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Kolumne: Falk Fatal und die Push-Faktoren

Endlich macht Wiesbaden mobil gegen unliebsame Gäste und hat den Pull-Faktoren, die den unerwünschten Besuch von außerhalb begünstigen, den Kampf angesagt. Den Anfang machte die Erhöhung der Kurtaxe. Da sich das Viererbündnis aus Grünen, SPD, Linken und Volt nicht den Vorwurf gefallen lassen will, halbe Sachen zu machen, wurde kräftig zugelangt.

Fünf Euro pro Gast und Nacht beträgt seit Februar nun der Kurbeitrag und soll das Geld in den Haushalt spülen, das sonst im Sozialbereich eingespart werden müsste.

Wenn jetzt eine vierköpfige Familie auf die Idee kommen würde, eine Woche Urlaub in Wiesbaden zu machen, kommt schon ein erkleckliches Sümmchen zusammen. Aber die Kurtaxe stellt nicht nur sicher, dass nur Menschen in der hessischen Landeshauptstadt über Nacht verweilen, die sich das auch leisten wollen, es wird tendenziell auch dafür sorgen, dass sie kürzer in der Stadt bleiben.

Positiver Nebeneffekt der Erhöhung: Wiesbaden ist endlich mal auf Platz 1 in einem Städteranking. Mag Wiesbaden beim Ranking der dynamischsten oder nachhaltigsten deutschen Städte jeweils nur im Mittelfeld landen, die Rangliste der Städte mit den teuersten Kurtaxen führt Wiesbaden an. Selbst Sylt und Wangerooge sind günstiger als die Kurstadt.

Doch das ist erst der Anfang. Paris hat es dem Nizza des Nordens vorgemacht. In einer Abstimmung (über die Wahlbeteiligung hüllen wir mal lieber den Mantel des Schweigens) hat sich eine Mehrheit der Pariser Bürgerinnen und Bürger für eine Verdreifachung der Parkgebühren für SUVs entschieden. Der Clou: Die Gebührenerhöhung betrifft nur Besucher, nicht die Einheimischen.

Ich bin mir sicher, dass in den Think Tanks der hiesigen Verkehrswende- und Radfahrer-Bürgerinitiativen sich schon kräftig das Hirn zermartert wird, wie man solch eine Regelung auch in Wiesbaden umsetzen kann. Die Logik ist klar. Dahergefahrene Auswärtige, die braven Wiesbadenern die Parkplätze wegnehmen wollen, werden von diesem Push-Faktor ferngehalten. Unterstützt wird das Vorhaben von der Deutschen Bahn und dem RMV, die mit ihren Pleiten-Pech-und-Pannen-Revue weitere Besucher abschrecken.

Jetzt muss nur noch der Pull-Faktor Qualitäts-Pizzerien ausgeschaltet werden. Von denen gibt es pro 100.000 Einwohnern laut der Auswertung eines Ferienvermietungsportals die meisten in Deutschland in: Wiesbaden. Das muss sich ändern! Wo kämen wir denn hin, wenn die Quattro Formaggi plötzlich das Vier Jahreszeiten wieder voll machen würde. Dem gilt es einen Riegel vorzuschieben! Wiesbaden bleibt eine geschlossene Gesellschaft.

Mehr Falk Fatal: “Saure Äppler im Nizza des Nordens – 100 sensor-Kolumnen”, Edition subkultur (übrigens auch ein prima Ostergeschenk)