Von Selma Unglaube. Fotos Heinrich Völkel und Andrea Diefenbach.
Heinz Hohl ist Wiesbadener. Aber nur für ein paar Nächte. Er „wohnt“ im Wiesbadener Reisemobilhafen. Hundert Meter vom Kallebad entfernt finden Wohnmobilbesitzer eine temporäre Heimat. Wer hier in Halbhöhenlage mit Blick über Mainz und das Umland sein Lager aufschlägt, kann in Ruhe Wiesbaden und Umgebung erkunden und dabei sicher sein, dass er abends wieder in seinem eigenen Bett schlafen wird. Heinz Hohl und seine Frau befinden sich auf der Rückreise aus dem Urlaub. Wochenlang sind die leidenschaftlichen Wohnmobilbewohner aus Kronach im Frankenwald durch Holland und Belgien gereist, ihre Fahrräder mit im Gepäck. Nun möchten sie einige Tage in Wiesbaden bleiben und alte Freunde besuchen.
Wieso er ausgerechnet im Wohnmobil reist? Die Liebe zum Camping hat Hohl bereits als Kind erfasst. „Alles fing mit einem kleinen Zelt und Camping an. Außerdem bin ich halber Holländer, auch wenn ich mich sonst als Rheinländer bezeichne“, so der sympathische Camper weiter. „Viele haben als Zelter angefangen und sind dann zum Wohnmobil gekommen, weil es bequemer ist. So ein Wohnmobil ist ein rollendes Ferienhaus.“
Alles drin für mindestens 100.000 Euro
Dabei ist Urlaub im Wohnmobil ein kostspieliges Vorhaben. Alleine die Fahrzeuge kosten um die 100.000 Euro, nach oben gibt es keine Grenzen. „Aber man ist mobil, sieht was von der Welt“, rechtfertigt Hohl seine Investition. „Einzelbetten sind drin, Dusche ist drin, Kühlschrank ist drin: Es muss auf keinen Komfort verzichtet werden“ schwärmt er.
Kein Halligalli-Urlaub
Tatsächlich wird beim Betreten schnell klar: So ein Wohnmobil ist vielseitiger als gedacht. Besonders beeindruckend ist die Mini-Dunstabzugshaube über der Kochgelegenheit. Damit hätte man nun wirklich nicht gerade gerechnet. Sogar das Badezimmer bietet mehr Platz, als vermutet. Auch auf Fußball muss nicht verzichtet werden: Neben den Fernseher über der gemütlichen Sitzgelegenheit hatte Hohl einen EM-Spielplan angeklebt. Über den Reisemobilhafen äußert er sich nur lobend. „Hier ist es sauber, ordentlich, und die Sanitäranlagen im Gemeinschaftsraum sind besser als bei manchem zu Hause. Alles vom Feinsten. Und natürlich die Ruhe“, zählt Hohl die Besonderheiten des Campingplatzes auf. „Camping ist kein Urlaub für Halligalli.“
Seit dreieinhalb Jahren vermieten die beiden Betreiber Steffen Schmidt und Markus Tönnessen etwa fünfzig Stellplätze an Wohnmobilreisende aus aller Welt. Die meisten von Ihnen sind Touristen, viele kommen aus England. Einige sind geschäftlich in der Stadt, aber alle ziehen das Wohnen im eigenen Wohnmobil jedem Hotelzimmer vor. Pro Woche campieren momentan circa zehn Wagen auf dem gepflegten Gelände, und in der Sommersaison werden es täglich mehr.
Feste locken Camper an
Der Stellplatz kostet pro Nacht 12 Euro, für Wohnwagengespanne 15 Euro. Strom- und Wasserverbrauch schlagen ebenso extra zu Buche wie die Benutzung der Duschen. Kein günstiges Vergnügen. Stammgästen bieten Schmidt und Tönnessen deshalb sogar Zehnerkarten an. Es gibt einige, die immer wieder kommen. Der Andrang ist vor allem immer dann besonders groß, wenn in Wiesbaden Straßenfeste stattfinden, erklären die Betreiber. Weitere Anziehungspunkte sind Sternschnuppenmarkt und Fastnacht.
Schmidt und Tönnessen sind ebenfalls begeisterte Camper, und selbstverständlich befinden sich auch ihre Fahrzeuge auf dem Gelände. Auf die Frage, ob er als Kind schon mit den Eltern campen waren, beteuert Schmidt: „Nee. Meine Eltern sind nur geflogen. Bei mir hat es mit Zelten angefangen, zusammen mit einem Freund. Das Blöde war, nie hatte man einen Kühlschrank dabei, und immer warmes Bier, tja, und so kommt man zum Reisemobil.“ Ein ziemlicher Umweg für ein kühles Bier.
http://www.reisemobilhafen-wiesbaden.de/