auch dem Essen, das sich vom gewohnten Einerlei angenehm abhebt. Geschlachtet wird gleich nebenan, hauseigen sozusagen, mehrfach pro Woche, so dass man sich über die Herkunft des Fleisches hier keine Gedanken machen muss. Während sich anderswo einfach Fleischspieße endlos am Gasgrill drehen, legt Familie Duran, die auch die nicht minder beliebte Bäckerei gegenüber betreibt, besonderen Wert darauf, in ihrem Restaurant mehr als das zu bieten. So werden in der offenen Küche türkische Teigfladen in einen mächtigen Holzofen geschoben und gleich daneben duftende Lammkoteletts, Kebab oder Hähnchen auf dem Indoor-Holzkohlegrill gewendet. Es ist durchaus deftige Kost, die dann mit Reis oder Fladenbrot den Weg auf den Teller findet. Sie schmeckt schnörkellos, ehrlich, authentisch; sei es zum Mittagessen oder als Mitternachtssnack. „Wir servieren nur, was uns selbst schmeckt“, sagt man bei Harput stolz und voller Überzeugung. Sowohl Erfolg als auch Tradition geben dem Recht.
Harput
Wellritzstr. 9
65183 Wiesbaden
Tel.: 0611 406196
Öffnungszeiten: Mo – Do + So: 07:00 – 01:00 Uhr, Fr + Sa: 07:00 – 02:00 Uhr
http://www.harputrestaurant.de
Repzept
Gegrillte Lammkoteletts
10 Lammkotelett(s)
100 ml Olivenöl
Saft einer Zitrone
1 TL jeweils: Thymian, Rosmarin, Oregano, gemahlener Pfeffer
2 TL Paprikapulver
2-3 Zehen gepresster Knoblauch
Salz
Die Gewürze mit dem Zitronensaft, Knoblauch und dem Olivenöl zu einer Marinade bzw. Paste verarbeiten und die Lammkoteletts damit einreiben und wenn möglich über Nacht marinieren lassen. Kurz vor dem Grillen noch einmal durchmischen, etwas abtropfen lassen, salzen und auf dem Holzkohlegrill von beiden Seiten knusprig grillen und erst danach salzen. Dazu passt Reis oder Fladenbrot.