Von Dirk Fellinghauer.
Mitten in den gerade gestarteten Bürgerbeteiligungsprozess zur künftigen Nutzung des Wiesbadener Filetgrundstücks Wilhelmstraße 1 – 100 Ideen wurden eingereicht, am letzten Freitag fand die Auftaktveranstaltung statt – platzt ein Angebot, das fast zu schön klingt, um wahr zu sein – und es doch allem Anschein nach ist. Museumsdirektor Alexander Klar steht in engem Kontakt mit einem Wiesbadener Sammler, der der Stadt ein neues Kunstmuseum schenken will. „Er würde das Grundstück gerne in Erbpacht erwerben und dann ein Museum selber bauen und auf eigene Kosten betreiben“, berichtet Klar auf sensor-Anfrage. Der Mäzen, der allein für den Neubau 30 Millionen Euro locker machen würde, möchte vorerst anonym bleiben. In der kommenden sensor-Ausgabe werden wir den großzügigen Herrn aber nach einem bereits vereinbarten persönlichen Treffen vorstellen. Ein Angebot dieses Ausmaßes an eine Stadt habe er bisher so nicht gekannt, begeistert sich Alexander Klar für die Idee.
Seine „museale Sammlung“ umfasse etwa 400 Werke mit einem Schwerpunkt auf abstrakter Kunst nach 1945 aus Amerika, Europa und Fernost. Der Mäzen sei ihm als großzügiger Förderer des Museum Wiesbaden seit langem bestens bekannt und absolut seriös und vertrauenswürdig, so der höchst angetane Museumsdirektor. Auch Presseberichte über ihn überschlagen sich geradezu über seine wohltätige, soziale und bescheidene Persönlichkeit und sein Wirken als Unternehmer und Stifter.
Renommierter Architekt aus Japan
Sogar den Architekten würde der Kunstsammler und Unternehmer selbst mitbringen. All jene, bei denen nach dem Helmut-Jahn-Desaster mit dem geplanten Stadtmuseum auf der Wilhelmstraße die Alarmglocken schrillen, kann Klar beruhigen: Es handelt sich um den renommierten und erfahrenen japanischen Architekten Fumihiko Maki. Der Pritzker-Preisträger habe, anders als Jahn, auch schon Museumsbauten realisiert. „Er würde den Architekten mitbringen, nicht aber die Architektur“, betont Klar, dass die Stadt natürlich bei der Gestaltung mitzureden habe und überhaupt ein „ordentliches Verfahren“ Voraussetzung für die Realisierung sei.
Stadtpolitik scheint wohlwollend interessiert
Bei der Stadtpolitik hat Alexander Klar den Sommer über in zahlreichen Einzelgesprächen schon vorgefühlt, berichtet er, und ist sowohl beim OB als auch bei den Spitzen fast aller Fraktionen auf großes Interesse und grundsätzliches Wohlwollen gestoßen – wiewohl natürlich mehrfach auf den angelaufenen Bürgerbeteiligungsprozess verwiesen wurde, den man nun nicht einfach wieder stoppen könne. Muss man ja auch nicht, findet der Museumsdirektor, der „nicht von hinten reingrätschen“ will. Deshalb hat er das „unschlagbare Angebot“ für ein neues Kunstmuseum offiziell, wenn auch etwas nach der eigentlichen Abgabefrist, noch in das laufende Verfahren als „ernsthaften Competitor“ gegenüber etwa einem Hotelneubau eingereicht. Ein zweites Kunstmuseum neben seinem eigenen Haus, noch dazu in einer Architektur, die eigene Akzente setzt, könne die Landeshauptstadt, die mit solchen Projekten „nicht gerade gesegnet“ sei, bestens vertragen, findet der Hausherr des Landesmuseums. Es bleibt spannend.