Das Gestüt Renz in der Nerostraße hat wieder geöffnet – und das nicht nur zur großen „Jetzt schlägt´s 13“-Geburtstagsparty an diesem Samstag. Auf dem Flyer steht noch „One Night Only! Probably …“. Jetzt steht fest: More than only one night. Certainly! Zukünftig soll der Schwerpunkt auf abwechslungsreichem Barbetrieb liegen, jedoch auch Tanzveranstaltungen sind wieder und weiter geplant. Außerdem soll es künftig Kulturveranstaltungen geben. Ganz in trockenen Tüchern ist die dauerhafte Zukunft der Ausgehinstitution allerdings noch nicht, ein Mediationsverfahren unter Beteiligung des OBs soll´s ab Februar 2017 richten.
„Das Gestüt Renz hat seit Donnerstagabend wieder geöffnet“, teilt der Betreiber der Wiesbadener Traditionskneipe, Joerg Lichtenberg, mit. „Aufbauend auf der bestehenden Genehmigung, welche eine „Gaststätte mit Saal“ vorsieht, werden wir künftig einen neuen Schwerpunkt auf einen regelmäßigen Barbetrieb legen.“
Der Barbetrieb wird vorerst von Mittwoch bis Samstag stattfinden. Mittwochs gibt es Cocktails- und Longdrinks für studentenfreundliche 5 Euro und Donnerstags wird das erfolgreiche Format „Jazzbar“ fortgesetzt. Anders als früher soll am Wochenende nur gelegentlich getanzt werden, während der klassische Barbetrieb im Vordergrund steht.
Neue Formate ab Februar
Ganz neu aufstellen wird sich das Gestüt Renz konzeptionell ab Februar 2017. Dabei können sich die Gäste auf ein abwechslungsreiches Programm an fünf bis sechs Tagen die Woche freuen. In Zusammenarbeit mit lokalen und nationalen Künstlern soll an unterschiedlichen Tagen ein umfassendes Kulturprogramm unter dem (Arbeits-)titel „Kulturbar“ stattfinden. Auch eine Kooperation mit dem „Freien Theater Wiesbaden“ ist geplant, welches das Angebot des Gestüt Renz mit Lesungen, Workshops und Aufführungen bereichern will. Das genaue Programm ist noch in Arbeit und soll im Januar veröffentlicht werden.
Donnerstags soll auch in Zukunft an die Tradition des legendären „Jazz House“, welches von 1962 – 1982 im heutigen Gestüt Renz untergebracht war, angeknüpft werden: Das Gestüt Renz wird an diesen Tagen unter der Regie des Wiesbadener Radiodiscjockeys Wolfgang Kerl zur „JAZZBAR“ und die bereits im Oktober 2015 erfolgreich gestartete Reihe fortgesetzt. Der neue Titel der Reihe wird – angelehnt an Kerls Radiosendung – „Blackadelic“ sein. Etwa einmal monatlich soll das
Programm durch eine „unplugged“ Liveperformance ergänzt werden.
Freitags und samstags ist schließlich „BARKULTUR“ angesagt: Unter der fachlichen Leitung von Barkeeper Daheh Salmesdani wird ein vielfältiges Angebot an Weinen, Draftbieren, Cocktails und Longdrinks angeboten – an besonderen Abenden auch Wein- und Spirituosenverköstigungen mit wechselnden Leckerbissen in Zusammenarbeit mit verschiedenen bekannten gastronomischen Partnern.
Dem neuen Konzept war eine Sofortverfügung der Wiesbadener Bauaufsicht auf Einstellung des Betriebes und eine sich anschließende gerichtliche Auseinandersetzung vorausgegangen: Im Kern geht es dabei um die Frage, ob das „Gestüt Renz“ noch im Rahmen der bestehenden Genehmigung „Gaststätte mit Saal“ betrieben wird. Oder aber ob nicht doch eine – an dieser Stelle baurechtlich nicht zulässige – sog. „Vergnügungsstätte“ betrieben wird. Anwohner, die sich insbesondere durch das nächtliche Verhalten der Besucher des Gestütes gestört gefühlt hatten, haben letzteres vermutet und entsprechende rechtliche Schritte eingeleitet. Dazu Joerg Lichtenberg: „Wir haben uns nach dem vorläufigen Urteil des Verwaltungsgerichtes Kassel bewusst eine Auszeit genommen und gemeinsam mit der Landeshauptstadt Wiesbaden diskutiert, wie wir sowohl das Gestüt Renz retten als auch den Rechtsstreit gütig beilegen können.
Mediationsverfahren geplant
Im Ergebnis haben wir beschlossen, dass wir für Januar alle an dem Gerichtsverfahren Beteiligten, also die betroffenen Anwohner, das städtische Rechtsamt sowie die Bauaufsicht zu
Mediationsverfahren einladen wollen. Oberbürgermeister Gerich hat sich bereit erklärt, das Mediationsverfahren zu begleiten – für seinen persönlichen Einsatz bin ich ihm sehr dankbar.“
Wie der Verwaltungsgerichtshof Kassel in seiner Entscheidung im Eilverfahren ausdrücklich bestätigt hat, lässt die bestehende Baugenehmigung („Gaststätte mit Saal“) auch gelegentliche Tanzveranstaltungen zu. In der „Gesamterscheinung“ muss jedoch der Gaststätten- und Barcharakter überwiegen. Joerg Lichtenberg will diesen Teil der Genehmigung nutzen und zu besonderen Anlässen das Gestüt Renz auch wieder als Club öffnen.
Als Beginn dieser Reihe soll diesen Samstag der 13. Geburtstag des Gestütes Renz gefeiert werden. Unter musikalischer Leitung von Resident-DJ und Lokalmatador Boris Rampersad öffnet das Gestüt Renz am Samstag, den 10. Dezember um 22 Uhr seine Pforten. Darüber hinaus werden weitere Überraschungsgäste an den Decks erwartet.
„Wie es danach weitergeht kann ich heute noch nicht genau sagen“, erläutert Lichtenberg die Zukunft seines Hauses. „Aber nicht zuletzt der starke Rückhalt der Wiesbadener Bevölkerung gibt uns die Kraft und den Mut weiter zu kämpfen“. Ein Gast hatte eine Onlinepetition gestartet, die binnen kürzester Zeit mehr als 4.200 Unterschriften für den Erhalt des Gestüt Renz gesammelt hatte (siehe: www.tiny.cc/savegestuet). So erklärt Lichtenberg weiter: „Meine Hoffnung ist, dass wir uns mit den Anwohnerinnen und Anwohnern und der Bauaufsicht gütlich einigen können, was alle Seiten unter ‚gelegentlichen Tanzveranstaltungen’ verstehen. Dies wäre sicherlich für alle Beteiligten das Beste, weil wir in diesem Rahmen auch diskutieren und festlegen können, wie wir die Einschränkungen für sich durch den Betrieb gestört fühlende Anwohner möglichst gering halten können. Sollte uns dies nicht gelingen, müssen wir auf die Durchführung des Hauptsacheverfahrens drängen, in der Hoffnung, hier eine Lösung für uns zu finden. Dazu sollte es
jedoch nicht kommen müssen.“
1 response to “Über „one night only“ hinaus: Gestüt Renz hat wieder geöffnet – Geburtstagsparty und Zukunftskonzept”