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Falk Fatal ist in Herbstlaune – und erinnert sich an Martinsumzüge

Der Herbst ist da! Endlich graue Wolken, kahle Bäume und dunkle Tage. Endlich hochgeklappte Mantelkrägen, die durch den Nieselregen waten. Und kleine Kinder mit Laternen, die zum Martinsumzug strömen, bieten Stoff für große Dramen. Zumindest in meiner Kindheit. Ich war immer froh, wenn der Laternenwahnsinn vorbei war.

Es fing damit an, dass wir die Laternen selbst bastelten und bemalten. Erst im Kindergarten, dann in der Grundschule. Für einen Bastel- und Mal-Legastheniker wie mich: der Horror! Egal,wie sehr ich mich anstrengte, meine Laternen sahen immer wie ein Unfall aus. Und mit diesem unförmigen Pappmaschee-Klumpen stand ich dann mit vielen anderen vor der Kirche und wartete, dass der Umzug losging. Immerhin konnte man solange das Pferd beobachten, das aufs Kopfsteinpflaster schiss und auf dem der Zahnarzt aus dem Nachbardorf saß, um den heiligen Martin darzustellen. Der trug einen alten roten Kapuzenmantel, der sicher auch bei der einen oder anderen Weihnachtsfeier zum Einsatz kam.

Dann ging es los. Die Kinderhorde schob sich mit ihren Laternen durch die engen Gassen und sang „Laterne, Laterne, Sonne, Mond und Sterne“. Doch die gute Laune hielt nicht lange. Immer fing irgendeine Laterne Feuer, oder sie löste sich im stärker werdenden Regen langsam in nasse Papierfetzen auf. Das Resultat war immer dasselbe: Tränenvulkane eruptierten. Schrecklich. Ich war immer heilfroh, wenn ich es unbeschadet zum Martinsfeuer am Sportplatz schaffte, was nicht immer gelang, und wenn dort endlich der bessere Teil des Martintags begann.

Das Martinsfeuer loderte schon meterhoch in den dunklen Abendhimmel. Natürlich bewacht von den Jungs von der Freiwilligen Feuerwehr. Für die war das auch ein Großereignis. Einer der seltenen Fälle, in denen sie mit Feuer zu tun hatten und nicht das Hochwasser aus Kellern pumpen mussten. Aus Freude darüber verschenkten sie Weckmänner mit Tonpfeife. Die waren super und das Highlight des Tages. Der Weckmann war lecker, die Tonpfeife in den nächsten Wochen ein beliebtes Accessoire, das zeigen sollte, dass man schon groß war und rauchte. Und wirklich, mit gaanz viel Fantasie bildete ich mir ein, dass meine Atemwölkchen Tabakrauch wären. Einige Jahre später waren sie das dann auch. Ein bisschen eklig war das schon, aber hey, was macht nicht alles, wenn man denkt, Rauchen wäre cool. Heute weiß ich es besser, ganz losgekommen bin ich davon trotzdem noch nicht. Aber das ist eine andere Geschichte.

Irgendwann war das Martinsfeuer niedergebrannt und mit Löschschaum bedeckt. Der Zahnarzt galoppierte zurück ins Nachbardorf, und ich schlurfte mit meinem Pappmascheeunfall nach Hause. Froh, es wieder einmal hinter mich gebracht zu haben. Der Herbst ist einfach toll.  

Mehr Falk Fatal: fatalerror.biz

Illustration: Marc „King Low“ Hegemann

Noch bis Dienstag, 13. November, finden in ganz Wiesbaden diverse Martinsumzüge statt. Den Überblick findet ihr hier.