Ich liebe Details. Sehr sogar. Dafür ernte ich von meinen Kumpels oft ein Stirnrunzeln. Besonders dann, wenn wir abends an der Theke unseres Vertrauens sitzen und ich nach dem vierten Äppler als Erwiderung auf den Zuruf: „Falk, Du bist blau!“, antworte: „Ja, aber nur pastellblau.“ Ich mag es halt gerne genau.
Details geben einer Geschichte – egal, ob Tatsachenbericht oder der Phantasie entsprungen – die nötige Würze. Ich kann die Geschichte ohne Details weitererzählen. Dann geht sie so: Nach dem vierten Äppler wurde mir schlecht und ich ging nach Hause. Oder ich erzähle sie mit Details. Dann könnte sie so lauten: Nach dem vierten Äppler traten erst einige feuerrote Flecken auf, die sich dann langsam über die restlichen Gesichtspartien ausbreiteten, bis irgendwann mein Gesicht aussah wie eine Tomate kurz vorm Platzen. Nach dem fünften Äppler wich das Feuerrot einem leuchtgrünen Teint, der sich schnell in ein pastelltürkis verwandelte. Als ich anschließend von der Toilette wiederkam, hatte mein Gesicht den Farbton ungebleichten Recyclingpapiers. Danach schlappte ich mit hängendem Kopf nach Hause. Das ist zwar ein bisschen eklig, kommt der Wahrheit aber sehr nahe. Will heißen: Details helfen, die Realität besser zu verstehen.
Deshalb finde ich es immer etwas befremdlich, wenn Untergangspropheten von der Islamisierung des Abendlandes schwadronieren und als Beweis dafür gerne anführen, dass in Kantinen weniger oder gar kein Schweinefleisch mehr verkauft wird. Als gäbe es nicht genügend andere Gründe, wofür man den Islam, aber auch andere Religionen, kritisieren könnte.
Ja, es stimmt, Moslems essen aus religiösen Gründen kein Schweinefleisch. Aber es sind halt nicht nur Moslems, die kein Schweinefleisch essen. Juden verzichten ebenfalls darauf, genauso wie Vegetarier und Veganer. Aber auch viele Menschen, die gerne in ein saftiges Porterhouse-Steak beißen, genussvoll ein Coq au vin genießen oder mit Wonne einen Rehrücken verzehren, machen aus gesundheitlichen Gründen einen Bogen um Schweinefleisch. Übrigens aß auch Hitler kein Schweinefleisch. Und der steht nun wirklich nicht in Verdacht, ein Gutmensch gewesen zu sein.
Die schlichte Wahrheit ist: Ernährungsgewohnheiten ändern sich. In deutschen Küchen wird nicht mehr nur mit Maggi gekocht, gibt es nicht nur Toast Hawaii, sondern auch Falafel, rotes Thai-Curry oder den Hamburger deluxe mit doppelt Käse. Ein Verzicht auf Schweinefleisch ist also kein Anzeichen dafür, dass die Islamisten Wien belagern, sondern: Für viele Großküchen ist es einfach praktischer, kein Schweinefleisch anzubieten, wenn eine große Minderheit der Kundschaft kein Schweinefleisch isst. Aber das erfährt man nur, wenn man auf die Details achtet. Deshalb stehe ich so darauf. Denn Details geben einer Geschichte die nötige Würze.
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