Von Dirk Fellinghauer (Text und Fotos).
Ab diesen Sonntag, 15. November, gilt in der Wiesbadener Fußgängerzone zwischen 10 und 20 Uhr eine grundsätzliche Maskenpflicht, ebenso ganztägig auf dem Bahnhofsvorplatz und von 7 bis 16 Uhr im Bereich des Berufsschulzentrums. Dies hat der Verwaltungsstab der Landeshauptstadt Wiesbaden beschlossen. Derweil gab es auch in Wiesbaden einen Auftritt in der Fußgängerzone, hinter dem offenbar die neue Coronaleugner-Bewegung „Schwarze Wahrheiten“ steckt.
„Durch die aktuelle Situation der Corona-Pandemie und aufgrund der weiterhin hohen Infektionszahlen, die leider noch keine Entspannung erkennen lassen, müssen wir zu dieser Maßnahme greifen“, erklärten Oberbürgermeister Gert-Uwe Mende und Bürgermeister Dr. Oliver Franz.
„An öffentlichen Orten unter freiem Himmel, an denen sich Menschen entweder auf engem Raum begegnen oder sich nicht nur vorübergehend aufhalten und an denen der Mindestabstand von 1,5 Metern nicht zuverlässig eingehalten werden kann“, ist ab Sonntag, 15. November, eine Mund-Nasen-Bedeckung zu tragen. Zum Verzehr von Nahrungsmitteln und Getränken oder zum Konsum von Tabakwaren an Ort und Stelle darf diese kurzfristig abgesetzt werden, soweit dabei ununterbrochen ein Mindestabstand von 1,50 Metern zu anderen Personen eingehalten werden kann oder zu diesen eine geeignete Trennvorrichtung vorhanden ist.
Genaue Festlegung der „Maskenzonen“
Welche „stark frequentierten Verkehrswege, Plätze und Flächen unter freiem Himmel“ ganz konkret gemeint sind, wird in einer Mitteilung der Stadt sehr genau aufgelistet – wenn auch nicht alle so kompliziert wie die Beschreibung „Straße Marktplatz ab der Hausnummer 7 abzweigend in Richtung der Hausnummer 1 der Straße Schloßplatz (Gebäude des Hessischen Landtags) unter Ausschluss der nördlich hiervon gelegenen Flächen der Marktkirche sowie des Schlossplatzes“, die ein wenig an die Fragestellung im Citybahn-Bürgerentscheid erinnert. Wer es ganz genau wissen will, schaut auf die Schaubilder am Ende dieses Beitrags und findet die straßen- und hausnummergenauen Auflistungen für Innenstadt, Bahnhofsvorplatz und Berufsschulzentrum hier. Wer ganz besonders schlau ist, trägt einfach grundsätzlich einen Mund-Nasen-Schutz in Situationen auch im Freien, wo Menschen mit wenig Abstand aufeinandertreffen.
Performance als offenbar neue Coronaleugner-Methode
Für Aufmerksamkeit in der Wiesbadener Fußgängerzone sorgte am Freitagnachmittag eine flashmobartige Performance, bei der mehrere Menschen in Schutzanzügen kreuz und quer über den Platz liefen, begleitet von parolenartigen Durchsagen mit Pandemie- und Hygienerelevanz. Allem Anschein nach handelte sich dabei um eine „Schwarze Wahrheiten“-Aktion, die dem Coronaleugner- und Querdenker-Milieu zugeordnet wird und an diesem Wochenende bundesweit in verschiedenen Städten stattfand. Eine Analyse zu den Hintergründen, Absichten und der Vorgehensweise von „Schwarze Wahrheiten“ liefert der Jungreporter Vitus Studemund hier in seinem mehrteiligen Twitter-Thread. Entwickelt habe das Ganze der Journalist und Soziologe Stefan Korinth, ausführlich nachzulesen sind dessen Überlegungen und Gebrauchsanweisung für die Aktionen hier.
Demnach sollen bei den Flashmob-Performances Maßnahmen der Regierung bewusst überspitzt als eigene Forderungen vermittelt werden mit der Absicht, damit die Ablehnung der tatsächlich geltenden Maßnahmen und Regelungen (wie zum Beispiel Maskenpflicht) zu bewirken. Auf dem Mauritiusplatz erklangen zum Beispiel Parolen wie „Verratet eure Nachbarschaft“, „Verzichtet auf jede Zeugung“, „Kontaminierung vermeiden“, „absolute Keimfreiheit“, „Fügt euch der Normalität“ oder „Maskenpflicht ein Leben lang“.
Aktuelle offizielle Informationen rund um das Thema Corona in Wiesbaden stehen unter wiesbaden.de/coronavirus zur Verfügung.
Ich fand die aktion echt stark! Genug ist genug und die Maßnahmen haben keine wissenschaftliche Grundlage. Dass Sie Leute, die darauf hinweisen, als Leugner bezeichnen, zeigt nur, dass Sie dagegen nichts anderes zu sagen haben.
Hallo Thorsten Wolf. Dass Sie den Maßnahmen jede wissenschaftliche Grundlage absprechen, deutet darauf hin, dass wir mit dem Begriff des Leugnens vielleicht doch nicht so völlig daneben liegen. Ansonsten haben wir den Beitrag des Initiators der Aktionen mit seinen ausführlichen Überlegungen dazu verlinkt, so dass sich jede*r selbst ein Bild davon machen und ein Urteil bilden kann.
Dass Sie die Maßnahmen kritiklos gutheißen, deutet darauf hin dass Sie der Wissenschaft jegliche Evidenz absprechen. Ihr billiges Framing ist peinlich, und ebenso, dass Sie sich bemüßigt fühlen, einen kritischen Leserkommentar mit Diffamierung zu beantworten.