Am Sonntag, dem 25. Juni, wird erneut das „Bündnis für Akzeptanz und Vielfalt“, welches aus über 100 Organisationen, Parteien und Initiativen – auch sensor ist Bündnispartner – besteht, in den Straßen Wiesbadens demonstrieren. Zeitgleich hat sich erneut die sogenannte „Demo für alle“ in Wiesbaden angekündigt. Hier demonstrieren vor allem christliche Fundamentalisten, gerne unterstützt von Rechtsextremismen, unter dem Motto „Ehe und Familie vor“ gegen genau das, wofür die „Demo der Vielfalt“ auf die Straße geht.
Gemeinsam stehen die Initiatoren und Teilnehmer der „Demo der Vielfalt“ für eine Gesellschaft, die Menschen so akzeptiert, wie sie sind und nicht versucht, an konstruierten Vorstellungen festzuhalten. Das Land Hessen hat nach dem im September 2016 in Kraft getretenen Lehrplan nun auch einen „Aktionsplan für Akzeptanz und Vielfalt“ verabschiedet, der die Verschiedenheit und Vielfalt von Geschlecht und sexueller Orientierungen anerkennt und auf vielen gesellschaftlichen und politischen Ebenen für einen Abbau von Diskriminierung werben soll.
Diese emanzipatorische und freiheitliche Aufklärung befürwortet das Bündnis, denn sie befähigt Menschen bei ihrer sexuellen Identitätssuche Selbst-und Fremdverletzungen zu vermeiden, Selbstbewusstsein zu entwickeln und unerwünschten Übergriffen ein deutliches „Nein“ entgegenzusetzen.
Zur Unterstützung von Akzeptanz und Vielfalt gegen Diskriminierung und Ausgrenzung ruft das Bündnis am 25.06.2017 erneut zu einer Demonstration vom Wiesbadener Hauptbahnhof zum Dernschen Gelände mit anschließender Kundgebung auf. Die Demonstration beginnt mit einer Auftaktkundgebung ab 13 Uhr, um ca. 14 Uhr führt einen Demonstrationszug über Moritzstraße, Rheinstraße und Wilhelmstraße zum Dernschen Gelände. Dort findet eine Kundgebung statt, die zwischen 17 und 18:00 Uhr mit einer geschlossenen Demonstration über die Bahnhofstraße zurück zum Hauptbahnhof endet.
Das Bündnis stellt sich entschlossen gegen die sogenannte „Demonstration für Alle“ (DfA), die ihrerseits mit einer Demonstration den öffentlichen Raum am 25.06. in Wiesbaden einnehmen will. Die DfA lehnt die Sexualaufklärung in der Schule und Öffentlichkeit strikt ab. Die Organisator_innen der DfA wollen zurück in die 1950er-Jahre, als sich alles dem traditionellen Familienbild unterzuordnen hatte. Die DfA mobilisiert mittels gezielter Desinformation und Vorurteilen gegenüber Lesben, Schwulen, Bi und Trans*. Dem Aufruf der DfA folgen mittlerweile auch zahlreiche extrem rechte und neonazistische Gruppierungen. (Zuletzt am 30.10.2016 mit Ordnern aus dem Kreis der NPD).
Die bereits im Oktober 2016 nach Wiesbaden gekommene sogenannte „Demo für alle“ stellt sich gegen das geplante Zeichen für eine freie und offene Gesellschaft und hat ihrerseits eine Demonstration angemeldet. Hierzu meint Manuel Wüst, als 1. Vorsitzender des Vereins Warmes Wiesbaden einer der Hauptinitiatoren und -organisatoren der „Demo der Vielfalt“: „Wir lassen uns in Wiesbaden nicht von einer Gruppe, die vorgibt Kinderrechte schützen zu wollen, dabei aber rechte Hetzparolen duldet und aktiv im rechtsradikalen Lager mobilisiert, einschüchtern. Wiesbaden ist eine bunte und offene Stadt und soll das auch bleiben.“
Weitere Informationen unter www.ihr-seid-nicht-alle.de
Auch wenn sensor meint, es passe, als Partner des “Bündnis für Akzeptanz und Vielfalt” aufzutreten, so hat doch die tendenziöse und diffamierende Darstellung in Ihrem Beitrag mit echtem Journalismus nichts zu tun und ist eines nach eigenen Worten größten Stadtmagazins der Rhein-Main-Region keinesfalls würdig.
