Der Frühling ist da. In voller Pracht. Die Bäume leuchten saftig-grün, vom blauen Himmel strahlt die Sonne herab. Im Dürerpark toben die Kinder über die Wiese und planschen im Bach, während die Eltern daneben auf einer Decke liegen und eine Entenfamilie ihre Runden dreht.
Ich mag den Frühling. Mit ihm kehrt das Leben zurück. Das Wintergrau wird mit satten Farben übertüncht. Es ist warm genug, um im Sommeroutfit den Nachmittag im Freien zu genießen, aber noch nicht heiß genug, um dabei im eigenen Schweiß zu ertrinken. Ich genieße diese Momente im Park mit meiner Liebsten, während um uns herum vergnügt das Leben tobt. Dieses Jahr noch ein bisschen mehr als sonst. Denn: Besser wird es nicht mehr werden. Dieses Gefühl verfolgt mich schon länger und es wird immer stärker: Besser wird´s nicht mehr. Der Höhepunkt liegt hinter uns. Von nun an gehts bergab.
Das liegt natürlich an Russlands Krieg gegen die Ukraine. Die Schäden und das Leid sind schon jetzt immens. Tausende sind gestorben, Hunderttausende sind traumatisiert, Millionen auf der Flucht. Die wirtschaftlichen Folgen spüren wir erst langsam, und doch sind sie nur ein kleiner Vorgeschmack auf das, was noch kommen wird. Und mit jedem weiteren Tag Krieg wird das Leid größer.
Doch auch wenn Putin nicht den roten Knopf drückt und der Krieg trotzdem augenblicklich enden würde, wäre der Ausblick nicht viel besser. Das IPCC hat jüngst einen neuen Klimabericht vorgelegt. Die Prognose ist düster. Bis 2025 müssten die globalen CO₂-Emissionen ihren Höhepunkt erreichen und damit spätestens in drei Jahren sinken, bis 2050 müsste die Weltbevölkerung CO₂-neutral leben, um die schlimmsten Folgen der Klimakrise zu vermeiden. Drei Jahre bleiben der verkrachten Menschheit noch, um sich auf einen effektiven Plan zur weltweiten CO₂-Reduzierung zu einigen und umzusetzen. Drei Jahre, um aus vielen entgegen gesetzten Interessen ein gemeinsames Ziel zu formen.
Ich weiß, Pessimismus ist einfach. Wenn man falschlag und das Schlimmste nicht eingetreten ist, hat man trotzdem gewonnen: die perfekte Wette. Doch wir hatten mehr als 40 Jahre Zeit, das drohende Unheil abzuwehren, mir fehlt die Hoffnung, dass uns das in den nächsten drei Jahren gelingt.
Am Dürerpark kündigt der Eiswagen mit quietschenden Hupgeräuschen sein Kommen an. Schon bildet sich eine kleine Schlange vor der Eisausgabe. Die Kinder zappeln und nehmen mit leuchtenden Augen die Waffel in Empfang. Ich nehme Pistazie und Erdbeere und frage mich, ob man irgendwann einmal sagen wird: “Weißt Du noch damals die gute alte Zeit, als die Kugel Eis noch 1,40 Euro gekostet hat?”
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Guter Kommentar !