Jetzt aber schnell! Nur noch bis einschließlich Montag, 12. Februar, können sich Interessierte für die Wahl zum neuen Wiesbadener Kulturbeirat bewerben. Keine Panik: Die Entscheidung für eine Kandidatur und das Engagement in dem neuen Gremium der Wiesbadener Kulturschaffenden sollte zwar wohlüberlegt sein, funktioniert aber äußerst unkompliziert per einfachem Formular.
Die Stadtverordnetenversammlung hat sich entschieden, einen Kulturbeirat einzurichten. Zielsetzung ist „die Stärkung des kulturellen Lebens in Wiesbaden und ein vielfältiges Miteinander der zahlreichen kulturellen Aktivitäten zu fördern“, ausgehend von der Frage: „Wie kann man die Kulturszene in Entscheidungsprozesse einbinden?“. Das unabhängige Gremium soll den Kulturausschuss der Stadtverordnetenversammlung beraten und unterstützen und zu kulturpolitisch relevanten Vorhaben Stellung nehmen. Er kann darüber hinaus eigene Initiativen zu kulturpolitischen Fragen ergreifen. Die Arbeit des Kulturbeirats soll auch „das Bewusstsein fördern, dass die Kultur ein wichtiger Faktor urbaner Lebensqualität ist und einen positiven Beitrag zur Außendarstellung der Stadt leistet“. Das Gremium wird für zwei Jahre gewählt, eine Kulturbeiratsordnung bildet die Grundlage für die Zusammensetzung sowie die inhaltliche Zuständigkeit.
Soviel zur von offizieller Seite kommunizierten Theorie des Kulturbeirats. Wie sinnvoll das alles wirklich ist und wie es in der Praxis umgesetzt wird und die erhoffte Wirkung, vor allem für die Kulturszene dieser Stadt, entfaltet, ist die spannende und kräftig diskutierte Frage. Hört man sich ein wenig um, hört man heraus: Während die einen sich eine dringend notwendig Stärkung der Kulturschaffenden erhoffen und die Chance sehen, hier wirklich etwas zu bewirken, sehen andere die Sache eher skeptisch. An beiden Einschätzungen dürfte etwas dran sein, ob schließlich die Optimisten oder die Pessimisten Recht behalten, wird sich erst erweisen, wenn der Kulturbeirat seine Arbeit aufgenommen hat.
Kritische Fragen stellen – und/oder sagen: Probieren wir es aus!
Man kann rund um das Vorhaben Kulturbeirat Wiesbaden viele Fragen stellen. Grundsätzliche Fragen – ob ein solches Gremium überhaupt gebraucht wird und Sinn macht und warum es überhaupt nötig ist, wo sich doch eigentlich Kulturdezernat und Kulturamt um die Belange der Kulturszene kümmern sollten. Konkrete Fragen – etwa zum Wahlverfahren inklusive Öffentlichkeitsarbeit, zur Notwendigkeit der Schaffung einer eigenen Geschäftsführer-Stelle, dotiert mit stolzem E 13-Gehalt, zur Zusammensetzung der 25 Sitze im für zwei Jahre gewählten Kulturbeirat, zu den „gesetzten“ Mitgliedern (je 1 Vertreter/in von Staatstheater, Volkshochschule, Museum, IHK, Murnau-Stiftung und acht Stadtverodnete), zur Auswahl der Sparten (je 1 Sitz für – Film, Fotografie und elektronische Medien, – Musik, – Darstellende Kunst, – Bildende Kunst, – Kulturelles Erbe, Stadtgeschichte und Brauchtum, – Hochschule und angewandte Künste, – Literatur, – Soziokultur sowie vier „spartenunabhängige“ Sitze).