Vorab, ich bin männlich und mir ist durchaus eine gleichgeschlechtliche sexuelle Anziehung vertraut. Aber das heißt nicht, dass ich die Einflussnahme auf Kinder und Jugendliche gutheiße, mit der sich diese in einem viel zu frühen Stadium mit sexuellen Orientierungen befassen, identifizieren und gar darauf festlegen sollen, wo dies überhaupt noch nicht angebracht ist. Und ich bin mir ziemlich sicher, dieses „Homosexualität ist schön“-Gerede, das mittlerweile auch von Seiten staatlicher Amtsträger salonfähig gemacht wird, befähigt junge Menschen keinesfalls bei ihrer sexuellen Identitätssuche, noch lassen sich dadurch Selbst- und Fremdverletzungen vermeiden und ein Selbstbewusstsein entwickeln, das vor unerwünschten Übergriffen mit einem deutlichen „Nein“ schützt. Im Gegenteil. Hier wird eventuell sogar einer Variante der Pädophilie auf verbrämter Weise das Wort geredet.
Im übrigen habe ich bei der „Demo für alle“ in Wiesbaden keine christlichen Fundamentalisten angetroffen, auch keine Rechtsextremisten, sondern vielmehr in der Tat besorgte Eltern und sich vom Thema betroffen fühlende Bürgerinnen und Bürger. Diese als Fundamentalisten zu diskriminieren und pauschal in die rechte Ecke zu stellen, halte ich für skandalös. Wo ist hier der Respekt vor Andersdenkenden, der in einer lebendigen Demokratie als selbstverständlich vorauszusetzen wäre? Was hat diese nicht haltbare Vorverurteilung in einem Stadtmagazin zu suchen?
Zumal diese ganzen Fehlbehauptungen, die „Demo für alle“ lehne Sexualaufklärung in der Schule und Öffentlichkeit strikt ab, sie mobilisiere „mittels gezielter Desinformation und Vorurteilen“ und „rechter Hetzparolen“ gegenüber gleichgeschlechtlich sexuell Empfindenden und anderen. Das stimmt doch alles überhaupt nicht. Und dann die Hervorhebung, dass es da wohl auch rechte Anhänger und solche aus dem Neonazi-Milieu gäbe. Was soll das? Das ist doch zunächst einmal nur ein Versuch der Diskreditierung. Sonst nichts. Was hat das in einem Stadtmagazin zu suchen? Wieso wird die Ideologie eines Manuel Wüst und seiner Mitstreiter als zwingend verbindlich dargestellt? Woher kommt dieser wissenschaftlich nicht fundierte Wahrheitsanspruch?
Tut mir leid sensor, aber seriöser Journalismus sieht anders aus!
Und diese Pointe sei mir am Schluss noch erlaubt: denn ich möchte nicht schließen, ohne darauf hinzuweisen, dass das Land Hessen doch wohl gut beraten wäre, nicht nur diesen Unsinn zu beenden, sondern weitaus größere Anstrengungen für den Artenschutz von Tieren und Pflanzen in unserer Region und dessen Akzeptanz zu tun. Denn hier geht uns zu unseren Lebzeiten eine existentiell wichtige biologische Vielfalt in krassester Dynamik für immer unwiederbringlich verloren. Das hieße letzlich, sich für „Akzeptanz und Vielfalt“ einsetzen.