Von Hendrik Jung. Fotos Kai Pelka.
Manche Begriffe sind für viele untrennbar mit Rumänien verbunden: Blutsauger, Bandenkriminalität oder Bestechlichkeit gehören sicher dazu. In Wiesbaden leben jedoch viele Menschen, die ganz andere Facetten des Landes nahe bringen können. Sechs Begegnungen. Exemplarisch, aber nicht repräsentativ.
Ihre Zahl wächst überdurchschnittlich. Seit Anfang des Jahres 2014 gilt für Menschen aus Rumänien und Bulgarien die volle EU-Arbeitnehmerfreizügigkeit. Seitdem hat das Amt für Statistik der Landeshauptstadt Wiesbaden bei der Zahl der hier lebenden Rumäninnen und Rumänen einen Anstieg von 75 Prozent festgestellt. Der Zuwachs anderer Migrantinnen und Migranten liegt nur bei zwanzig Prozent. Zum Stichtag 31. Dezember 2018 leben in Wiesbaden 4.529 Personen mit rumänischer Herkunft, davon 990 mit deutscher Staatsbürgerschaft – die sechstgrößte ausländische Gemeinschaft. Bei der Kriminalitätsstatistik hat es im Bereich der Landeshauptstadt seit der Freizügigkeit lediglich einen kleinen Anstieg bei der Zahl der ermittelten Tatverdächtigen aus Rumänien gegeben. Sind es 2014 noch rund 250 gewesen, hat sich deren Zahl bis 2017 jährlich konstant bei knapp unter 300 gehalten. Das entspricht einem Anteil an der Gesamtzahl von 2,6 beziehungsweise 3,1 Prozent.
Verzerrtes Bild von „den Rumänen“
Vorbehalte gibt es nicht nur auf der großen politischen Bühne, wie jüngst bei der Übernahme der EU-Ratspräsidentschaft durch Rumänien, als Defizite bei Rechtsstaatlichkeit und Korruptionsbekämpfung bemängelt worden sind. Auch im täglichen Leben werden „die Rumänen“ bis heute mit Stereotypen und Vorurteilen belegt. Dabei ist eine Verallgemeinerung allein deshalb abwegig, weil es in dem südosteuropäischen Land 18 anerkannte Minderheiten gibt, die im nationalen Parlament vertreten sind. „Rumänen sind von Antiziganismus betroffen, obwohl viele keine Sinti und Roma sind“, gibt Christian Balasz ein Beispiel. Er beklagt außerdem ein verzerrtes Bild, weil die wenigen Menschen aus Rumänien, die Mist bauen, nun mal diejenigen seien, die in den Medien präsent sind. Weniger Schlagzeilen machen die vielen Fachkräfte der Informationstechnologie und im medizinischen Bereich, für die Rumänien ebenfalls bekannt ist.
Die negativen Klischees machen es den Menschen aus Südosteuropa, die hier eine bessere Zukunft für sich oder ihre Kinder suchen, bei einem Neuanfang oft besonders schwer. „Wenn man sich dafür entscheidet, ins Ausland zu gehen, muss man ganz viele Kompromisse machen, zum Beispiel in einem anderen Beruf arbeiten“, erläutert Iulia Padurariu. Obwohl sie bereits ein Marketing-Studium abgeschlossen hatte, als sie mit ihrem Mann nach Wiesbaden gekommen ist, arbeitet sie heute als Bürokauffrau. Anca Oprica wiederum hat zwar internationale Beziehungen studiert, arbeitet aber als Sicherheitsassistentin am Frankfurter Flughafen. „Obwohl mein Mann von Anfang an einen festen Job hatte und wir genügend Geld für die Kaution hatten, hat es drei Monate gedauert, bis wir eine Wohnung gefunden haben, als wir 2013 nach Wiesbaden gekommen sind“, verdeutlicht die 35-Jährige.
