Die Internetgemeinde ist im regen Austausch, oft ohne sich zu sehen, zu treffen oder überhaupt persönlich zu kennen. Bei einem BarCamp ist alles anders. Jetzt kommt die sympathische Konferenz ohne Agenda erstmals nach Wiesbaden. Die kostenfreie Anmeldung zu der ausdrücklich unkommerziellen Wochenend-Veranstaltung ist seit wenigen Minuten hier möglich. Die Veranstaltung war innerhalb kürzester Zeit ausgebucht.
„BarCamps sind Un-Konferenzen“, heißt es auf der Webseite zum ersten Wiesbadener BarCamp, das am 24. und 25. November auf dem MedienCampus der Hochschule RheinMain Unter den Eichen stattfinden wird. Im Gegensatz zu üblichen, meist hochpreisigen Fachkonferenzen erfolgt der Wissensaustausch hier unentgeltlich und gegenseitig: Es gibt keine designierten Sprecher, die Beiträge – sogenannte Sessions – werden allesamt von den Besuchern gestaltet.
Session-Vorschläge zum Frühstück
An jedem Morgen eines BarCamps Tages stellen, meist bei einem gemeinsamen Frühstück, alle Teilnehmer ihre vorbereiteten Beiträge kurz vor. Danach stimmen alle Teilnehmer ab, wen und was sie hören möchten. Je nach Interesse werden die Sessions über den Tag geplant und passende Räume zugeteilt. So entstehen Sessionplan und Tagesprogramm. Die Vorab-Liste der Sessionvorschläge für die Wiesbaden-Premiere ist schon gut gefüllt. Während ein Titel wie „Live-Hackathon: Build your own Pong Game with Particle Physics” doch schon sehr nerdig klingt, dürfte „Twitternde Astronauten, Satelliten und Raketen – Raumfahrtkommunikation im Social Web“ auch Otto-Normal-User interessieren: „Eine Themenvorgabe wird bewusst vermieden, fachfremde Teilnehmer und Vorträge werden sogar bewusst erwünscht.“ So gab es auch schon Spannendes zum Thema Hirnforschung zu hören, Themen aus dem „echten Leben“ wie Co-Working finden ebenfalls ihren Weg auf die straffe Agenda, die aber auch Platz für Netzwerken und eine Party am Samstagabend lässt.
„Netzkultur ist Humankultur“
Die Internetkultur braucht einen Ort, wo man sich persönlich trifft“, beschreibt Darren Cooper, Initiator des BarCamps und charismatischer Hansdampf in diversen Netzkultur-Gassen in Rhein-Main (auf dem Foto links oben mit im Uhrzeigersinn den BarCamp-Organisatoren Mathias Thürling, Martin KRaft, Norbert Gilles, Nicola Appel und Irmela Ketelhut), die Überzeugung, dass Netzkultur „Humankultur“ ist. Er beschreibt BarCamps als das, was Wikipedia für Lexika ist. Teilnehmer sollen nicht nur konsumieren, der „Mitmach-Faktor“ wird großgeschrieben. BarCamp scheint mit seiner Dynamik, die sozusagen in Echtzeit den jeweils neuesten Stand der Dinge aus der täglichen Praxis der Fachleute weitergibt, das Format zu sein, das – anders als zum Beispiel Hochschulen – mit den rasanten Entwicklungen der Netzkultur wirklich Schritt halten kann. Die ehrenamtlichen Organisatoren vom „Verein zur Förderung der Netzkultur im Rhein-Main-Gebiet e.V.“, die bereits BarCamps in Mainz (2009 und 2011) und Darmstadt (2010) organisiert haben stellen, mit Unterstützung von Sponsoren, Termin, Räumlichkeiten, Catering und viel Kaffee kostenfrei zur Verfügung, um alles andere kümmern sich die Teilnehmer selbst.
http://wiesbaden2012.barcamp-rheinmain.de/
Twitter-Hashtag: #bcrm12
(Text und Foto Dirk Fellinghauer)