Von Nadine Kuhnigk. Fotos Kai Pelka.
In dieser Rubrik stellen wir Menschen vor, die als Familie etwas Besonderes verbindet – bei Familie Mentes ist es das Friseurhandwerk.
„Schon als Teenager liebte ich es, im Laden meiner Mutter älteren Damen die Lockenwickler aus den Haaren zu ziehen“, berichtet Melani Mentes. Sie ist die Inhaberin des in der Röderstraße ansässigen Friseursalons Haartraum. „Uns wurde das Haareschneiden und Frisieren in die Wiege gelegt“, schmunzelt ihre Schwester Natali, die auch regelmäßig im Haartraum mitarbeitet.
„Uns“, das sind neben Melani und Natali auch ihre Mutter Siran. Seit ziemlich genau einem Jahr wird hier mitten im Bergkirchenviertel gefärbt, frisiert, geschnitten und geschminkt. „Auch wenn es die rosa Deko vermuten lässt und wir auch Lashlifting, Make-Up, Hochsteckfrisuren und ganze Brautlooks anbieten, freuen wir uns genauso über jeden männlichen Gast sowie Kinder“, verrät Melani mit einem Schmunzeln, während sie die Farbe für ihre nächste Kundin anrührt: „Also immer gerne einfach trauen und reinkommen.“
Tochter stylisch, Mutter klassisch
Die Arbeitsteilung zwischen Mutter und Tochter beschreibt sie so: „Ich bediene eher die jüngere Kundschaft, schaue mir die aktuellen Styles an, probiere gerne neues aus und meine Mutter ist vor allem für das Klassische wie Dauerwellen und Kurzhaarfrisuren zuständig“. Die Mutter bestätigt: „Auch wenn natürlich alle alles können, passe diese Rollenaufteilung im Alltag sehr gut.“ Die Leidenschaft zum Friseurhandwerk gab sie an ihre Töchter weiter.
Nachdem schon die Ältere bei der Handwerkskammer eine Verbundsausbildung zur Friseurin absolvierte, entschied sich auch Melani nach dem Realabschluss für diesen Weg. Bereits mit 19 legte sie ihre Meisterprüfung ab und bildete seit 2018 neben ihrer Tätigkeit als Friseurin in verschiedenen Läden auch selbst bei der Handwerkskammer aus. „Seit diesem Jahr ist sie auch im Prüfungsausschuss“, ergänzt ihre Mutter stolz, während sie weiter Spitzen schneidet.
Schicksal, Manifestation oder Glück?
Eines Tages im eigenen Geschäft zu stehen, stand lange Zeit gar nicht ganz oben auf der Wunschliste der Dreißigjährigen. „Naja, so ganz stimmt das nicht“, kontert da bereits ihre Schwester. „Ich hatte da so ein Bauchgefühl“, gibt Melani zögerlich zu. „Aufgewachsen im Bergkirchenviertel, war ich bereits als kleines Mädchen öfter in der kleinen Maßschneiderei bei uns um die Ecke.“ Sie meint die Maßschneiderei in den Räumen, in denen sie nun ihren Haartraum verwirklicht hat: „2015 ließ ich dort einen Rock kürzen, und es fühlte sich einfach richtig an. Mich durchkam plötzlich so ein Gefühl, dass ich hier eines Tages arbeiten würde.“ Von außen betrachtet erschien der Wunsch unrealistisch, da die dort ansässige Schneiderin bereits viele Jahrzehnte in den Räumlichkeiten arbeitete.
Ob es nun Schicksal, Manifestation oder Glück war: Als Melani Anfang 2023 zum ersten Mal an einen eigenen Salon dachte und online nach Immobilien schaute, konnte sie ihren Augen nicht trauen: Genau ihr Traumladen war frei! Anstatt Träumen nur hinterherzujagen, ergriff sie die Chance und mietete die Räume.
Die Familie als Rückhalt
„Alleine hätte ich mich den Schritt nicht getraut“, gibt Melani zu. „Aber mit dem Rückhalt meiner Familie sowie deren Expertise wagte ich den Sprung ins kalte Wasser!“ Ein Sprung, der sich gelohnt hat, wie das Feedback der Kunden zeigt. „Bei uns sind schon einige Laufkunden zu Stammkunden geworden, und viele unserer Gäste erzählen ihren Bekannten von uns, die dann wiederum zu uns kommen. Letztens meinte eine Kundin zu mir, dass wir schon gefühlt ihr zweites Wohnzimmer sind.“ Das sind die Momente, in denen Melani merkt, dass sie vieles richtig machen.
Vertrauen und Verbundenheit sind der Schlüssel
Das Geheimnis hinter dem Erfolg ist definitiv die geballte Frauenpower aus dem Hause Mentes. Mit der eigenen Familie zusammenzuarbeiten, ist etwas ganz Besonderes, sind sich die drei sicher: „Wir haben eine ganz besondere Vertrauensbasis und Verbundenheit“, schwärmt Melani: „Ich kann mich zu hundert Prozent auf meine Mutter und meine Schwester verlassen. Das ist ein schönes Gefühl. Vor allem sind die beiden mit genauso viel Herzblut dabei wie ich.“
Auf die Frage, was sie sich in Zukunft für „ihr Baby“, wünscht, hat sie eine klare Antwort: „Natürlich freue ich mich über weitere Kundschaft und neue, spannende Herausforderungen. Vor allem aber wünsche ich mir für den Salon, dass diese Herzlichkeit, die besondere Atmosphäre bleibt.“