Neuer Verein für Geselligkeit und konkrete Hilfe
Nach wie vor gestalte die Suche nach einem Domizil für Menschen rumänischer Herkunft in Wiesbaden schwierig – einer der Gründe, warum sich Ende vergangenen Jahres ein Verein mit dem Namen „Rumänische Gemeinschaft Wiesbaden“ gegründet hat, zu dessen Vorstandsteam alle drei Zitierten gehören („Comunitatea Romana Wiesbaden“). Ziel der bislang knapp zwei Dutzend Mitglieder ist es, Menschen aus Rumänien beim Start in Wiesbaden zu unterstützen, die die deutsche Sprache noch nicht so gut sprechen oder ihre Rechte und Pflichten noch nicht so genau kennen. „Viele wissen nicht, dass sie bei einem Mini-Job nicht automatisch krankenversichert sind“, gibt Anca Oprica ein Beispiel. Bei Fragen wie diesen wollen die Vereinsmitglieder weiterhelfen, aber auch die Geselligkeit und Traditionen pflegen. So möchte man auf lange Sicht am Sommerfest des Ausländerbeirats mit Trachten und Volkstänzen vertreten sein. Geplant ist ebenfalls, am ersten März in der Fußgängerzone die rot-weißen Schnüre mit einem Blümchen zu verteilen, die in Rumänien traditionell als „Märzchen“ verschenkt werden. Und da in Transsilvanien, die Heimat sowohl des historischen als auch des literarischen Graf Dracula liegt, bietet sich natürlich auch eine Halloween-Feier an.
Christian Balasz – Zu Fuß zu den Wurzeln
Der Mitbegründer und Vorsitzende der rumänischen Gemeinschaft Wiesbaden lebt seit seinem vierten Lebensjahr in Deutschland und hat beide Staatsbürgerschaften. In der hessischen Landeshauptstadt wohnt er, seit er vor sieben Jahren zum Studium hierher gekommen ist. „Die Stadt hat eine gute Größe und genügend Input, Vielfalt und Lebendigkeit“, findet der 31-jährige. Beruflich setzt er sich unter anderem mit seinem eigenen Unternehmen „Urban Green Expert“ für die sogenannte vertikale Landwirtschaft, also die Lebensmittelproduktion im städtischen Raum, ein. Aber auch die Völkerverständigung liegt ihm am Herzen. Deshalb ist er vor drei Jahren die ganze Strecke aus der neuen Heimat in die alte Heimat gewandert. „Das hat mir eine unglaubliche Kraft für das gegeben, was ich im Leben erreichen will: Die Situation von Migranten zu verbessern oder besser, dass die Leute in ihrer Heimat bleiben können“, blickt Christian Balasz zurück. In Deutschland vermisse er die rumänische Gastfreundschaft und Herzlichkeit. Vielleicht könnten die Rumäninnen und Rumänen ihren Teil dazu beitragen, dass sich das ändere. Er selbst fühle sich in seinem Geburtsland so wohl, dass er sich sehr gut vorstellen könne, in zehn bis fünfzehn Jahren dort zu leben.
Gloria Bamiro – Als Au-Pair gekommen – und geblieben
Eigentlich wollte sie nach ihrem Abitur an einem deutschen Gymnasium in Bistritz nur für ein Jahr als Au-Pair in Mainz arbeiten, um die deutsche Sprache besser sprechen zu lernen. Dann jedoch hat sie sich doch an der Universität eingeschrieben. „Mein Abitur und ein deutsches Sprachdiplom war so gut wie ein deutsches Abitur“, blickt Gloria Bamiro zurück. Im Studentenwohnheim habe sie dann auch die sozialen Kontakte gehabt, die ihr vorher gefehlt haben. Ein bis zwei Mal im Jahr nach Rumänien zu reisen, am Anfang noch per Bus, sei ihr immer sehr wichtig gewesen. Ansonsten habe sie sich aber in der neuen Heimat sehr wohl gefühlt. Dass nicht immer alle alles von ihr wissen wollten, habe ihr gefallen und auch, dass man sich für seinen Lohn auch etwas leisten kann, was in Rumänien meist nicht der Fall gewesen sei. Schnell habe sie gemerkt, dass ihr die Arbeit als Nanny besser gefällt als die Universität. Damals habe sie jedoch nur für das Studium ein Visum erhalten, nicht aber für eine Ausbildung. Inzwischen steht die Mutter zweier Kinder kurz vor dem berufspraktischen Jahr als Erzieherin. Seit 2007 lebt sie in Wiesbaden, wo ihr vor allem die Architektur und die Stadtgröße gefallen. Sehr schwierig sei es jedoch gewesen, Plätze für die Kinderbetreuung zu finden und auch bei der Sauberkeit und der Anzahl der Spielplätze müsse die Stadt etwas machen, findet die 34-jährige. Von der Mentalität her, fehle ihr in Deutschland die Bereitschaft zu teilen und die Spontanität. Selbst für ein Treffen mit ihren Freundinnen brauche es einen Termin und wenn dann fünf junge Mütter mit insgesamt zehn Kindern unterwegs sind, wird es im Winterhalbjahr schwierig, einen geeigneten Ort zu finden.
