Von Rebekka Farnbacher. Fotos Heinrich Völkel und Andrea Diefenbach.
Vor fünf Jahren gründete eine Gruppe reisebegeisterter Freunde in Berlin die interaktive Spendenplattform betterplace.org Mehr als 4000 Projekte mit mehr als 300.000 Unterstützern wurden seither realisiert. Nun soll auch Wiesbaden betterplace-Stadt werden.
Wer kennt es nicht? Für „Digital Natives“ beginnt so mancher Arbeitsprozess am Computer ganz selbstverständlich mit einem raschen Blick auf die neuesten Aktivitäten in den Sozialen Netzwerken. Dass der „rasche“ Blick oft „stundenlang“ dauert, ist so bekannt wie das Lästern über Zeitvergeudung: „Was interessiert mich, was der heute gegessen hat?!“ In Zukunft könnte es heißen: „Mich interessiert, wofür der heute gespendet hat“ …
Innovative Weltverbesserer
Transparenz ist ein Megatrend und Teil der Internetkultur. Natürlich verfolgen Facebook, Ebay & Co einen anderen Zweck, aber sie können Inspiration liefern. Die Vision: Indem der soziale Sektor das allgegenwärtige digitale Potenzial nutzt, lassen sich Ziele zum Wohle der Gesellschaft effektiv vorantreiben. Soziales Engagement wird über betterplace.org nicht nur aufgezeigt. Es kann per Feedbackfunktion bewertet werden und wird dadurch – es muss wieder dieses Wort sein – transparenter. Dadurch vergrößert sich das Vertrauen in die Projekte und auch die Bereitschaft, sich dafür zu engagieren – Antwort des „innovativen Weltverbesserungsunternehmens“ auf ein Manko, mit dem sich die Charitybranche heute intensiv auseinanderzusetzen hat. Die Betterplace-Macher wollen die regionalen Rubriken weiter ausbauen und auch für die Stadt Wiesbaden eine betterplace-Seite an den Start bringen. Ein Städteteam soll gegründet werden, das mit örtlichen Organisationen zusammenarbeitet und ihnen eine Präsentationsfläche bietet. Freiwillige vor!
Auf der Webseite kann jeder per Suchfunktion das soziale Projekt ausfindig machen, das ihn am meisten interessiert, berührt oder motiviert – im Hinblick auf Regionen oder Themen. Bist du Tierliebhaber? Spende für den Aufruf einer Wiesbadenerin, die sich um die OP einer angefahrenen Straßenkatze aus Ungarn einsetzt. Möchtest du dich für die Schuldbildung in Südamerika einsetzen? Spende für den Autokauf eines peruanischen Lehrers, damit dieser allmorgendlich zu seiner Schule fahren kann.
„Vor allem junge Menschen spenden nicht, weil sie nicht wissen, was mit ihrem Geld passiert“, erklärte Moritz Eckert, Mitbegründer des betterplace-Teams, bei einem ersten Infotreffen im heimathafen. Die Bereitschaft wachse mit dem Wissen, welches konkrete Ziel der Spender unterstützt. Abstrakte Phrasen wie „Jeder Euro hilft“ werden zu greifbaren Erfolgserlebnissen. Zudem erhalten die Empfänger eine Stimme: via Blogeintrag, Fotos oder Videos können sie zeigen, wie sich ihr Projekt entwickelt. So erhält das per Handy hochgeladene Foto vom Mittagessen eine völlig andere Relevanz. Besonders relevant für die Gebermotivation ist auch die Zusicherung, dass 100 % der Spenden weitergeleitet werden. Die Plattform finanziert sich über Sponsoren und enthält sowohl Einträge kleiner Graswurzelinitiativen als auch großer Organisationen.
Eine andere visuelle Motivation gelingt der Seite über gängige Internetskalen. Neben wachsenden Prozentbalken, die anzeigen, wie weit (bzw. unweit) die Projektfinanzierung auf dem Weg zum Ziel ist, prangt auch das vertraute „I like“-Symbol mit der Zahl seiner Klicks hinter jeder Projektbezeichnung. Auch und vor allem Kritik ist hier essentieller Bestandteil des Transparenzgedankens. Schließlich ist die bewusst offen gehaltene Plattform laut Eckert auch mit Sicherheit nicht frei von schlechten oder fragwürdigen Projekten: „Der mündige Spender entscheidet, wofür er spenden will. Und Hilfe für sein Urteil erhält er über die Besucher, die über ein Projekt berichten und dadurch warnen oder Vertrauen schaffen.“ In der Praxis zeigt der Daumen kaum nach unten – eigentlich kaum verwunderlich auf einer Plattform, die angetreten ist, die Welt ein bisschen besser machen zu wollen.
Auch Dir fehlt in Wiesbaden der Überblick, wie man sich wo engagieren kann? Worauf wartest Du – sei Teil unseres ehrenamtlichen betterplace-Teams in Wiesbaden und bring das lokale soziale Engagement ins Internet! Interessierte, die Lust haben, das betterplace-Städteteam in Wiesbaden mitzuinitiieren, wenden sich an Christina Wegener unter cw@betterplace.org