… unsere eigene Stadt, die wird immer wieder als „geteilte“ Stadt empfunden und beschrieben. Als eine Stadt der, zumindest mentalen, Mauern, in der diametral gegensätzlich denkende, agierende und fühlende Menschen leben. Nebeneinander, sogar gegeneinander, aber viel zu selten und viel zu wenig miteinander. An diesen Empfindungen ist sicher einiges dran. Aber mir scheint, dass das Bedürfnis – interessanter- und erfreulicherweise auf beiden Seiten – wächst, dass in Wiesbaden endlich näher zusammenwächst, was zusammengenhört, dass besser zusammenlebt, wer zusammengehört. Seit es sensor gibt, ist es auch unser Anliegen, das „eine“ mit dem „anderen“ Wiesbaden bekannt und vertraut zu machen.
Unser Land, die ganze Welt eigentlich, feiert in diesem Monat 25 Jahre Mauerfall. Ein vom Volk ausgelöstes Ereignis purer Freude, das ein Jahr später in der von der Politik geregelten Wiedervereinigung mündete, die vielen dann doch eine Spur zu schnell ging und – mit Folgen, die bis heute spürbar sind – eher als „Anschluss“ denn als echte Vereinigung empfunden wird.
Vielleicht ist gerade das Jubiläum des Mauerfalls eine gute Gelegenheit, auch über die Mauern in Wiesbaden und darüber, wie wir sie zu Fall bringen können, nachzudenken. Eine großartige Gelegenheit bietet sich am 9. November, wenn – als Pendant zu einer spektakulären Aktion in Berlin – Heliumballons mit persönlichen „Mauerfall“-Botschaften in den Wiesbadener Himmel steigen sollen. Vielleicht ist diese ganze Träumerei von einem „vereinten“ Wiesbaden aber auch einfach naiv, und das Gegenteil bahnt sich den Weg. Am Ende ist es vielleicht gar nicht so abwegig, wie unser Verborgene-Welten-Autor Martin Mengden in seiner aktuellen Kolumne gar eine Teilung der Stadt in „Wies“ und „Baden“ beschreibt.
Auf jeden Fall lohnt es sich, miteinander ins Gespräch zu kommen. Das hat vor wenigen Tagen wieder unsere gemeinsame Veranstaltungsreihe mit dem Walhalla, „Der visionäre Frühschoppen“, gezeigt, diesmal zum Thema „Fremd in der eigenen Stadt – Wie selbstverständlich lebt in Wiesbaden zusammen, wer zusammengehört?“. Einen Fotorückblick finden Sie in dieser Ausgabe, alles rund ums visionäre Wiesbaden auf der Seite wiesbadenervisionen.de. Surfen Sie die mal an!
„Die“ Mauer ist weg, die Mauern müssen weg. Das findet und daran glaubt mit unerschütterlichem Optimismus,
Ihr
Dirk Fellinghauer, sensor-Mauerspecht
(Illustration: dainz.net)