Von Dirk Fellinghauer. Foto Simon Hegenberg. Illustration Detlev Reymann.
Wahlprogramme von politischen Parteien zu lesen, ist in der Regel eine mühsame Angelegenheit. Die wenigsten tun sich das an, bevor sie ihre Wahlentscheidung treffen. Professor Detlev Reymann hat sich diese Mühe gemacht. Er hat das Wahlprogramm der AfD Hessen zur Landtagswahl am 28. Oktober ganz genau studiert – und kommentiert. Der 61-Jährige, der im Hauptberuf Präsident der Hochschule RheinMain ist, hat sich als Privatperson 19 Punkte aus dem 90-Seiten-Programm genauer angeschaut und „übersetzt“, was sie wirklich bedeuten. Sein wenig überraschendes Gesamturteil: „Das ist keine Alternative. Sicher nicht.“ Aber Reymann belässt es nicht bei einer (Gegen-)Parole, sondern er begründet diese sehr fundiert und detailliert. sensor veröffentlicht mit Einverständnis des Autors die Zusammenfassung seiner Analyse und den Link zu seinen Kommentierungen der 19 einzelnen Wahlprogramm-Punkte.
Detlev Reymanns Zusammenfassung der AfD Hessen-Wahlprogramm-Analyse:
„Was ist als Muster insgesamt erkennbar?
Zum einen gibt es Punkte, wo die AfD irgendwo an der Realität anknüpft, diese dann aber völlig vereinfacht reduziert. Als Beispiel kann hier die Sprache in den Kitas herangezogen werden. Selbstverständlich ist es sinnvoll, hier Unterstützung anzubieten, denn die Beherrschung der Sprache ist eine der Kernvoraussetzungen für eine funktionierende Gesellschaft. Aber bei der AfD wird daraus die Behauptung, es werde kein Deutsch mehr gesprochen.
Zum anderen wird einfach bewusst gelogen. So bei der Leugnung des Klimawandels, bei der Behauptung, Sexualerziehung diene der Indoktrination der Kinder, bei der Behauptung für Gleichstellungspolitik gäbe es keine Grundlage usw..
Und das wird dann bei den vermeintlichen Lösungsansätzen immer wieder mit rassistischen und völkischen Versatzstücken vermischt, die unterstellen, dass das „Deutschsein“ in Gefahr sei.
Leider ist ja festzustellen, dass dieses Gemisch und auch die Duldung dieses „Das wird man ja noch sagen dürfen“ dazu führen, dass Dinge wieder gesagt werden, die fremdenfeindlich, ausgrenzend und polarisierend sind.
Zudem fällt auf, dass sich die AfD zwar nach Außen als Vertretung der „kleinen Leute“ geriert, in Wirklichkeit aber alle Vorschläge zu konkreten Maßnahmen zu Lasten genau dieser Bevölkerungsgruppe gehen, so z.B. bezüglich der Mieten ganz deutlich.
Das ist sicher keine Alternative!“
Hier geht es zu den 19 einzelnen Punkten aus dem AfD-Wahlprogramm und den detaillierten Kommentaren von Prof. Detlev Reymann.