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Geschäft des Monats: Barbier George, Saalgasse 4-6

Von Anja Baumgart-Pietsch. Fotos Kai Pelka.

It’s a man’s world. Wohl nirgendwo in Wiesbaden hat dieser Songtitel von James Brown mehr Wahrheitsgehalt als bei „Barbier George“. Das ist auch eine Art „Künstlername“; mehr verrät der Spezialist für Männerbärte nicht. „Gentlemen only“ steht an der Tür seines außergewöhnlich gestalteten Ladens in der Saalgasse. Und „Gentlemen“ im ursprünglichen Sinn, nämlich elegante Herren, gepflegt, wohlduftend und distinguiert, finden hier den passenden Service.

Prachtexemplar von Bart

George, selbst ein Mann mit griechischen Wurzeln und natürlich einem Prachtexemplar von Bart, empfängt nur nach Termin. Eine bis anderthalb Stunden dauert so ein Bartpflegeritual. Der Gast nimmt auf einem nostalgischen Stuhl Platz und wird von George umsorgt, mit feinsten Pflegemitteln – möglichst wenig Chemie, sagt er – und erhält eine perfekte Nassrasur oder einen Formschnitt des Vollbarts.

In den Jahren seit 2019, als er in Wiesbaden eröffnete, hat er sich einen Kundenstamm erarbeitet – trotz Corona, sagt George zufrieden. Die Zeit der Pandemie habe er gut „überlebt“, und nun stehen die bärtigen Herren schon wieder Schlange bei ihm.

Männer unter sich

Dass das Ambiente bewusst „männlich“ gehalten ist, ist Absicht. „Frauen unter sich sind ja auch anders. Männer eben auch“, weiß George. Er führe mit seinen Kunden auch durchaus tiefgründige Gespräche. Und ein Bier oder eine ausgesuchte Spirituose hat er auch parat. „Die Bar ist immer offen“, meint der Barbier lachend. Eigentlich wollt er einen entsprechenden Laden in Frankfurt aufmachen, fand aber nichts Passendes. Nächste Versuche: Darmstadt und Mainz, aber auch da gab es nichts.

Und dann hörte George durch Zufall vom ehemaligen Schmuckladen in der Saalgasse. „Das sah hier ganz anders aus, total clean“, blickt er zurück. Aber er wusste gleich, dass er dem Laden den speziellen rauen Charme verpassen wollte – geschickt „gebrochen“ durch zwei große Kristall-Kronleuchter. Mit antiken Möbeln und Türen in dem typischen Barbier-Streifenmuster, das auf den „Barber-Pole“ zurückgeht. Die rot-weißen Farben kommen vielleicht daher, erklärt George, dass früher die Barbiere auch medizinische Behandlungen durchgeführt haben. „Und dann hingen die blutigen Laken draußen vor dem Geschäft.“ Bei anderen sei noch ein blauer Streifen dazugekommen, George ist auch hier traditionell und beschränkt sich auf die beiden Grundfarben.

Wellness inklusive heißer Kompressen

Er zieht natürlich keine Zähne, und blutig wird es bei ihm selbstverständlich auch nicht. Ganz im Gegenteil: „Es ist eine richtige Wellnessbehandlung“, verspricht er. Mit heißen Kompressen und allem, was dazugehört. Schließlich soll die Rasur die Haut auf keinen Fall in Stress versetzen. Die „Barbershops“, die es an jeder Ecke gibt, seien anders aufgestellt. „Bartkunst“ mache er nicht. Und auch die Kundschaft ist eine andere.

Gentleman´s Wear als neues Standbein

Irgendwann möchte George dem Gentleman mal von Kopf bis Fuß etwas bieten. Deswegen ist er jetzt auch in die Modebranche eingestiegen, was er künftig noch mehr in den Fokus nehmen möchte. Zum Start ins neue Metier gibt es zunächst ein Hemd im edlen Fischgratmuster, in Weiß oder Anthrazitgrau. Dazu elegante Manschettenknöpfe mit dem „BG“-Schriftzug, flankiert von zwei goldenen Lorbeerblättern. „BG Gentlemen’s Wear“ soll sich perspektivisch noch erweitern, sagt George, der natürlich auch selbst stets elegant gekleidet mit Weste und Manschettenknöpfen seine Kunden bedient.

„Einfach meinen Newsletter abonnieren, dann ist man immer über neue Produkte informiert“, verspricht er.  Auch der Instagram-Auftritt zeigt Schönes für den Gentleman. Von Mittwoch bis Samstag ist das Geschäft geöffnet, montags ist George noch in einem Laden in Frankfurt anzutreffen. Aber mit seiner Familie sei er jetzt ganz nach Wiesbaden gezogen, wo er sich riesig über den Erfolg seiner „Gentlemen-Marktlücke“ freut. It’s a man’s world: Im besten Sinne – ist der Mann gepflegt, schick und zufrieden, freut sich natürlich auch die Frau.