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Happy End in der Spiegelgasse: „Theater im Pariser Hof“ erhält Zuschlag für „Pariser Hof“

Das „Theater im Pariser Hof“ darf weitermachen im „Pariser Hof“. Als Ergebnis eines Interessenbekundungsverfahrens hat das Auswahlgremium den Verein „Theater im Pariser Hof e.V.“ als künftigen festen und dauerhaften kulturellen Betreiber der Bühne in der Spiegelgasse empfohlen. Dies gab bei der letzten öffentlichen Sitzung des Kulturbeirats dessen Vorsitzender Ernst Szebedits bekannt. Das Gremium stimmte der Empfehlung bei einer Enthaltung einstimmig zu. Die Freude bei dem anwesenden Macher-Duo Philline Freikowski und Fabián Kuhl (Foto, mit Vereinsschatzmeister Fred Schneider, rechts) war und ist groß.

„Amtlich“ wird die Entscheidung durch einen noch ausstehenden Magistratsbeschluss. Von einer Zustimmung auch dort ist auszugehen. Für die Akteure und Aktiven bedeutet dies Anerkennung für mehrjährige mühevolle Aufbauarbeit der traditionsreichen Wiesbadener Kleinkunstbühne und Planungssicherheit für die künftige Arbeit.

Nachdem 2014 der Spielbetrieb des langjährigen „Pariser Hoftheater“ eingestellt worden war, hatte der jetzige Betreiberverein das Haus vor genau vier Jahren, im Mai 2015, übernommen, damals noch unter anderer Leitung. Mit Philline Freikowski und Fabián Kuhl übernahm später ein engagiertes, beharrliches und professionell agierendes Paar das Ruder. Ihnen gelang es, ein abwechslungsreiches Kleinkunstprogramm im und mit dem „Theater im Pariser Hof“ – mit einer Gastspiel-Mischung aus bekannten Namen und Neuentdeckungen, aus bundesweit bekannten und lokalen und regionalen Künstler*innen – zu etablieren, das auch beim Publikum ankommt. Neben Eigenveranstaltungen gab und gibt es auch Vermietungen und Kooperationen, zuletzt etwa mit dem Freien Theater Wiesbaden.

Trotz erfreulicher Entwicklungen waren die letzten Jahre für die „Theater im Pariser Hof“-Macher alles andere als sorgenfrei. Ungewissheiten, Unwägbarkeiten, finanzielle, organisatorische und personelle Bedingungen und Umstände brachten sie, wie so viele Kulturschaffende dieser Stadt, immer wieder an ihre Grenzen. Das Durchhalten hat sich nun also gelohnt.

Das Auswahlgremium des Interessenbekundungsverfahrens bestand aus Mitgliedern des Kulturdezernats, der Kulturamtsleitung, des Kulturausschusses und des Kulturbeirats sowie des stadteigenen WIM Liegenschaftsfonds, dem die Immobilie gehört. Der Verein „Theater im Pariser Hof“ war einer von zwei Bewerbern. Laut Ausschreibung soll für die Nutzung der insgesamt 363 Quadratmeter Fläche (Bühne, Foyer und Bar im Obergeschoss, Büroräume im Erdgeschoss) eine jährliche Bruttomiete von 56913 Euro inklusive Nebenkostenvorauszahlung fällig werden. Die künftigen Betreiber müssen mindestens 80 kulturelle Veranstaltungen im Jahr durchführen, Kooperationen und Vernetzung mit anderen Kulturschaffenden der Stadt sind erwünscht, Untervermietungen möglich.

Zu den Haushaltsplanberatungen 2020/21 wird von Seiten des Kulturdezernats ein Vorschlag zur finanziellen Förderung vorgelegt, „der dem angemessenen Zuschussbedarf für die zukünftige kulturelle Nutzung im ehemaligen ´Pariser Hoftheater` Rechnung trägt“. Bis zum angestrebten Mietbeginn am 1. Juli 2020 ist der Spielbetrieb des „Theater im Pariser Hof“ gesichert. Erst kürzlich wurde für das“Chez Mamie“-Restaurant im gleichen Haus mit der Übernahme durch Nathalie Henrich eine vielversprechende Lösung gefunden. Die Zeichen stehen also gut für ein doppeltes Happy End in der Spiegelgasse. (Text/Foto Dirk Fellinghauer)