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Es reicht schon, offen und neugierig zu sein: „Just Music“ lockt in faszinierende Klangwelten – Einzigartiges Festival

Von Dirk Fellinghauer. Foto David Laskowski.

Bei der 15. Ausgabe von Just Music, dem einzigartigen Beyond Jazz-Festival im Kulturforum am Schillerplatz (gegenüber Dern´sches Gelände), können Besucher*innen, ob Kenner oder Entdecker, am 28. und 29. Februar wieder einiges erwarten: Von brasilianischer Avantgarde bis hin zu Techno und Musik von Robert Wyatt ist an zwei Abenden alles dabei. Musikalisch geht es hier immer äußerst aufregend zu, und auch die Atmosphäre ist etwas sehr Besonderes. 

Ein fachkundiges Publikum, das aus weit über Wiesbaden hinaus zum „Just Music“ pilgert, lauscht über Stunden gebannt ganz unterschiedlichen Musikern und Formationen aus der ganzen Welt. Und auch wenn viele Kenner der Materie die Fangemeinde dieses Festivals bilden, so muss man ganz und gar nicht zwingend „Experte“ sein, um dieses Festival und diese Musik zu genießen. Es reicht schon, einfach neugierig und offen zu sein für faszinierende musikalische Welten, um sich bei „Just Music“ in den Bann ziehen zu lassen.

Es geht auch ganz locker zu rund um die jeweils drei Konzerte eines Abends. Zwischen den Konzerten gibt es ausreichend lange Pausen, um sich an der Festivalbar zu treffen, und für leckere Essensangebote ist auch immer gesorgt. Und niemand muss sich Sorgen machen, im Kulturforum – die Festivalmacher zaubern auch eine besondere Atmosphäre in die eigentlich sehr nüchterne Location – „gefangen“ zu sein. Wer nach ein oder zwei Konzerten genug hat oder es erst zum zweiten oder dritten Konzert schafft – auch kein Problem. Kommen und Gehen ist jederzeit auch möglich, auch wenn sich der Großteil des Publikums natürlich das volle Programm gibt und dieses wundervolle Festival in vollen Zügen genießt.

Es fällt auch nicht ganz leicht, sich für eine Auswahl zu entscheiden, weil bei „Just Music“ einfach alles so spannend klingt – in der Beschreibung im Programm schon, und live auf der Bühne dann natürlich erst recht und umso mehr.

Musikalischer Abenteuerspielplatz

Zu verdanken ist diese Qualität den Festivalmachern, allen voran „JazzArchitekt“ Raimund Knösche sowie Uwe Oberg, der auf „seinem“ Festival auch immer selbst als Musiker auftritt – diesmal am Auftaktabend gemeinsam mit einer besonderen Stimmkünstlerin: Schon seit 2015 stöbern Uwe Oberg und Silvia Sauer in den Songbooks der Welt, zuerst akustisch und analog, jetzt auch elektronisch und digital. Herausgeschält haben sie ein Musikprogramm, das zwar mit Songstrukturen operiert, aber doch ganz eigene Wege geht. Die Bezeichnung Sängerin greift bei Silvia Sauer viel zu kurz. Eine riesige Klangpalette steht ihr zur Verfügung, die sie live mittels elektronischer Bearbeitung in ungeahnte Sphären singt, flüstert, schreit. Der Wiesbadener Pianist Uwe Oberg hat sich mit der Elektronik ein neues Operationsfeld erspielt, neben dem Flügel stehen jetzt digitales Piano und Looper bereit. Gemeinsam frönen die Beiden der genialen Improvisationskunst.

Außerdem am Auftaktabend zu erleben: Der Schlagzeuger und Komponist Max Andrzejewski hat seine Band Hütte (richtig cool bei Just Music 2014!) erweitert und spielt die Musik des legendären britischen Musikers Robert Wyatt – für ihn ein Antiheld: Seine tiefgründigen Songs, die nie ganz Pop sind, die humorvoll den Jazz umarmen, erzeugen eine ganz eigene Klangwelt. Click & Faun steht für Präzision und Poesie, Technik und Adrenalin, Plagiat und Innovation: ein Abenteuerspielplatz der musikalischen Gegenwart, bespielt von acht herausragenden Musikern.

Raum zum Eintauchen

Das Programm am Samstag bestreiten: Der umtriebige Kölner Bassist Stefan Schönegg und sein achtköpfiges Projekt Big Enso (japanisch: Kreis) – 2016 gestartet mit dem Ziel, Raum zum Eintauchen zu schaffen. Die Musik, die er für sein ungewöhnlich instrumentiertes Ensemble konzipiert, bewegt sich im Zwischenraum von Improvisation, Neuer Musik und Jazz. In der brasilianischen Musikszene nimmt Quartabê aus São Paulo eine außergewöhnliche Stellung ein – nicht zuletzt, da drei Frauen und ein Mann die Band leiten, ein Kollektiv also. Sie verstehen sich selbst als Schulklasse, klingen aber nicht so. Einflüsse kommen aus der São Paulo Avantgarde-Bewegung und der Noise-Szene, die sie mit brasilianischem Pop und elektronischer Musik verknüpfen. Alle vier Musiker*innen des Alexander Hawkins / Elaine Mitchener Quartet (Foto oben) aus UK wurden in die stilistischen Turbulenzen des ausgehenden 20. Jahrhunderts hineingeboren und nutzen diese auf verblüffend elegante Weise. Das Repertoire vereint Mitcheners einzigartigen Umgang mit Melodie und Abstraktion mit Hawkins ausgefallener Klavier – und Kompositionswelt.

Workshop, Musikfilme, Extrakonzerte

Über musikalische Highlights hinaus wird es Workshops, Musikfilme im Caligari und Extrakonzerte geben – Letztere am Samstagmittag um 13 Uhr in der Buchhandlung Angermann in der Innenstadt: „Hören Sie gut zu! Seien Sie mutig! Lassen sie sich irritieren! Jeder Ton ist wichtig! Die Musiker*innen brauchen Sie!“ und um 18 Uhr als Workshop-Konzert im Kulturforum.

Die Festivalabende mit jeweils drei Konzerten starten am Freitag und Samstag um 19.30 Uhr.

Impressionen vom Just Music 2019-Eröffnungsabend gibt es in Worten hier und in Bildern von 2018 hier und von 2019 hier.

Das volle Festivalprogramm 2020 und alle Infos hier: www.justmusic-festival.de

 

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