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Kunst kommt von Kommen – „Kurze Nacht“ der Galerien und Museen am 1. April

Kunst erscheint vielen als ganz schön elitäre Sache. Mindestens einmal im Jahr ist Kunst in Wiesbaden eine Sache für jedermann. Am 1. April ist wieder die „Kurze Nacht“ der Galerien und Museen.

Kunst kommt von Können, heißt es ja. Bei der „Kurzen Nacht“ kommt die Kunst von Kommen. Wer sich für Kunst interessiert, kommt sowieso. Wer bisher nicht viel mit Kunst am Hut hat, darf sich getrost trotzdem auf den Weg machen – und die Gelegenheit nutzen, völlig locker und zwanglos in faszinierende Welten einzutauchen. Die „Kurze Nacht“ schafft Zugang zur Kunst ohne jede Schwellenangst. Zwischen 19 und 24 Uhr sind am 1. April 23 Stationen – Galerien ganz unterschiedlicher Art, Museen und Ausstellungsräume – quer durch die Stadt bei freiem Eintritt geöffnet und laden Experten wie Entdecker gleichermaßen ein. Tausende von Besuchern, Wiesbadener genauso wie Auswärtige, streunern durch diese besondere Nacht, lassen sich treiben, bleiben hängen, ziehen weiter. Außer der Kunst sind oft allein schon die Räume sehenswert.

Um 18  Uhr wird die Kurze Nacht 2017 vom dann wohl frisch gekürten Kulturdezernenten  Axel Imholz – an seinem Amtsantrittstag – und dem Organisator der Veranstaltung, Erhard Witzel, im Kunstverein Bellevue Saal in der Wilhelmstraße 32 eröffnet. Anschließend kann man sich auf den Rundgang begeben, oder – auch das für sich allein schon ein riesiges Vergnügen – ganz besonders durch die Nacht kutschieren lasen: mit dem kostenlosen Oldtimer-Shuttle-Service, der beliebten Zeitreise des „rollenden Museums“. Etwa hundert Oldtimer unterschiedlichster Art drehen ihre Runden, beliebiges Zu- und Aussteigen ist an vier Haltestellen möglich. Alle Infos gibt es hier.

Bedeutender Bildhauer trifft Kunst-LK-Pop-up

Richard Serra
2017 Museum Wiesbaden/Bernd Fickert

Im Museum Wiesbaden sind verschiedene Ausstellungen zu sehen – so die frisch eröffnete Schau des Jawlensky-Preisträgers und bedeutenden Bildhauers Richard Serra mit dem Titel „Props, Film, Early Work“. Die Ausstellung konzentriert sich auf frühe Arbeiten des 1939 in San Francisco geborenen Künstlers, bei denen die Handlung als künstlerische Aktion im Vordergrund steht. Daneben wird das Museum eigens zur Kurzen Nacht unter dem Motto „Nah dran – Begegnungen unter Nachbarn“ das Projekt „crazy artsy pop up shop – Fake shop Projekt by LK Kunst Oranienschule“ präsentieren.

Ab 23.30 Uhr bis in den Sonntagmorgen hinein steigt die Abschlussparty im Nassauischen Kunstverein. Diesen sollte man aber auf jeden Fall auch schon im Laufe des Abends ansteuern, um die Ausstellung einer Wiesbadener Neo-Rauch-Meisterschülerin in Ruhe anzuschauen. Die Einzelausstellung „Vorposten“ der 1977 in Wiesbaden geborenen Mirjam Völker zeigt surreale Gemälde und Zeichnungen, in denen ein spannungsgeladener Kampf zwischen Natur und zivilisatorischen Artefakten entbrennt.

Wiesbadener Neo-Rauch-Schülerin zwischen Hoffnung und Apokalypse

In Acryl und Kohle hat Mirjam Völker teils leise hoffnungsvolle, teils apokalyptische Bilder geschaffen. Die Hütten und Wohnwagen sind menschenleer. Stattdessen ist die Natur Hauptakteur, die sich bedrohlich gegen die kleinen Hütten erhebt. Die Künstlerin hat mit großer Präzision surreale Landschaftsbilder geschaffen, die an den Detailreichtum der Fotografie erinnern.  Die Grenzen zwischen Natur und Kultur verschwimmen. Können Zivilisation und Natur in Einklang gebracht werden? Siegt eine leise Hoffnung über die drohende Katastrophe? Mirjam Völker studierte freie bildende Kunst an der Akademie für Bildende Künste der Johannes Gutenberg-Universität Mainz und anschließend Malerei an der Hochschule für Grafik und Buchkunst, in Leipzig, wo sie seither lebt und arbeitet. 2010 schloss sie dort ein Meisterschülerstudium bei Neo Rauch ab.

Alle Stationen, Ausstellungen, Zeiten und Infos: www.kurze-nacht.de  

(Dirk Fellinghauer, Fotos Stefan Fischer, Museum Wiesbaden)