Wann haben Sie zuletzt etwas gelernt,
liebe sensor-Leserinnen und –Leser? Unsere Kollegen vom Wiesbadener Kurier stellen diese Frage wöchentlich in Ihrem Fragebogen-Format an ganz unterschiedliche Wiesbadener Persönlichkeiten. Fast alle geben die gleiche Antwort. „Heute!“. Oder mindestens „Gestern!“. Also im Prinzip: „Jeden Tag!“. Ist ja auch so. Wer lernt nicht täglich etwas dazu?
Eine Schippe spannender, und abwechslungsreicher in den Antworten, wäre vielleicht eine Frage wie: „Wo haben Sie wirklich etwas fürs Leben gelernt?“ Genau für dieses lern(t)en wir ja angeblich in der Schule. Sie auch? Ich … teils, teils.
Ich habe – damals als Kind und Jugendlicher manchmal ein Horror, aus heutiger Sicht mit Blick auf den Erfahrungsschatz eigentlich ein Glück – vom ersten Schultag bis zum Abitur Schulen in fünf unterschiedlichen Städten, in drei verschiedenen Bundesländern, auf zwei Kontinenten, besucht. Zwischen den einzelnen Schulen lagen Welten. Manche Schuljahre habe ich genossen, andere durchlitten. Manche haben mir etwas gegeben, andere vielleicht sogar etwas genommen.
Rückblickend waren es, was Wunder, die Schulen, in denen ich den größten Freiraum hatte, an denen ich wirklich „fürs Leben“ gelernt habe. Die Schulen, die zugelassen haben, dass Schülerinnen und Schüler sich als Persönlichkeiten entfalten. Oft auch Schulen, an denen einzelne Lehrerinnen und Lehrer Persönlichkeiten waren, die für Schüler zur Inspiration, zum echten Vorbild, zum „Fürs Leben lernen“-Lehrer wurden. Im Rückblick ist das bei mir, so bilde ich mir ein, im Ergebnis ganz gut ausgegangen mit der Schule. Ein Glück, für das ich dankbar bin. Weil ich weiß, dass Schule auch anders ausgehen kann.
Was Schule mit Kindern und Jugendlichen macht, hängt von ganz vielen Faktoren – äußeren wie inneren – ab. Wir haben teilweise hoffnungslos marode Zuständen an Schulen in Wiesbaden und Mainz zum Anlass genommen, uns auf die Suche nach anderen „Schulwegen“ zu machen. Mehr Mut, auch Schule anders und neu zu denken, kann man nur wünschen. Und muss dabei sehr aufpassen, dass andere, neue, bessere Schule kein Privileg ist, bleibt oder wird nur für jene, die sich andere Lernbedingungen erkaufen können.
Ganz davon abgesehen, mag natürlich gelten: Nicht in der Schule, im Leben lernen wir.
Können Sie auch vom sensor etwas lernen? Das hoffe ich doch. „Das habe ich nicht gewusst“-Reaktionen bei der monatlichen Lektüre erfreuen uns natürlich mehr als gähnende „Das weiß ich doch längst“-Reaktionen. Wir wollen Ihnen durchaus Dinge nahebringen, dabei aber nicht unbedingt etwas beibringen. Ihre Schlüsse aus dem Gelesenen und Gesehenen ziehen Sie dann schon selber. Fürs Leben? Fürs Leben in Wiesbaden allemal. Ohne Noten. Aber, das ist unsere Idee, mit besonderer Note.
Was wir beim sensor-Machen ganz schnell gelernt haben: Ohne Pausen geht es nicht. Deshalb gönnen wir uns jetzt wieder eine kleine Winterpause* und hoffen, Sie kommen gut durch selbige mit dieser Dezember/Januar-Doppelausgabe. Danke allen, die uns 2017 so großartig begleitet haben.
Dirk Fellinghauer, sensor-Oberlehrer
* hier auf www.sensor-wiesbaden.de sowie auf Facebook, Twitter und Instagram sind wir natürlich „pausenlos“ für Sie aktiv und freuen uns jederzeit über Besuche.