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Editorial März-sensor: In Wiesbaden ist die Männerwelt noch in Ordnung …

In Wiesbaden ist die Männerwelt noch in Ordnung,

liebe sensor-Leserinnen und –Leser. Zumindest, wenn es um die Verteilung von Macht und Einfluss in der Stadt geht. Die entscheidenden Posten sind konsequent mit Männern besetzt, auch wenn das starke Geschlecht in den Machtzentren unserer Stadt gerade ein äußerst schwaches Bild abgibt. Oberbürgermeister und Bürgermeister, sämtliche Dezernenten, Geschäftsführer aller städtischen Gesellschaften: Männer, Männer, Männer!

Rückständig erscheint das, aber gut, ist halt Politik, könnte man konstatieren. Nimmt man in Kauf, mit all den Folgen, die wir im Moment in unserer Stadt – je nach Sichtweise gespannt, fasziniert, amüsiert, angewidert – mitverfolgen dürfen. Politik also, Männersache eben. Im Kulturbereich aber, dem man dann doch eine größere Offenheit zutrauen würde, offenbart sich bei den gut dotierten und einflussreichen Posten ein ähnliches Bild. Staatstheater-Intendant, Museumsdirektor, Volkshochschul-Direktor: Männer, Männer, Männer.

Die Frauen sind in Wiesbaden dafür gut, die vielen Festivals zu leiten, mit denen sich die Stadt so gerne schmückt. Viel Arbeit und Entbehrungen, geringe Bezahlung, oder gerne gleich als Ehrenamt. Oder die kleinen Kulturinstitutionen, wo Leitung auch meist automatisch Selbstausbeutung bedeutet. Nassauischer Kunstverein, Frauenmuseum, diverse freie Bühnen. Vielen Dank, die Damen, für den Einsatz. Tut uns echt leid, dass Sie sich für das Danke nix kaufen können.

Von der Wirtschaft wollen wir erst gar nicht anfangen. Oder vielleicht doch? Die IHK unserer Stadt hat seit Jahresbeginn eine Hauptgeschäftsführerin. Ob sich die frisch gebackene Spitzenfrau der Interessenvertretung von rund 37.000 Unternehmen des Themas annehmen wird? Ach ja, die protokollarisch ranghöchste Person unserer Stadt immerhin ist auch eine Frau: die Stadtverordnetenvorsteherin. Ach so, ein Ehrenamt.

Ich will keiner und keinem einzelnen ihren und seinen jeweiligen Posten und Job madig machen (die „Bedingungen“, Konditionen und Konstellationen der Bosse manch städtischer Gesellschaft aber natürlich durchaus zur Diskussion stellen, und das nicht nur aufgrund aktueller Ereignisse).

An die Gesamtsituation der Landesmannstadt Wiesbaden könnten wir aber schon mal rangehen, finde ich. Es stünde einer Landeshauptstadt im Jahre 2019 gut zu Gesicht, in der gesellschaftlichen Wirklichkeit anzukommen und die eine oder andere Frau in Spitzenpositionen „zuzulassen“. Ob uns damit manches von dem erspart bliebe, was wir derzeit ertragen müssen? Ich weiß es nicht. Aber einen Versuch ist es wert.

Damit sich etwas ändert, sind allerdings beide Seiten gefordert. Deshalb der doppelte Aufruf: Nur Mut, Männer! Nur Mut, Frauen!

Dirk Fellinghauer, sensor-Mannsbild

(Foto: Maximilian Wegener)

5 responses to “Editorial März-sensor: In Wiesbaden ist die Männerwelt noch in Ordnung …

  1. Kehrt Ihr auch vor der eigenen Tür? Wie ist die Redaktion zusammengesetzt?

    1. Frau Lottmann-Kaesler: ich bin überzeugt davon, besser gesagt: ich WEISS, dass es Männern wie Frauen gleichermaßen offen steht, sich in der dortigen Redaktion zu bewerben und zu arbeiten. Wir leben in Deutschland. Wir schreiben das Jahr 2019. Gruß, eine Frau ohne Doppelnamen 🙂

      1. Wenn der eigene Nachname nicht genannt wird, was hat das zu bedeuten?
        (Meinen könnte man auch richtig schreiben!)
        Ich habe nicht bestritten, dass ‚Frau‘ sich bewerben kann, das gilt auch für viele andere Berufe und Positionen. Es gilt übrigens auch für die hier zu Debatte stehende Frage nach dem Wiesbadener Magistrat. Ob die Chancen wirklich gleich sind, ist damit aber nicht entschieden!!

        1. Guten Tag noch mal Frau Lottmann-Kaeseler, (bitte entschuldigen Sie den Fehler in der Anrede zuvor), ich fand Ihre Frage/Bitte nach dem „Kehren vor der eigenen Tür“ / „Zusammengesetztsein der Redaktion“, schlicht überflüssig, da es nicht an der Redaktion liegt, sondern schlicht daran, inwieweit Frauen sich für Jobs dort interessieren / sich bewerben / dort arbeiten WOLLEN. Im Grunde fand ich den ganzen Artikel überflüssig (!), denn warum MÜSSEN anscheinend heutzutage alle möglichen Stellen gleichermaßen mit Männlein und Weiblein besetzt sein? (Wohlgemerkt: wobei es dabei selten um „von Männern dominierte Berufe wie Dachdecker, Müllmann, Bauarbeiter etc. geht….) Zumal es jedem Geschlecht gleichermaßen frei steht, sich hier und da zu interessieren, vorstellig und tätig zu werden. Ständig „Männerbünde-„, Netzwerke usw. zu unterstellen, finde ich sehr fragwürdig und auch armselig, da es suggeriert, als könne „eine kleine schwache Frau“ dem nichts entgegensetzen außer nach „Hilfe von oben“ zu rufen. Was sagt DAS über Gleichberechtigung aus?
          MfG

    2. Zitat :“An die Gesamtsituation der Landesmannstadt Wiesbaden könnten wir aber schon mal rangehen, finde ich. Es stünde einer Landeshauptstadt im Jahre 2019 gut zu Gesicht, in der gesellschaftlichen Wirklichkeit anzukommen und die eine oder andere Frau in Spitzenpositionen „zuzulassen“. “

      Nirgendwo wird einer Frau, die eine derartige Position ergreifen möchte, dies untersagt! Wer sich entsprechend arbeitswillig zeigt, wird dies auch meistern – gleich ob Mann oder Frau. Das hat nichts mit „zulassen“ zu tun.

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