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Der Volks-Maestro – Freikarten für Sieberts 1. Mai-Konzert

 

Von Dirk Fellinghauer. Foto Simon Hegenberg.

Bisweilen hat Herbert Siebert das Auftreten eines Zampanos. Er dirigiert nicht nur sein Orchester, er dirigiert auch Gespräche. Laut, lachend, gewitzt.  Wenn aber aus einem  Gespräch eine „offizielle“ Interviewsituation wird, kann er plötzlich ganz ruhig, fast schüchtern werden. „Was soll ich denn erzählen?“ reagiert er etwas hilflos auf Journalistenfragen. Er tut so, als ob es nichts über ihn zu erzählen gäbe. Dabei könnte man locker nicht nur einen Artikel, sondern ein Buch über ihn schreiben. Mindestens. „Der Siebert …“ fängt er dann schließlich an, in der dritten Person über sich zu berichten.

Der Siebert! Der ist letztes Jahr am Nikolaustag 80 geworden und hat da gefeiert, wo er in seinem Element ist: auf der Bühne. Der Oberbürgermeister ernannte ihn zum „Ehrendirigenten des Kurhauses der Landeshauptstadt Wiesbaden“. Beifall. Er dirigierte Beethovens 9. Jubel. Den erntet der Siebert, wo und wie immer er auftritt. Eigentlich gibt es nämlich nicht „den Siebert“, sondern mehrere Sieberts. Den Siebert, der seit Jahrzehnten – wie jetzt wieder beim traditionellen Frühlingskonzert am 1. Mai – mit Strauß und Konsorten gefeiert wird. In Konzerthäusern, auf Galas, in Funk und Fernsehen. In Wiesbaden sowieso, in ganz Deutschland ebenso, aber auch schon in Korea, Sizilien oder erst letzten Sommer in Jordanien. Den Siebert, der sich seit ein paar Jahren nicht minder erfolgreich dem „ernsten“ Fach widmet. Den Siebert, der für diesen Sommer wieder etwas Neues ausgeheckt hat: „Pomp and Circumstances – Pop und Klassik populär“ wird am 5. August im Kurpark im Stil der legendären britischen Proms-Konzerte Premiere feiern. „Nach und nach erfasse ich alle Schichten des Volkes“, beschreibt er seinen Spagat zwischen musikalischen Stühlen, den wohl weniger seiner Kollegen wagen würden.

Und was treibt ihn zu immer neuen Bühnentaten? „Man kann ja wohl nicht schreiben, dass ich rampengeil bin“, zögert er. Klar kann man das schreiben. Und wenn man den Siebert, der sein treues Stammpublikum genauso mitreißt wie junge Konzertbesucher, einmal live erlebt hat, kann man es auch unterschreiben. „Das kann nur einer machen, der ein bisschen bekloppt ist“, unternimmt er einen weiteren Anlauf, das Phänomen, das er selbst verkörpert, zu erklären. Und findet schließlich die simpelste und vielleicht treffendste Formel: „Ich liebe Musik.“

Der in Kassel geborene gelernte Schreiner, der eigentlich Architekt werden wollte und mit seiner Geige fast zwanzig Jahre lang im Festspielorchester in Bayreuth saß, sprudelt nicht nur vor Temperament, sondern auch vor Ideen. Bis heute hat er ein faszinierendes Gespür dafür, wie er sein Publikum „kriegt“. Genauso gut weiß er, Kontakte zu knüpfen. Netzwerken beherrschte er meisterhaft schon zu Zeiten, als es das Wort noch gar nicht gab. Auch heute nutzt er seine täglichen und nächtlichen Touren – das Hotel Klee, wo er einen Großteil seiner Geschäfte erledigt, sein Stammlokal „Nico“ in der Weißenburger Straße und die Nassauer Hof Bar sind feste Stationen – um mit Entscheidern und Multiplikatoren zusammenzukommen, Pläne zu schmieden und schließlich auch umzusetzen.

So ist es kein Wunder, dass er in seinem Aktenkoffer alter Schule nicht nur immer Partituren griffbereit hat, sondern auch seinen Terminkalender, der schon jetzt wieder bis weit ins Jahr 2013 hinaus gefüllt ist. Bei seinem umjubelten Geburtstagskonzert zum 80. sagte der Maestro in die Kamera des Internetsenders bigcity.tv: „Zu meinem 90. werde ich alle Sinfonien Beethovens  komplett an einem Tag spielen.“ Wer den Siebert kennt, der weiß genau: Zuzutrauen ist es ihm.

Wir verlosen 5×2 Freikarten für das Konzert am 1. Mai im Kurhaus – losi@sensor-wiesbaden.de