Verona Costache – Sprache als Schlüssel
Als Verona Costache im August 1989 mit ihren beiden Töchtern nach Deutschland gekommen ist, ist ihr Mann bereits zwei Jahre als politischer Flüchtling hier gewesen. „Er hat ganz liebe Menschen getroffen, die ihm geholfen haben. Es ist nicht meine Erfahrung, dass die Deutschen kalt sind“, betont die 65-jährige. Dennoch sei der Start für sie schwierig gewesen. Nicht nur, weil sie anfangs lediglich geduldet gewesen ist und ihren Aufenthaltsstatus alle drei Monate verlängern lassen musste. Auch das Diplom der Gymnasiallehrerin ist nicht anerkannt worden, so dass sie zunächst als Fremdsprachensekretärin in einem Unternehmen gearbeitet hat, für das sie dann lange als Controllerin tätig war. Inzwischen darf sie aber unterrichten und möchte dies noch ein paar Jahre freiberuflich tun.
„Ich hätte nie gedacht, dass es so viele junge Deutsche gibt, die Rumänisch lernen wollen. Wegen ihrer Partner, Geschäften oder einfach aus Interesse“, nennt Verona Costache unterschiedliche Motive. Diese Bereitschaft sich weiterzubilden, gefalle ihr an Wiesbaden genauso wie das Aukammtal und der Rhein. Sie würde sich jedoch wünschen, dass Neuankömmlinge hier auch in englischer Sprache eine Chance in ihrem Beruf erhalten würden. Schließlich kann sie sich noch gut daran erinnern, wie es ist, wenn man sich in einer schwierigen Situation befindet und keine Stimme hat, weil man die Sprache nicht kennt.
Zu den Dingen, die sie aus ihrer Heimat vermisst, gehört denn auch ihre Muttersprache genauso wie der Klang der Glocken und der Moment, wenn im Vorfrühling, die ersten Blumen aus dem Schnee schauen und die „Märzchen“ verschenkt werden. Zwar habe sie die Lebenssituation in Deutschland genießen können, doch Blumen aus dem Gewächshaus hätten ihr keine Freude bereitet. „Ich hatte das Gefühl, man hat mir das Warten und die Vorfreude geraubt“, verdeutlicht Verona Costache. Auch die Vorurteile, die ihrem Land entgegengebracht werden, treffen sie sehr. „Ich würde mir wünschen, dass die Menschen mehr Vertrauen haben und nicht Klischees auf jede Lebenslage übertragen“, ergänzt die Sprachlehrerin.
Reinhold Sauer – Engagiert für die Sache der Siebenbürger Sachsen
„Ich habe zwei Heimaten“, sagt der Siebenbürger Sachse, der im Sommer 1990 aus Rumänien nach Deutschland gekommen ist. Heute tue ihm das nicht mehr leid, am Anfang sei es jedoch nicht einfach gewesen. Bei einem Besuch von Verwandten zwischen Köln und München hatte er festgestellt, dass hier nicht der Zusammenhalt geherrscht hat, den er damals in seiner ersten Heimat geschätzt hat. Wo alle Nachbarn geholfen haben, wenn jemand ein Haus gebaut hat. „Es ging mir auch in Rumänien nicht schlecht. Aber wenn alle gehen, was soll ich dann hier?“, schildert der 57-jährige die Überlegung, die ihn mit Frau, drei Kindern und seinen Eltern nach Schierstein geführt hat. 19 Monate lang habe die Familie dort auf 24 Quadratmetern gelebt. Ansonsten sei es jedoch leicht gewesen, in der neuen Heimat anzukommen, weil es den Rumäniendeutschen im Gegensatz zu anderen Minderheiten in Osteuropa gestattet gewesen ist, ihre Sprache zu sprechen. Weil man Teil der hiesigen Gemeinschaft sein wolle, nehmen die hier lebenden Siebenbürger Sachsen regelmäßig auch am Hessentag teil.
