Happy birthday, Dieter Rams. Der in Wiesbaden geborene legendäre Industriedesigner Dieter Rams hat heute seinen 89. Geburtstag gefeiert. Mehr als 350 Produkte hat er in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts für die Unternehmen Braun und Vitsoe gestaltet. Sie werden Tag für Tag von vielen Menschen auf der ganzen Welt benutzt und haben bis heute einen großen Einfluss auf jüngere Gestalter:innen. Das Frankfurter Museum Angewandte Kunst widmet ihm nicht nur dauerhaft einen Raum, sondern aktuell auch eine große Ausstellung. Titel: „Ein Blick zurück und nach vorn“. Und ein bekannter Filmemacher zeigt seinen Dokumentarfilm über Dieter Rams zu dessen Geburtstag gratis.
In einer Zeit, in der die Schonung von Ressourcen und der Schutz der Umwelt zu
zentralen gesellschaftlichen Herausforderungen geworden sind, ist Rams Arbeit mehr
als aktuell. Sie begründet eine Gestaltungshaltung, die er mit dem Credo „Weniger,
aber besser“ charakterisiert. Schon in den 1970er Jahren plädierte Rams, der am 20. Mai 1932 in Wiesbaden geboren wurde und hier bis 1953 an der Werkkunstschule studierte, nachhaltig dafür, Dinge so zu gestalten, dass sie möglichst lange Nutzungszyklen zulassen.
Ressourcen schonen, Verschmutzung minimieren
Was heute als „Ästhetik des Gebrauchs“ diskutiert wird, praktizierte und vertrat er mit seinen Teams schon vor vielen Jahrzehnten: „Gutes Design ist umweltfreundlich. Das Design leistet einen wichtigen Beitrag zur Erhaltung der Umwelt. Es bezieht die Schonung der Ressourcen ebenso wie die Minimierung von physischer und visueller Verschmutzung in die Produktgestaltung ein.“ Rams verfasste „10 Thesen für gutes Design“, die letzte lautet: „Gutes Design ist so wenig Design wie möglich“.
Weniger und weniger und weniger …
Seine Forderung für die Zukunft lautet: „Weniger und weniger von solchen Produkten, durch deren Herstellung oder durch deren Gebrauch Ressourcen vergeudet werden und die Umwelt belastet wird. Weniger und weniger von solchen Produkten, die zwar die Kauflust reizen, dann aber kaum zu nutzen sind, bald zur Seite gelegt, weggeworfen und durch neue ersetzt werden. Weniger und weniger von solchen Produkten, die nichts als modisch sind und mit dem Ende der jeweiligen Mode obsolet werden. Weniger und weniger von solchen Produkten, die bald defekt sind, verschleißen und frühzeitig altern. Dafür aber mehr und mehr Produkte, die wirklich das sind und das leisten, was die Käufer und Benutzer von ihnen erhoffen sollten!“
So viel zum weniger. Rams, der seit langem in Kronberg lebt, hat aber auch eine Vorstellung, was als Resultat des vielen weniger mehr werden soll: „Erleichterung, Erweiterung, Intensivierung des Lebens.“
Wie die Welt gestalten, damit sie überleben kann?
Für Dieter Rams ist Design nicht nur die formale Gestaltung der dinglichen Umwelt, sondern es bestimmt das Leben jedes Einzelnen und das Leben miteinander. Design kann ein gesellschaftliches Miteinander befördern, aber auch beschädigen. Aus diesem Grund wird folgende Frage immer dringlicher: Wie soll unsere Welt zukünftig gestaltet werden, damit sie noch überleben kann?
Wiesbadener gestaltet Ausstellung des Wiesbadeners
Anhand von circa dreißig von Dieter Rams ausgesuchten Objekten sowie einhundert Fotografien, Reproduktionen und Texten versucht er in der Ausstellung, die von dem Wiesbadener Mario Lorenz und seiner Firma Deserve gestaltet wurde (Foto links), Antworten auf diese Frage zu geben.
(Dirk Fellinghauer/Fotos Dieter und Ingeborg Rams Stiftung, Deserve, Andreas Baier)
Anschau-Tipp:
Regisseur Gary Hustwit zeigt anlässlich des 89. Geburtstags seine großartige Dokumentation über Dieter Rams gratis auf seiner Webseite bis zum 21. Mai, „3 pm eastern Time“.
sensor sagt vom Schreibtisch aus – aufgeweckt und „berechnend“: Alles Gute zum 89., Dieter Rams. Wir hoffen, der 90. wird auch in/von Wiesbaden angemessen gewürdigt.
Super Artikel 👌