Man kann viele Fragen stellen, eine reine Alibifunktion zum Kaschieren einer überforderten Kulturpolitik befürchten oder das Ganze von vornherein als Rohrkrepierer einschätzen. Man kann aber auch – jetzt, wo es nun mal beschlossene Sache ist – sagen (und die kritischen Fragen müssen diese Haltung nicht ausschließen): Probieren wir es aus! Und sich dann auch selbst um einen Sitz im Gremium bewerben (ein Ehrenamt übrigens, mit monatlich 100 Euro Aufwandsentschädigung), getreu der Devise „Es kommt darauf an, was man daraus macht“. Jede einzelne Bewerbung ist von vornherein ein Beitrag zur Legitimation des Gremiums und ein Seismograph des Kulturlebens unserer Stadt, ebenso natürlich bei der Wahl selbst jede abgegebene Stimme.
Öffentliche Vorstellung der Kandidaten
Wählen, aber wen? Am Dienstag, dem 20. Februar, ab 16 Uhr können sich alle Kandidatinnen und Kandidaten bei einer Informationsveranstaltung im Kulturforum am Schillerplatz öffentlich vorstellen – außerdem mit Foto und Kurzprofilen im Internet. Darüber hinaus steht es natürlich jedem einzelnen Bewerber frei, auf eigene Faust „Wahlkampf“ nach Belieben zu machen und UnterstützerInnen zu mobilisieren. Einige fähige Leute haben schon öffentlich bekundet, dass sie ihren Hut in den Ring werfen. Wünschenswert wäre, dass gerade auch Quer-, Vor- und Andersdenker kandidieren, die frischen Wind oder gar Wirbel in das Gremium – und damit in das Kulturleben der Stadt – bringen, die Akzente setzen und den Horizont erweitern.
So einfach geht
die Kandidatur zum Kulturbeirat:
Kandidieren dürfen alle volljährigen Wiesbadenerinnen und Wiesbadener (auch BewohnerInnen der Stadt ohne deutsche Staatsangehörigkeit) und VertreterInnen Wiesbadener Kulturinstitutionen, die nicht in Wiesbaden wohnen.
Bis Montag, 12. Februar, Bewerbungsformular – zu finden im in der Stadt verteilten Flyer oder einfach herunterzuladen hier – ausfüllen und beim Kulturamt abgeben oder einsenden.
Am Dienstag, 20. Februar, 16 Uhr, Kulturforum am Schillerplatz (gegenüber Dern´sches Gelände) die Gelegenheit nutzen, sich persönlich der Öffentlichkeit vorzustellen (keine Pflicht).
Im Internet auf www.wiesbaden.de mit Foto und Kurzporträt* präsentieren. (*Die spannende Frage ist natürlich, wie viel Aussagekräftiges ein/e Kandidat/in wohl in einem Kurztext zur Begründung der Bewerbung und Vorstellung der eigenen Person als Orientierung für potenzielle Wähler/innen rüberbringen kann, der maximal exakt so lang sein darf wie dieser, und zwar 300 Zeichen.)
die Stimmabgabe bei der Wahl zum Kulturbeirat:
Wahlberechtigt sind alle volljährigen Wiesbadenerinnen und Wiesbadener (auch BewohnerInnen der Stadt ohne deutsche Staatsangehörigkeit).
Wichtig: Die Kulturbeiratswahl findet ausschließlich durch Briefwahl bis zum 13. April 2018 statt. Es erfolgt kein automatischer Versand der Wahlunterlagen, diese müssen aktiv selbst angefordert werden, das geht aber super einfach:
Briefwahlunterlagen mit Stimmzetteln ab sofort bis zum 10. April, 16 Uhr, im Wahlamt oder im Kulturamt schriftlich, persönlich oder per e-mail an kulturbeiratwiesbadendeangefordert anfordern – oder noch einfacher per Onlineformular.
Kandidaten/innen der Wahl in den einzelnen Sparten kennzeichnen und Stimmzettel bis spätestens 13. April zurücksenden.
Nach der Wahl werden die Stimmen ausgezählt und die Ergebnisse öffentlich bekanntgegeben.
(Dirk Fellinghauer)