In zahlreichen Ehrenämtern engagiert sich der Vorsitzende des Wiesbadener Kreisverbands, der inzwischen in Taunusstein lebt, für die Mitglieder der Volksgruppe. Denn nach wie vor werden diese im Rentenrecht benachteiligt. In sogenannten Heimatort-Gemeinschaften engagieren sich viele Siebenbürger Sachsen aber auch für den Erhalt des kulturellen Erbes in der alten Heimat. Für Reinhold Sauer ist das der Ort Breller. Er ist schon deshalb oft in Rumänien, weil er dort geschäftsführender Gesellschafter eines Unternehmens ist. „Ich bin nach wie vor auch dort noch zuhause“, verdeutlicht der gelernte Elektriker. In seiner neuen Heimat fehle ihm der Geruch des Landes, der Geschmack des Fleisches und der morgendliche Blick auf den Karpatenbogen. Seine Generation sei die letzte, die eine Brückenfunktion übernehmen könne, weil sie in beiden Kulturen heimisch gewesen sei. Aus eigenem Erleben wisse er, dass das Zusammenleben funktioniere, wenn der gegenseitige Respekt da ist.
Imre Istvan – Mit Gottes Segen
Den Namen hat er von seinem ungarischen Vater. Als Sohn einer Siebenbürger Sachsin ist seine Muttersprache jedoch auch Deutsch. Als er mit Ehefrau und zwei seiner drei Kinder 1984 nach Deutschland ausgewandert ist, war es ihm noch nicht möglich, hier als Pfarrer zu arbeiten. Auch Ehefrau Gertrud konnte in Deutschland noch nicht unterrichten. Deshalb ist die Familie zunächst nach Kanada weitergezogen. Nach seiner Rückkehr ist er zunächst in Liederbach, ab 2008 dann in Delkenheim in der evangelischen Kirchengemeinde tätig. Über die Unstimmigkeiten die es dort gegeben hat, will der 64-jährige nicht sprechen. Aber er hat auch sonst viel zu erzählen. Etwa darüber, dass er 2010 begonnen hat, alle zwei Jahre im sogenannten Ländchesdom Installationen mit Licht und Tüchern einzurichten, weil Delkenheimer Veranstaltungen bei der Wiesbadener „Nacht der Kirchen“ keine Gäste aus der Innenstadt anlocken. „Wir sind natürlich ins Dekanat eingebunden, aber wir müssen unseren eigenen Weg gehen“, findet Imre Istvan. Umgekehrt fahre man mit Gästen gerne mit der Nerobergbahn auf den Wiesbadener Hausberg.
Wenn er in einem Jahr in Ruhestand gehe, wolle er in der Region bleiben. Auch wenn zwei seiner Kinder zurzeit wieder in Rumänien leben und arbeiten. In dem Land, in dem sie zwar geboren sind, das sie aber erst nach der Rückkehr aus Kanada durch Urlaube kennengelernt haben. Das dortige Miteinander der vielen Minderheiten sei eine unwahrscheinliche Bereicherung. Natürlich gebe es immer auch Schmarotzer, aber unter den Roma gebe es nicht nur großartige Musiker, sondern auch Handwerker. „Ich denke, dieses Europa muss sich noch kennenlernen. Die Menschen aus den ehemaligen Ostblockländern haben viel zu geben: Arbeitskraft, Offenheit, Verständnis und Neugierde“, findet Imre Istvan. Aber das sei kein Prozess, der von einem Moment auf den anderen gelingen könne.
Paul-Albert Schullerus – Anwalt der Ehrlichen
Der Rechtsanwalt ist ebenfalls Siebenbürger Sachse. Schon als Jugendlicher ist er nach Deutschland zu seiner Großmutter gezogen, um in Deutschland zu studieren. „Es war sehr einfach, am Gymnasium einzusteigen und ich habe schnell Freunde gefunden. Freundschaften, die bis heute bestehen“, berichtet der 35-jährige. Nach Wiesbaden, wo er sich mit seinem kleinen Sohn vor allem am Rhein und in der Fasanerie wohlfühlt, ist er aus beruflichen Gründen gekommen. Seit 2013 betreibt er hier seine Kanzlei. Da er auch fließend rumänisch spricht, vertritt er viele Klientinnen und Klienten aus der alten Heimat. Sowohl aus Ärzteschaft und Informationstechnik als auch Pflegekräfte. Obwohl seine großen Schwerpunkte Arbeits- und Sozialrecht sind, beschäftigt er sich hauptsächlich mit Ersterem.
