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Entspannt unter Spannung: TanteKante bringt die Stadt zum Tanzen – sogar tagsüber / „Club Loyal“ am 7.5 ab 12

Von Samira Schwarz. Fotos Nele Prinz.

Sonntag-Vormittag, im Kulturpark gehen vereinzelt Menschen spazieren oder machen Sport, das 60/40 ist dunkel und leer. Doch der Schlachthof ist weniger verschlafen, als er auf den ersten Blick wirkt. Im Kesselhaus ereignet sich Wiesbadener Neuland: Ein Daytime-Rave ! Zur Einstimmung auf die nächste „Club Loyal“-Runde an diesem Sonntag, 7. Mai, hier unser Porträt der Initiatorin mit Eindrücken von der letzten Ausgabe.

„Club Loyal“ nennt sich das Projekt mit neuen Visionen in jeglicher Hinsicht. Satte Sounds vom überwiegend weiblichen, oder auch Flinta*, Booking, gepaart mit einem einzigartigen Party-Erlebnis: sonntags feiern – und das tagsüber.

TanteKante und Trockener  Sekt, die die Reihe in Kooperation mit dem Schlachthof Wiesbaden ins Leben gerufen haben, legen bereits seit 10 Uhr auf. Es wird getanzt, einzelne Gäste gehen, andere kommen neu dazu. Die dicken Vorhänge im Kesselhaus sind weit geöffnet.

„Sonnenstrahlen scheinen durch die Fenster, vermischen sich mit dem Rauchnebel, den Lichtern und guter Musik“, so beschreibt Selma Georgi aka Trockener Sekt die Vision von Club Loyal. „Wir könnten die keine Ahnung wievielte Abendveranstaltung werden in dem Segment oder wir machen halt alles anders“, erzählt TanteKante von den Anfängen. Wiesbaden sei nicht der Ort für Afterhour-Sonntag-Raves, aber: „Wenn´s keiner macht … .“

Kunstfigur und Privatmensch

Wer steckt hinter dem Alias? Das Instagram-Profil, auf dem Svenja Struck knapp 16.500 Menschen folgen, verrät: DJ, Autorin, Liebende, Mama & anderes. Ihr Account ist eine Mischung aus privaten Inhalten und einer Kunstfigur, die über die Jahre entstanden ist. Die Plattform ist ihr Spielplatz, auf dem sie alles teilt, was ihr Spaß macht.

TanteKante und Svenja Struck sind sehr nah beieinander, auch wenn es Privates gibt,  dass die Mitteilsame für sich behält. „Da gibt es schon Sachen, die auch strictly meinen Freunden vorbehalten sind. Das hat auch mit dem Respekt gegenüber ihnen zu tun,“ stellt sie klar: „Weil ich das Gefühl habe, die wollen ja auch noch einen Teil von mir haben, den sonst keiner hat.“

Mutterrolle als Auslöser

Mit dem Beginn ihrer Mutterrolle fand Svenja zum Schreiben, anfänglich als E-Mails an Verwandte und enge Freunde. Später erstellte sie den Blog: „LiebeTanteKäthe“. Daraus wurde auf Instagram irgendwann TanteKante. Erst im Nachhinein fand sie heraus, dass Kante auch ein veralteter Begriff für Tante ist.

Bei Tag ist die studierte Germanistin Lehrerin an einem Wiesbadener Gymnasium. Geboren in Bayern, aufgewachsen in Mittelhessen und nach Studium in Gießen hat sie in Wiesbaden und dem Rhein-Main-Gebiet ihr Zuhause gefunden und lebt hier mit ihren zwei Töchtern.

Als TanteKante veröffentlichte sie bereits mehrere Kolumnen, einen Newsletter, Blogbeiträge und vieles mehr. Früher bloggte sie schonungslos ehrlich über ihre Mutterrolle. Mittlerweile teilt sie kaum noch Inhalte zu ihren Kindern: „Über diese Rolle zu schreiben, das war für mich irgendwann auserzählt“, erklärt sie. Dadurch und den neuen Fokus – die Musik – haben sich ihre Instagram-Follower:innen in den letzten Jahren beinahe komplett ausgetauscht. Während des ersten Lockdowns begann TanteKante, in Livestreams aufzulegen, so wurden nach und nach Menschen aus der Szene aufmerksam auf sie.

Radikal eigenen Bedürfnissen nachgehen

Svenja ist in den verschiedensten Bereichen aktiv. Die vielen Rollen zu bedienen, kostet sie keine Kraft: „Wie machst du das, ist der häufigste Satz, den ich höre“, gibt sie zu. Meist ist ihre Antwort: „Leute, für mich wäre es viel anstrengender, das alles nicht zu tun. Weil ich so radikal meinen Bedürfnissen nachgehe, dass es mir damit einfach gut geht“. Die unterschiedliche Beanspruchung lässt sie sich ganz im Gegenteil frei fühlen. Sie steht entspannt unter Spannung. „Ich bin nicht per se frei, wenn ich am DJ-Pult stehe, sondern, weil ich auch Mutter bin und einen Job habe, in dem ich gut Geld verdiene“, sagt sie.

Auch wenn es Nächte gibt, die anstrengend sind und in denen sie nicht schläft – „es gibt mir mehr, als es mir nimmt“, betont Svenja. Sobald Projekte ihr jedoch Energie ziehen, sortiert sie rigoros aus. Das hat für sie dann nichts mit Scheitern zu tun: „Ich möchte auch nie was Perfektes auf die Bühne bringen, sondern erstmal probieren, wie es überhaupt so ist.“

Disco-Kutter und Podcast

Gemeinsam mit ClubLoyal-Kollegin Selma aka Trockener Sekt hat TanteKante auch eine Veranstaltungsreihe in Frankfurt übernommen. Der „Disco-Kutter“ ist von Frühling bis Herbst am Yachtclub/Mainkai geöffnet. In eine neue Richtung geht das Projekt Podcast. Mit einem Freund wird sie sich in „Weißte was ich mein“ über Fragen aus Geschichte und Biologie austauschen. Nach einem Screening durch ausgewählte Freunde könnte der Podcast veröffentlicht werden. Und selbst, wenn nicht, dann ist TanteKante bestimmt schon daran ein neues Projekt voranzutreiben.