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Schwer was los in der kleinsten Konzerthalle der Stadt: Heute Die Radierer, am Sonntag Oldseed live on stage

Wakker_Radierer

 

„Was diese Woche bei uns abgeht, ist einfach nur MEGA“, übt sich die Kommunikationszentrale des Wakker erneut in Bescheidenheit. Und: hat wieder einmal völlig Recht! Mit Die Radierer kommen heute wahre Legenden in die zur kleinsten – und geilsten! – Konzerthalle der Stadt umfunktionierten Bar am Wallufer Platz. Wirklich mega! Und am Sonntag folgt mit Oldseed in ganz wundervoller Singer-Songwriter.

Hart schlägt der dürre Beat, dazu klimpert jemand eine Kindermelodie auf einem Billigkeyboard. Dann diese Stimme, der man solche Zeilen nicht zutraut: „Ich flieg hier in meinem Jet / Klappen auf zwo, drei vier, Napalm raus / Das Schlaraffenland brennt! Das Schlaraffenland brennt! / Und jetzt nix wie nach Haus“ „Angriff aufs Schlaraffenland“, der bis heute größte Erfolg der Limburger Band Die Radierer (und ihre erste Single) datiert aus dem Jahr 1980. Das war die Zeit, als vieles möglich war: Elektronische Musik, Gitarrensounds, Postpunk auf Kinderinstrumenten – in neuer Offenheit wurde vieles vermischt. Neue Freiräume noch für Kinder und Kindeskinder erobert.

Die Radierer, die als „Terry & the Rorists“ begannen, gibt es auch heute noch. In etwas anderer Besetzung zwar, doch mit neuen Alben wie „Der andalusische Bär“ aus dem Jahr 2008 oder, ganz aktuell, „Porko Mondo“ von 2014. Was Die Radierer uns noch heute lehren: Erstens: Man kann auch aus Limburg kommen und so geil wie Devo klingen. Zweitens: Wirklich gut ist es, wenn keiner mehr weiß, wo die Konzeptkunst endet und das Spiel von ewigen Kindsköpfen beginnt. Drittens: Es lohnt sich immer, den Mythos Rock zu zerstören. Oder es zumindest zu versuchen. Also, begrüßen wir Limburgs schönste Art-Punks, Kumpels von Alfred Hilsberg und René Pollesch, alberne Typen, subversive Radau-Avantgardisten, die stets darauf Wert legten, „Nicht-Musiker“ zu sein. Auch Fans der B-52’s oder von DAF könnten es lieben.

Am Sonntag dann ganz andere Töne:  Herzen öffnen, das schafft nicht jeder. Der kanadische Singer-Songwriter Craig Bjerring alias Oldseed gehört zu denen, die es können. Seine Songs, still, tief und leidenschaftlich, handeln von Liebe und Politik, vom Suchen, Finden und Verlieren. Oldseed ist ein Performer, ein Erfinder und Geschichtenerzähler, eine Persönlichkeit auf der Bühne, ganz in der Tradition großer Vorbilder wie Townes Van Zandt oder Neil Young.  Wer ihn im letzten Sommer verpasst hat, sollte sich das nicht entgehen lassen. Wer ihn gesehen hat, kommt ohnehin. „Oldseed gelingt das, wofür andere ein Orchester brauchen“, war einmal zu lesen. Und das stimmt: Es ist große, opulente, berührende Musik, die mit einem minimalen Instrumentarium entsteht.

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