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Wiesbadener begleitet Fotografen bei Rückkehr in Ukraine: Doku läuft heute auf 3sat und dem Herderplatz

Vor der Flucht: brennende Häuser in Irpin. Foto: Juri Kosin / ZDF

„Mich interessiert der Schmerz der Menschen, ihre Sorgen. Ich möchte etwas zutiefst Menschliches fotografieren.“ (Juri Kosin)

Juri Kosin weiß nicht, auf welche Situation er in Irpin treffen wird, aber er weiß, dass die Welt dort nicht mehr dieselbe sein wird. Dies ist die Ausgangssituation des Dokumentarfilms „Zurück in die Ukraine – Die Heimkehr des Fotografen Juri Kosin“, der heute als Erstausstrahlung auf 3sat laufen wird – und auf dem Herderplatz in Wiesbaden, aus einem besonderen, buchstäblich naheliegenden Grund.

Gedreht hat den Film nämlich der Wiesbadener Andrzej Klamt. „Der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine treibt mich seit fast drei Monaten stark um“, berichtet er: „Nachdem der 3sat die Filmidee von mir für gut befunden hat, haben wir zusammen mit dem Kameramann Frank Amann den ukrainischen Fotografen Juri Kosin, dem ich seit langer Zeit herzlich verbunden bin, in der zweiten Aprilhälfte auf seinem Weg zurück in seine Heimat, mit der Kamera begleitet.“ In relativ kurzer Zeit ist so ein knapp 40 Minuten langer Dokumentarfilm entstanden, der heute um 19.20 Uhr seine Erstausstrahlung erleben wird. Zeitgleich wir er in der 3sat Mediathek zu sehen sein.

Öffentliche Projekt auf dem Herderplatz

Für die in Wiesbaden und im Rhein-Main-Gebiet lebenden Menschen gibt es heute eine öffentliche Freilicht-Projektion des Films mit anschließender Diskussion mit dem Fotografen Juri Kosin auf dem Herderplatz, direkt neben Klamts Halbtotal Film-Büro. Der Film startet pünktlich um 21.30 Uhr, ab 20.30 Uhr werden Stühle und Tische  bereit stehen und das am Platz beheimatete „Café Fari“ hat Getränke und ukrainischen Borschtsch im Angebot.

Ausbruch des Krieges in Irpin erlebt

Juri Kosin, ein Selbstporträt im Krieg. Foto: ZDF/Juri Kosin

Juri Kosin erlebte den Ausbruch des Krieges in seiner Stadt Irpin bei Kiew. Er dokumentierte das Geschehen ebenso wie seine Flucht einige Wochen später. Nun kehrt er in seine Heimat zurück, begleitet von Filmemacher Andrzej Klamt in dieser Situation: Das Gebiet um Kiew gilt wieder als sicher. Die russischen Truppen haben sich aus dem Norden der Ukraine zurückgezogen. Hinterlassen haben sie Orte des Grauens.

Direkt neben Irpin liegt Butscha, wo Zeugnisse schrecklicher mutmaßlicher Kriegsverbrechen gefunden wurden. Auf welche Bilder der Zerstörung wird Juri Kosin bei seiner Heimkehr treffen, was werden ihm Freundinnen und Freunde, seine Nachbarinnen, andere Kunstschaffende berichten? Kosin wird mit seinen Bildern das Grauen des Krieges in seiner Heimat dokumentieren.

Fotografien, die zu Ikonen wurden

Die jüngste Geschichte der Ukraine begleitet der renommierte Fotograf, Kurator und Dozent schon lange. Manche seiner Bilder sind zu Ikonen geworden: ein Lenin-Denkmal, das auf einem offenen Lastwagen abtransportiert wird, Impressionen aus der Todeszone von Tschernobyl, Bilder vom Kiewer Maidan 2014. Nun sind es Zeugnisse eines unmenschlichen Krieges gegen sein Land, die er mit seinen Fotografien festhält, Bilder brutaler Zerstörung, unendlichen Leids und davon, wie die Menschen innerhalb dieses Albtraums so etwas wie Alltag zu leben versuchen.

Bilder als Mittel der Kriegsstrategie

„Wie kein Krieg zuvor ist dieser auch ein Krieg um die Deutungshoheit von Bildern geworden. Abbildungen vom Kriegsgeschehen, vor allem aber auch von Kriegsverbrechen haben direkte Auswirkungen auf politisches Handeln gezeigt“, heißt es in der Ankündigung: „Bilder werden zum Mittel von Kriegsstrategien. Über die Möglichkeiten, aber auch Gefahren der Wirkungsmacht von Bildern denkt Juri Kosin intensiv nach – und tauscht sich darüber mit anderen Künstlerinnen und Künstlern aus.“ Und auf dem Wiesbadener Herderplatz heute Abend auch mit den Interessierten, die seinen Film unter freiem Himmel angeschaut haben.

Hier geht es zum Trailer des Films.

(dif/Fotos ZDF / Juri Kosin)