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Tatverdächtiger nach Messerangriff in U-Haft – Polizei sucht zwei Zeuginnen / Diskussion um Videoüberwachung

Nach einem Messerangriff in der Nacht zum Sonntag am Schlachthof hat die Polizei am Mittwochmorgen einen Tatverdächtigen festgenommen. Zur schnellen Ermittlung des Verdächtigen führten laut gemeinsamer Mitteilung von Polizei und Staatsanwaltschaft die Aufnahmen der im Bereich des Verbindungsweges vom Hauptbahnhof zum Kulturpark installierten Überwachungskameras. Die Tat fällt mitten in eine anhaltende intensive Diskussion über neu installierte Videoüberwachung rund um den Kulturpark.

Wie ein Polizeisprecher auf sensor-Anfrage mitteilte, erfolgte  die Tat am Sonntagabend auf dem Schotterplatz unmittelbar vor dem Schlachthofgebäude. Die Kameras, deren Aufzeichnungen zur Ermittlung des Tatverdächtigen führten, hätten nicht die Tat selbst erfasst. Es handelt sich um Kameras außerhalb des eigentlichen Schlachthof-Geländes auf dem Verbindungsweg vom Hauptbahnhof zum Kulturpark (Foto). Bei der Auswertung des Videomaterials dieser Kameras habe anhand von Zeugenaussagen der mutmaßliche Täter auf diesem Verbindungsweg ausgemacht werden können. „Durch eine Beamtin der Kriminalpolizei wurde die Person als ein polizeibekannter 25-jähriger Wiesbadener wiedererkannt“, heißt es in der Mitteilung.

In der besagten Nacht war ein 17-jähriger Jugendlicher im Rahmen einer Auseinandersetzung mit einem Messer angegriffen worden. Dabei wurde ihm laut Polizei eine potentiell lebensbedrohliche Verletzung im Halsbereich zugefügt.

Am Mittwochmorgen durchsuchten Zivilbeamte der Kriminalpolizei zwei Wiesbadener Wohnungen. Dies führte zur Festnahme des Tatverdächtigen und zweier seiner mutmaßlichen Begleiter – beides Brüder des 25-Jährigen – sowie zur Sicherstellung von Beweismaterial. Der 25-Jährige wurde am Donnerstagmittag einem Haftrichter vorgeführt, der gegen den Mann Untersuchungshaft wegen Verdachts des versuchten Totschlags anordnete. Seine Begleiter wurden nach Abschluss der polizeilichen Maßnahmen am Mittwoch wieder entlassen.

Zwei junge Frauen als wichtige Zeuginnen gesucht

Die Ermittler suchen derzeit noch nach zwei jungen Frauen, die sich zur Tatzeit mit dem Geschädigten und seinem Begleiter auf dem Schotterplatz vor dem Kulturzentrum aufgehalten haben sollen. Diese werden als „wichtige Zeuginnen“, so heute der Polizeisprecher gegenüber sensor, gebeten, sich bei der Wiesbadener Kriminalpolizei unter der Rufnummer (0611) 345 – 0 zu melden. Nach bisherigen Erkenntnissen gerieten ein 17-Jähriger aus dem Rheingau-Taunus-Kreis und ein gleichaltriger Begleiter gegen 2 Uhr in der Nacht mit einer Gruppe junger Männer – zunächst verbal – in Streit. Im weiteren Verlauf soll der Tatverdächtige ein Messer gezogen und dem 17-Jährigen damit eine Verletzung in Halsbereich zugefügt haben. Anschließend seien der Täter und seine Begleiter geflüchtet. Der Verletzte wurde vor Ort durch den Rettungsdienst und einen Notarzt erstversorgt und zur Behandlung in eine Klinik gebracht, die er wieder verlassen konnte.

Diskussion um Videoüberwachung im Rathaus und auf der Straße

Die neu – und an der eigentlich zu involvierenden Stadtverordnetenversammlung und der Kulturpark-Sicherheitsrunde vorbei – installierten Videoüberwachungsanlagen  – siehe Überblick hier – werden seit einigen Wochen intensiv diskutiert. Dabei geht es den Kritikern weniger um jene Kameras auf dem Verbindungsweg, die in diesem Fall zum Tatverdächtigen führten, sondern vor allem jene rund um Kreativfabrik und den eigentlichen Kulturpark. Zuletzt hatten sich in der letzten Sitzung der Stadtverordnetenversammlung SPD, Grüne und Linke/Piraten mehrheitlich für die Abschaltung der Kameras ausgesprochen. Die CDU hält diesen Beschluss für „fatal“ und den Betrieb der Kameras, bisher schon und nach den aktuellen Vorfällen erst recht, für „alternativlos“, wie sie heute in einer Pressemitteilung bekräftigten.

Heute um 18 Uhr ist eine „Demo gegen Überwachung“ auf dem Faulbrunnenplatz am Platz der deutschen Einheit, ebenfalls neu mit Überwachungskameras ausgestattet, angekündigt, initiiert von einer neuen Gruppe namens „Totalitarisbaden – Gegen Überwachung in Wiesbaden“.

(dif/Foto Dirk Fellinghauer)