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Kolumne: Falk Fatal wehrt den Anfängen

Wiesbaden ist keine Insel. Von daher war es zu erwarten, dass die Welle des Antisemitismus, die aktuell durch das Land rollt, auch vor der Landeshauptstadt nicht halt machen wird. Im Netz ist dies schon länger zu beobachten, jetzt zeigt sich der Antisemitismus immer öfter auf den Straßen.

So zählte die Recherche- und Informationsstelle Antisemitismus Hessen (RIAS Hessen), die kürzlich ihren Jahresbericht vorstellte, 2023 insgesamt 528 antisemitische Vorfälle. Im Jahr 2022 wurden nur 179 Fälle gezählt. In den ersten neun Monaten 2023 sei das Aufkommen im Vergleich zu 2022 zwar leicht erhöht, aber konstant geblieben, ab dem 7. Oktober, dem Tag, an dem die Hamas Israel angriff, seien die Vorfälle in die Höhe geschnellt. So zählte RIAS Hessen allein vom 7. Oktober bis zum Jahresende 338 antisemitische Vorfälle. In Wiesbaden gab es 2023 demnach 38 Meldungen antisemitischer Vorfälle, die meisten nach dem 7. Oktober 2023. Und auch nach dem Jahreswechsel würden in Wiesbaden konstant antisemitische Vorfälle registriert.

Seit einigen Wochen tauchen im Rheingauviertel und im Westend immer wieder antisemitische Schmierereien an Wänden, Stromkästen oder Hundekotbeutelspendern auf. Sehr häufig ist ein auf dem Kopf stehendes rotes Dreieck zu sehen. Dieses spielte vor dem Überfall der Hamas keine Rolle im palästinensischen Protest. Es wird in Shootergames genutzt, dort leuchten rote Dreiecke über den Feinden auf, damit der Spieler weiß, wen er treffen muss. Und genauso wird es von der Hamas und ihren Unterstützer:innen genutzt.

Auf X, Instagram oder TikTok kursieren viele Posts, in denen das rote Dreieck von der Hamas zur Feindmarkierung genutzt wird. Teilweise werden damit Menschen markiert, die gegen Antisemitismus demonstrieren oder schlicht jüdischen Glaubens sind. So wurde dem jüdischen Studenten Lahav Shapira ein rotes Dreieck gesendet, bevor er von einem pro-palästinensischen Kommilitonen krankenhausreif geprügelt wurde. RIAS Hessen wertet das Dreieck als klare Drohung. Wer es nutzt, zeigt damit unverhohlen seine Sympathie für die Hamas, die in ihrem Islamismus Al-Qaida oder dem IS in nichts nachsteht. Dass das rote, nach unten zeigende Dreieck zudem von den Nazis in den Konzentrationslagern genutzt wurde, um damit politische Gefangene zu markieren, ist sicher nur ein Zufall.

Ganz egal was jemand von Israels Selbstverteidigung hält: Hierzulande jüdische Bürger:innen zu beschimpfen, zu bedrohen oder gar anzugreifen und Slogans, die zur Vernichtung Israels aufrufen, an jüdische Einrichtungen zu sprühen, ist purer Antisemitismus. In den vergangenen Monaten wurde oft dazu aufgerufen, den Anfängen zu wehren. Das ist nobel, keine Frage, doch dieser Aufruf kommt Jahre zu spät. Der Anfang ist längst vorüber, wir sind schon mittendrin.