„Ich möchte mich um die kümmern, die versuchen, ein ehrliches Leben zu führen“, verdeutlicht Paul-Albert Schullerus. Oft reichen schon Missverständnisse aus, um zu Problemen zu führen. So herrsche bei vielen Rumäninnen und Rumänen der Irrglaube, dass ihnen während einer Krankschreibung nicht gekündigt werden könne. Auch sei ihnen nicht bewusst, dass eine mündliche Kündigung nicht wirksam sei. Wenn sie dann einfach nicht auf der Arbeit erscheinen, müssen sie Folgen tragen, die bis zum Schadensersatz führen können. Ein typisches Problem sei auch, dass Pflegekräfte ihre tatsächlich geleisteten Arbeitszeiten nicht ausreichend dokumentieren. „Diejenigen, die arbeiten, tun dies meistens hart und viel, weil sie es besonders gut machen wollen“, betont der Rechtsanwalt. Dennoch sei der schlechte Ruf des Landes oft problematisch. So sei einem Mandanten gekündigt worden, weil es in seinem Unternehmen zu einem Diebstahl gekommen ist und er der einzige Rumäne im Betrieb sei. Am Tatort seien zur fraglichen Zeit jedoch auch zahlreiche andere Mitarbeitende gewesen. Da es keine Anhaltspunkte für seine Täterschaft gegeben habe, sei der Mann inzwischen wieder für das Unternehmen tätig.
Geta Müllner – Unterstützung für Sinti und Roma
Die 45-jährige ist froh, wieder in ihrem Beruf arbeiten zu können. Als sie 1995 ihren heutigen Ex-Mann geheiratet hat und nach Taunusstein gekommen ist, hat sie in ihrer Heimatstadt Craiova eine Ausbildung zur Pädagogin absolviert und nebenbei Psychologie studiert. Ohne Kenntnisse der deutschen Sprache sei ihr der Beginn schwer gefallen. „Ich hatte den Eindruck, alle schauen mich an und ich habe mich gefragt: Was reden die?“, erinnert sich Geta Müllner. Das sei der Auslöser gewesen, um sich auf eigene Faust die fremde Sprache beizubringen. In Wiesbaden habe sie sich dann von Anfang an wohlgefühlt. Sowohl von Größe, Einwohnerzahl, Lage als auch der Altstadt her, erinnere die Stadt sie an Craiova. Über ihre zahlreichen ehrenamtlichen Engagements sei sie zu einer Stelle beim Projekt „RoSi“ gekommen, um Sinti und Roma bei der selbstständigen Orientierung zu unterstützen. Bei manchen habe sie immer hinterher sein müssen, um klarzustellen, dass in Deutschland, genau wie in Rumänien, Schulpflicht herrsche. „Aber zum Teil kommen sie hierher, damit ihre Kinder was erreichen“, blickt Geta Müllner zurück.
Sie selbst ist schon lange deutsche Staatsbürgerin und sehr zufrieden damit, dass sie in einem fremden Land ihre beiden hier geborenen Kinder auf einen guten Weg bringen konnte. Seit dem Jahr 2016 arbeitet sie jetzt für den Jugendhilfeverbund Antoniusheim. Bei der Arbeit mit unbegleiteten Minderjährigen habe ihr auch die eigene Biografie geholfen, klarzumachen, dass nicht alles vom Himmel gefallen kommt, aber auch Geduld eine wichtige Eigenschaft bei einem Neustart ist. Inzwischen betreut sie eine Wohngruppe und ist froh, wieder in dem Bereich zu arbeiten, in dem sie einst gelernt hat. In Deutschland sei sie nun schon lange angekommen. Bei ihrer jüngsten Reise nach Rumänien, das sie zuvor jahrelang nicht besucht hatte, habe sie jedoch einen echten Kulturschock erhalten. Schließlich hat sich dort viel verändert. Eine Entwicklung, die sie jedoch nicht miterlebt hat.
Are there any Romanians-in-Wiesbaden get-togethers? My friend, Andrei, is a Romanian from Sinaia and is interested. Thank you very much.
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