Direkt zum Inhalt wechseln
|

100 Persönlichkeiten der Stadt fordern Nutzung des Alten Gerichts als „Haus der Stadtkultur und Stadtgeschichte“

AltesGericht_projekt48

„Derzeit ist eine Initiative in Gründung, die sich für eine alternative Nutzung aussprechen will. In den nächsten Wochen wollen die Mitglieder, darunter einige bekannte Gesichter der Stadtgesellschaft, aus der Deckung kommen und ihre Forderungen und Ideen publik machen“, schrieben wir in der aktuellen sensor-Titelgeschichte über „Das große Warten“ auf Zukunftsperspektiven für bedeutende historische Gebäude der Stadt wie das Alte Gericht. Heute ist es nun soweit. Über 100 Wiesbadener Persönlichkeiten haben als Erstunterzeichner einen Aufruf an den Hessischen Ministerpräsidenten und den Wiesbadener Oberbürgermeister gegen eine Privatisierung und für eine öffentliche Nutzung des alten Gerichts unterstützt. Heute werden sie bei einer Pressekonferenz in der Casino-Gesellschaft über ihre Motive und Vorstellungen informieren.

Zu den Unterzeichnern gehören „zahlreiche Anwälte, Unternehmer, Handwerker, Ärzte, Richter, Stadtplaner und Konservatoren, ehemalige Staatssekretäre und Minister der Hessischen Landesregierung, frühere Stadträte und Oberbürgermeister, Künstler, Galeristen, Hochschullehrer, Schulleiter, Vertreter der Kreativwirtschaft, Anlieger des GerichtsQuartiers und viele andere mehr“. Sie alle verstehen sich als langjährige und engagierte Wiesbadener und plädieren dafür, „dieses Haus nicht einem Privatinvestor zum Bau hochwertiger Wohnungen zu überlassen, sondern das denkmalgeschützte Gebäude als Haus der Stadtkultur und Stadtgeschichte mit einem Stadtmuseum zu nutzen“.

„In Verbindung mit den zukünftigen Nachbarn der Hochschule Fresenius, mit ihren Schwerpunkten Design und Medien, könnte nicht nur dieses Stadtquartier als Kreativzentrum eine enorme Aufwertung erfahren“, heißt es in der Einladung, „sondern Wiesbaden würde bei seiner Bewerbung als Weltkulturerbestadt nachhaltig unter Beweis stellen, dass die Pflege des baukulturellen Erbes und eine zukunftsorientierte Nutzung keine Gegensätze darstellen.“ . Wir werden nach der Pressekonferenz ausführlich berichten.

Stößt Initiative auf vollendete Tatsachen?

Im Gegensatz zu den Vorstellungen, die heute präsentiert werden sollen, hat die Nassauische Heimstätte vor wenigen Tagen angekündigt, in dem seit langem weitgehend leerstehenden Gebäude definitiv Wohnungen errichten zu wollen, wie der Wiesbadener Kurier hier berichtete. Oberbürgermeister Sven Gerich hat zudem schon signalisiert, dass eine Nutzung des Gebäudes, die einen Erwerb durch die Stadt erfordern würde, mit ihm auf keinen Fall zu haben sei. Man darf gespannt sein, ob und wie die Seiten mit ihren komplett unterschiedlichen Vorstellungen in den nächsten Wochen und Monaten aufeinander zugehen werden – und wie sich, auch im Hinblick auf die anstehende Kommunalwahl im März 2016, die Parteien der Stadt in dieser für die Wiesbadener Stadtentwicklung höchst wichtigen Frage positionieren werden. Der Wiesbadener Grünen-Vorsitzende Daniel Sidiani warb bereits in einer Gesprächsrunde für das „Haus der Stadtkultur“. (Dirk Fellinghauer / Foto Angela Cremer)