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Aha-Erlebnisse auch der radikalen Art – Heute unbedingt nochmal zum „Just Music“-Festival

Von Dirk Fellinghauer (Text und Fotos).

„Aha-Erlebnisse“ versprach der kommissarische Kulturamtsleiter Jörg-Uwe Funk dem Publikum des „Just Music“-„Beyond Jazz“-Festivals bei der Eröffnung am Freitagabend im sehr gut gefüllten Kulturforum-Saal. Und er bescheinigte den Festivalmachern Raimund „JazzArchitekt“ Knösche und Uwe Oberg, dass sie das Kunststück fertig kriegen, mit ihrem an diesem Wochenende in 14. Auflage laufenden Festival sowohl eine ungeheure musikalische Vielfalt auf die Bühne zu bringen als auch gleichzeitig ein unverkennbares Profil zu haben. Den meisten Festivalveranstaltern gelingt nur das eine oder das andere.

Den „Just Music“-Machern gelingt beides zusammen, weil sie ihr Programm offen, mutig, grenzenlos und damit absolut aufregend und anregend gestalten. Weil sie – als fundierte Kenner, erfahrene Profis und leidenschaftliche Musikfans in einem – zusammenbringen, was auf den ersten Blick vielleicht nicht „passt“, dann aber doch absolut Sinn macht. Das macht „Just Music“ zum Ereignis für Musikfans, die sich auf Wagnisse einlassen und bereit sind, auch mal das zu hören, auf das sie vielleicht von alleine nicht gekommen wären.

Und so saß zu später Freitagabendstunde ein schon recht betagtes Paar in der ersten Reihe des Kulturforums und ließ zumindest fasziniert das grandiose Soundgewitter und virtuose Elektronikgefrickel der legendären Wiener Band Radian über sich ergehen. Man ist nie zu alt für neue Erfahrungen.
Alles, was man sich vorstellen kann – und manches, was man sich nicht vorstellen kann
Zuvor lockte das Duo Duthoit Hautzinger in ungeahnte Klangwelten, in der Musik radikal neu definiert wird. Aus der Französin Isabelle Duthoit klang alles an Lauten, Tönen und Geräuschen heraus, was man sich nur als rein von Körper und Stimmbändern „produziert“ vorstellen kann – und dazu noch so einiges, was man sich nicht vorstellen kann. Dazu entlockte der Wiener Franz Hautzinger seiner Trompete so manches jenseits des Gewöhnlichen. Anstrengend, aber abgefahren. Und irgendwann wurde man als Zuhörer in Sphären gebeamt, denen man sich kaum mehr entziehen konnte.
Ganz anders „anders“ und ebenfalls äußerst faszinierend und streckenweise hypnotisierend war der Auftakt des Eröffnungsabends, zudem auch diesmal der Quasi-Hausherr Uwe Oberg sich ganz besondere Gäste zur Seite geladen hatte: den New Yorker Bassisten Joe Fonda und die Schlagzeugerin Lucia Martínez, die ihr Schlagzeug im wahrsten Sinne des Wortes und dabei auch weit über das eigentliche Instrument hinaus „spielt“.
Konzentriert bei den Konzerten, gesellig in den Pausen
Ein grandioser Eröffnungsabend eines Festivals, das nicht nur mit hochkarätigen musikalischen Gästen aufwartet, sondern auch mit einer sehr familiären, bei den Konzerten hochkonzentrierten, in den Konzertpausen äußerst geselligen Atmosphäre. Heute Abend nochmal. Ab 18 Uhr zum „Schnuppern“ mit dem eintrittsfreien Konzert des Workshop-Ensembles, ab 19.30 Uhr nochmal mit drei ganz unterschiedlich spannenden Konzerten: Philipp Groppers Band Philm, E-Gitarrist Nicola Hein solo und zum Abschluss Jan Klares fulminantes Quartett 2000.
Wer es am Freitag verpasst hat, sollte heute das Kulturforum ansteuern – und das Privileg genießen, als Musikfan in der eigenen Stadt etwas zu erleben, für das man sonst weit reisen müsste. Mindestens so ungefähr die halbe Musikerszene von Wiesbaden und Mainz müsste eigentlich zu „Just Music“ ins Kulturforum pilgern. Wer dabei ist, wird geflasht sein – versprochen!
Das sensor-Fotoalbum vom „Just Music“-Eröffnungsabend findet ihr hier.