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Falk Fatal legt die Füße hoch

In der Nerostraße hat ein neues Café eröffnet. Eigentlich eine Nachricht, die so weltbewegend ist  wie die Mitteilung, dass in China ein Sack Reis umgefallen ist, in Bayern ein CSU-Amigo seinen Schäferhund als Bürohilfe angestellt hat oder dass Bayern München das Festgeldkonto öffnet und einfach für fünf Milliarden Euro die komplette Bundesliga kauft. Warum ich das Café hier trotzdem erwähne? Man bezahlt nicht für seine Getränke, sondern für die Zeit, die man dort verbringt.

Normalerweise werden Café- und Kneipenbesitzer fuchsig, wenn der pensionierte Lehrer Stunden braucht, um eine Tasse Kaffee zu trinken oder sich das Pärchen zwar ewig verliebt in die Augen blickt, aber die Weingläser kaum anrührt. Im Café Slow Time können sie das tun, ohne dass Bedienung einen auffordert, noch etwas zu bestellen.

Ein schöner Gedanke, denn normalerweise ist die Zeit unser größter Feind. Immer sitzt sie uns im Nacken. Immer wartet der nächste Termin. Immer soll die Zeit sinnvoll genutzt werden. Wer dagegen dem Müßiggang frönt, gilt als komisch.

Unsere Gesellschaft ist so durchgetaktet, dass kaum noch Zeit zum Verschnaufen bleibt. Morgens früh jagt uns der Wecker aus dem Bett, damit wir pünktlich auf der Arbeit oder in der Uni erscheinen. Dort muss immer mehr in meist immer weniger Zeit erledigt werden. Dank moderner Kommunikationsmittel oft auch über den Feierabend hinaus.

Da Arbeit nicht alles ist, hetzt man abends vielleicht noch weiter in die Lieblingskneipe, um Freunde zu treffen, in den Club, um ein Konzert oder eine Lesung zu sehen. Vielleicht wartet auch ein Hobby: die Bandprobe, das Fitnessstudio, die Skatrunde, das Fußballtraining, der VHS-Kurs oder die Theaterprobe. Doch immer sitzt die Zeit im Nacken. Unaufhörlich schreitet der Zeiger auf der Uhr voran. Denn wer abends zu spät ins Bett fällt, kommt Stunden später noch schwerer aus den Federn als sonst. Und wer Familie oder einen Partner hat, will natürlich auch die nicht zu kurz kommen lassen. Im Gegenteil.

Und dann die Wochenenden. Da wird nachgeholt, was unter der Woche auf der Strecke geblieben ist. Großeinkauf, ins Grüne fahren, Verwandte besuchen, Heimwerken oder im Garten Unkraut jäten. Dann ist das Wochenende wieder vorbei und die Tretmühle geht von vorne los.

Es ist kein Wunder, dass die Zahl der stressbedingten Erkrankungen immer größer wird. Burnout,   gilt vielen mittlerweile als Volkskrankheit. Die Lösung klingt so einfach und fällt vielen doch so schwer: Einfach mal abschalten, die Füße hochlegen und nichts tun.

Von außen betrachtet sieht das Café Slow Time wie der perfekte Ort dafür aus. Die Sofas und Sessel laden zum Verweilen ein. Selbst ausprobiert habe ich es leider noch nicht. Mir fehlte bisher die Zeit dafür. Die werde ich mir jetzt nehmen.

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